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Auf dem Kirchplatz beginnen Fällungen am Montag Bäume verschwinden für Sicherheit und freie Sicht

Von Andreas Pinkert 26.02.2011, 05:25

#NULL#Am kommenden Montag fallen drei stattliche Laubbäume auf dem Kirchplatz der Säge zum Opfer. Grund: Die knapp 20 Meter hohe Rosskastanie ist zum akuten Sicherheitsrisiko geworden, die Winterlinden schädigen bei Wind das Gemäuer von St. Stephani. Für eine freie Sicht auf den Saalebogen sind bereits zahlreiche Bäume am Schiffsanleger in der Bernburger Straße verschwunden.

Calbe. Rund 125 Jahre ist die Rosskastanie auf dem Kirchplatz alt. Ein wahres Schmuckstück, das Epochen überdauerte. Nach Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Sozialismus, Marktwirtschaft und Jahrtausendwende ist am kommenden Montag Schluss. Mit Zustimmung des Umweltausschusses wird eine beauftragte Fachfirma nun das Fällen übernehmen. "Es ist wirklich sehr schade drum, aber einfach unumgänglich ", sagt Bauamtsleiter Volker Ludwig und schaut in die mächtige Krone. "Leider stellt der Baum ein großes Sicherheitsrisiko dar und muss im Zuge der Gefahrenabwehr beseitigt werden."

"Es ist sehr schade um die Bäume, aber unumgänglich"

Die knapp 20 Meter hohe Rosskastanie ragt mit einem ausgeprägten Schiefstand von 30 Grad in den Himmel. Den Stamm durchziehen Spannungsrisse und mehrere schlecht verheilte Astungswunden mit Einfaulungen. Mit einem Zollstock demonstriert Volker Ludwig das Hauptübel. In rund einen halben Meter Höhe kann er rund 80 Zentimeter des Gliedermaßstabs im Baumstamm verschwinden lassen. "Im Inneren ist durch Fäulnis ein großer Hohlraum entstanden, der sich bis zu mehreren Metern hochzieht. Nicht auszudenken, wenn starker Wind die voll belaubte Krone belastet."

Ein ähnlicher Fäulniszustand wurde nur wenige Meter weiter an einer der beiden rund 55 Jahre alten Winterlinden diagnostiziert. Der zweite Baum steht lediglich 1,50 Meter von der Kirchenmauer entfernt, die Äste schlagen vor allem bei Wind an das Gemäuer und richten Schaden an. "Zudem stehen die Bäume der geplanten Trockenlegung des Mauerwerks von St. Stephani im Weg", erklärt Ludwig. Im Zuge der anstehenden Neugestaltung des Kirchplatzes sollen auf jeden Fall Ausgleichsplanzungen vorgenommen werden, versichert der 62-Jährige.

"Bäume stehen bei Trockenlegung der Mauern im Weg"

Ausgleichspflanzungen wird es auch an der Böschung am Schiffsanleger in der Bernburger Straße geben. Dort hatten Bauhof-Mitarbeiter in dieser Woche, mit Zustimmung des Umweltausschusses, ebenfalls Bäume gefällt. Nach dem Plan des Calbenser Verschönerungsvereins soll es dadurch eine ungehinderte Sicht auf den Saalebogen als einem städtischen Wahrzeichen geben. Der Fluss soll zudem mit einem Weg und einer Gabionenwand stärker in das Areal am neu gestalteten Storchplatz einbezogen werden. Die Böschung soll wegen einfacherer Pflege mit Rasen eingesät und stellenweise kleinere Gehölzgruppen angepflanzt werden.

Bäume spielen in der Stadt eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur ein ästhetisches Gestaltungsmittel, sondern haben einen positiven Einfluss auf das Klima. Durch Staubfilterung, Verdunstung und Sauerstoffproduktion wird die Luft verbessert. Der Schatten des Laubdaches verhindert, dass sich Flächen im Sommer zu stark aufheizen. Außerdem bietet der Baum Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten. Laut einer Ausarbeitung des BUND produziert eine 100-jährige Rotbuche täglich bis zu 9400 Liter Sauerstoff.