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Ab dem 2. Mai wird die neue Fahrbahn befahren / Dann beginnt Ausbau der alten Trasse / Ende des Jahres soll alles fertig sein Vier Spuren heben Nadelöhr auf

Von Daniel Wrüske 28.04.2011, 06:28

Seit 2009 baut das Land die Bundesstraße 81 zwischen Egeln und Langenweddingen/Bundesstraße 246 a (Landkreis Börde) aus. Ende 2011 soll das wichtige Straßenbauprojekt beendet werden. Dann ist die Bundesstraße ähnlich wie die B 6n vierspurig befahrbar. Anfang Mai gibt es ein wichtiges Zwischenereignis: Die neu gebaute Fahrbahn Richtung Magdeburg wird frei gegeben. Dann wird mit dem Ausbau der jetzigen alten Fahrbahn Richtung Halberstadt begonnen. Das gesamte Bauprojekt kostet rund 16 Millionen Euro.

Egeln. In der ersten Maiwoche müssen Autofahrer auf der Bundesstraße 81 den Baustellenbereich rund um Egeln und der Gaststätte am Körling bewusster befahren als sonst. Zwar gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen, doch ab dem 2. Mai geht es im wahrsten Wortsinn anders lang. Denn dann wird die neue Richtungsfahrbahn Magdeburg der Bundesstraße frei gegeben. Zunächst werden die Autos, Lkw und Co. jeweils einspurig in beide Richtungen geführt. Weil gleichzeitig die Bauarbeiten an der alten Fahrbahn beginnen, auf der bisher noch der Verkehr rollt. "Eine wichtige Etappe innerhalb des Komplettausbaus der B 81 in diesem Bereich", sagt Baudirektor Uwe Langkammer.

Der Niederlassungsleiter des sachsen-anhaltischen Landesbetriebs Bau Mitte ist sozusagen oberster Herr über das Geschehen. Seit 2009 arbeitet seine Behörde an der Straße, die Planungen reichen noch weit in die Vorjahre. Der Aufwand sei nützlich, der Ausbau alternativlos, meint Uwe Langkammer. "Dieser Bereich galt bisher immer als Nadelöhr." Dabei sei er einer der verkehrsreichsten Abschnitte südlich der Landeshauptstadt Magdeburg. 20 000 Fahrzeuge, so der Niederlassungsleiter, seien zu Planungszeiten auf der B 81 zu verzeichnen gewesen. Uwe Langkammer schätzt, dass es heutzutage bereits weitaus mehr sind. "Darunter ein nicht unerheblicher Teil an Schwerlastverkehr."

Doch das sei nicht allein der ausschlaggebende Punkt für die Ausführung des millionenschweren Bauvorhabens gewesen. Deutschland ist ein Land, in dem das Meiste behördlich festgelegt ist. Und so gibt es auch ein Regelwerk für Bundesstraßen. Das hat der Bund vor Jahren erlassen. Das Regelwerk beschreibt eindeutig, wie eine solche Verkehrsachse auszusehen hat, welche Baubedingungen für sie gelten müssen und wie sie an das sie umgebende Verkehrsnetz angeschlossen sein muss. "Außerhalb von geschlossenen Ortschaften sind bei einer vierspurig ausgebauten Fahrbahn plangleiche Anschlüsse verboten", nennt Uwe Langkammer eine zu erfüllende Vorgabe. Eine Kreuzung, wie die an der Gaststätte Körling, darf es nicht mehr geben.

Aus diesem Grund haben im Frühherbst 2009 auch die Bauarbeiten damit begonnen, diese Stelle zu entschärfen. Eine neue Brücke wurde über die B 81 gebaut, über die der Verkehr zwischen Schwaneberg und Altenweddingen jetzt geführt wird. Im Oktober 2010 wurde die Überführung in Betrieb genommen. Später wird es hier auch Auf- und Abfahrten geben. Aber auch die Einfahrten auf die Landwirtschaftswege, die nach Uwe Langkammers Angaben ein "Gefahrenpotenzial" bargen, wenn Landmaschinen auf die B 81 fuhren, fallen komplett weg. Rund um die neue vierspurige Straße ist ein weitmaschiges Wirtschaftswegenetz entstanden, auf dem die Landwirte ihre Äcker erreichen, und mit dem positiven Nebeneffekt, dass auch Radtouristen diese Wege gefahrlos nutzen können.

Fahrbahnen werden im Niveau angeglichen

2010 wurde auch mit den Bauarbeiten an der neuen zweispurigen Richtungsfahrbahn Magdeburg begonnen, auf welcher der Verkehr ab Mai rollt. Rund fünf Kilometer Straße sind so gut wie fertig. Für das gesamte Projekt war viel Planung und Vorarbeit nötig. Da ist das Planfeststellungsverfahren zu nennen, bei dem alle Träger öffentlicher Belange gehört werden. Brücken- und Straßenbauarbeiten wurden europaweit ausgeschrieben, Zuschläge erhielten Firmen aus Sachsen-Anhalt. Grundstücke oder Grundstücksanteile von rund 50 verschiedenen Eigentümern musste das Land dauerhaft oder zumindest zeitweilig für die Zeit der Arbeiten erwerben. Eine Trinkwasserleitung musste verlegt werden. Es gab archäologische Grabungen. Damit die Fahrbahn ein einheitliches Niveau hat und nicht wie jetzt als kaum einsehbare Berg- und Talstrecke verläuft wurden rund 80 000 Kubikmeter Boden bewegt. Es gab Erdaushub und Dammschüttungen.

Auch die alte Fahrbahn wird ein einheitliches Niveau haben. Experten wie Uwe Langhammer sprechen von Gradienten und ausgeglichener Trassierung. Damit der Straßenunterbau eine stabile Grundlage bildet, gab es bodenverbessernde Maßnahmen. Zu allem kamen die erforderliche Oberflächenentwässerung der Fahrbahn, eine Hamsterleiteinrichtung, die Bordeinfassung, Schutzplanken und Wildschutzzäune.

So waren zu Hochzeiten bis zu 50 Arbeiter aus acht unterschiedlichen Firmen verschiedenster Gewerke mit ihren Arbeiten zu Gange. "Eine Herausforderung bei fließendem Verkehr", sagt Uwe Langkammer und betont, dass es nie zu längerfristigen Vollsperrungen kommen musste und es bis jetzt auch keine gravierenden Unfälle auf der Strecke gab, obwohl Baufahrzeuge manchmal sogar sieben Tage die Woche im 24-Stunden-Betrieb unterwegs gewesen seien.

Das sei nicht nur der Umsicht der Bauleute zu verdanken, meint der Niederlassungsleiter. "Die Verkehrsteilnehmer sind sehr diszipliniert und stellen sich immer auf die jeweiligen Situationen ein." Prüfmomente seien immer Änderungen bei der Verkehrsführung, wie jetzt im Mai. Da gibt sich Uwe Langkammer gelassen. "Reine Gewöhnungssache!" Eine Vollsperrung sei zwar anfangs im Gespräch gewesen, doch diese Ideen wurden schnell verworfen. "Ein großräumiges Verkehrsumleitungskonzept ist nicht möglich. Es gibt keine Verkehrswege in der Region, die Leistungen wie die B 81 aufweisen." Zudem fehlten bei möglichen Straßen die Anbindung oder ihr Zustand sei nicht optimal.

Keine gravierenden Verzögerungen

Uwe Langkammer hofft, dass zum Jahresende die B 81 zwischen Egeln und Körling fertig ist. Das Wetter 2010, vor allem die verregneten Sommermonate Juli und August, sorgten zwar für Zeitverzögerungen. Doch die wurden, so der Niederlassungsleiter, durch Verschiebungen innerhalb der Baumaßnahmen ausgeglichen. "Der Endfertigstellungstermin ist dadurch nicht gefährdet." Im Frühjahr 2012 sollen lediglich noch der Ausbau der Wirtschaftswege und Restarbeiten ausgeführt werden.

Rund 18 Millionen Euro kostet der vierspurige Ausbau mit allem Drum und Dran. Finanziert wurden Brücken- und Straßenbau 2010 über finanzielle Mittel aus dem ersten Konjunkturpaket der Bundesregierung, seit 2011 übernimmt der Bundeshaushalt die Kosten.