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Bert Knoblauch (CDU) und Holger Goldschmidt (Einzelkandidat) im Volksstimme-Interview Stichwahl: Kandidaten stellen sich den Fragen

04.01.2014, 10:50

Wer wird der neue Oberbürgermeister von Schönebeck? Bert Knoblauch (CDU) und Holger Goldschmidt (Einzelkandidat) stellen sich am 12. Januar den Schönebeckern zur Wahl. Vor der Stichwahl haben die Volksstimme-Redakteurinnen Heike Heinrich und Kathleen Radunsky mit beiden gesprochen.

Volksstimme: Nach der Wahl ist vor der (Stich-)Wahl - und dazwischen waren die Festtage. War Weihnachten oder Wahlkampf?

Knoblauch: Ich habe mir vorgenommen, das Wahlvolk wenigstens über Weihnachten in Ruhe zu lassen. Ein paar Termine waren aber trotzdem.

Goldschmidt: Dem kann ich mich anschließen. Die Fragen, die aus dem Umfeld kommen, da rede ich natürlich drüber.

Volksstimme: Wie wird Ihr Wahlkampf bis zur Stichwahl in der kommenden Woche aussehen?

Knoblauch: Ich habe noch einige Termine. Nächste Woche habe ich einen Termin mit Umweltminister Hermann Onko Aeikens in Elbenau, es geht um die Deichsicherung hinsichtlich des Umflutkanals. Und am 9. Januar werden Innenminister Holger Stahlknecht und ich gemeinsam an einem Marktstand sein. Die Gelegenheit werde ich nutzen, um die Polizeireform anzusprechen.

Goldschmidt: Am Wochenende ist es ein wenig ruhiger. Es ist mehr oder weniger alles spontan, ich habe noch keine weiteren Termine geplant.

Volksstimme: Wie wollen Sie noch Stimmen für sich gewinnen?

Knoblauch: Mir ist wichtig, die für die Wahl zu bekommen, die schon einmal bei der Wahl waren. Denn sie waren schon einmal willens, ihre Wahl zu treffen. Es wird sicher schwer, die zu begeistern, die noch nicht wählen waren. Hauptansatzpunkt wird, die für die Wahl zu begeistern, die für die anderen Kandidaten gestimmt haben. Denn einen Oberbürgermeister bekommt ihr bestimmt, also trefft die Wahl.

Goldschmidt: Die Wahlbeteiligung im Vergleich zur Abwahl ist erschütternd. Es sind jetzt gewisse Auftritte zu organisieren, um noch einige Wähler vom Nichtwählerpotenzial zu begeistern. Jeder Wähler hat sein Recht und sollte das auch wahrnehmen.

Volksstimme: Nennen Sie drei gute Gründe, warum der Schönebecker Wähler seine Stimme Ihnen geben soll - und nicht Ihrem Konkurrenten.

Goldschmidt: Ich bin sehr lange im Geschäft und habe Verwaltungserfahrung gesammelt in verschiedenen verantwortlichen Bereichen. Ich bin mit den Themen dieser Stadt verbunden. Und ich kenne mich in Fragen des Katastrophenmanagements aus. Beim Juni-Hochwasser habe ich mitbekommen, was in Schönebeck nicht gut gelaufen ist. Ich bin dieser Stadt verpflichtet. Ich wohne hier seit 30 Jahren. Was soll man meckern, man hat als Bürger dieser Stadt eine Pflicht und Verantwortung. Die Stadt braucht einen verbindenden Charakter. Und auch nach außen, zum Landkreis und zum Land. Ein Netzwerk hat der Stadt in den letzten Jahren gefehlt. Schönebeck hat die einmalige Chance jemanden wie mich zu kriegen. (schmunzelt)

Knoblauch: Wir brauchen jemand, der nicht nur Verwaltung kann, sondern sie auch leitet. Nur einen Verwalter zu haben, wäre zu kurz gesprochen. Da ist es nicht schlecht, einen Quereinsteiger zu haben. Meine juristische Ausbildung wird mir sehr von Vorteil sein bei der Bewältigung der Aufgaben. Und drittens meine Wesensart. Ich bin sehr offen und verbindend. Ich bin nicht nachtragend, wie es bisher in der Verwaltung der Fall war. Probleme werden also sachdienlich abgehandelt.

"Einen Oberbürgermeister bekommt ihr, also trefft die Wahl." - Bert Knoblauch (CDU)

Volksstimme: Die Juni-Flut hat Schönebeck getroffen. Wie wollen Sie mit der Situation umgehen? Abwarten, bis vom Land Geld fließt oder Eigeninitiative zeigen?

Knoblauch: Wenn es möglich ist zu investieren, werden wir investieren. Aber das hängt vom Haushalt ab. Denn wir können uns nicht nur hoch verschulden für die Investitionen. Wenn Fördermittel kommen, müssen wir als Stadt aber einen Eigenanteil leisten können. Wie schnell das wirklich geht, ob vielleicht in ein oder zwei Jahren, das hängt vom Geld ab. Möglicherweise können auch private Investoren ins Boot geholt werden. Das wurde mir aus einigen Wirtschaftsunternehmen signalisiert. Wenn die Finanzierung gesichert ist, wird es nicht an der Stadt liegen.

Goldschmidt: Das Land hat sich zur Juni-Flut bekannt, um Deichschutzmaßnahmen wieder durchzuführen. Es ist wirklich die Frage, welche Realkosten für Schönebeck da kommen. Wir müssen unseren Haushalt abwarten. Aber Kreditaufnahmen werden schwierig. Die Stadt muss natürlich auch eigene Maßnahmen ergreifen. Aber ich will das Land nicht aus seiner Pflicht nehmen.

Knoblauch: Aber die Stadt muss auch etwas tun, wenn es um die innerstädtische Schutzlinie geht. Wir müssen sehen, was wir leisten können. Das ist dann die Frage einer Prioritätenliste.

Goldschmidt: Hier müssen wir in jedem Fall eine schnelle Antwort finden. Da wird nicht viel Zeit ins Land gehen.

Volksstimme: Seit Jahren kämpfen Bürger schon gegen das Drängwasser. Seit Jahren wird darüber geredet, was getan werden könnte. Wann folgen Taten?

Goldschmidt: Der Abfangggraben kann nur eine von vielen Maßnahmen sein. Es sollen die Tiefendrainage noch eine Rolle spielen und das Schöpfwerk, damit das Wasser aus dem Umland herausgeführt wird. Jeder Tropfen weniger ist eine Entlastung. Eine Frage wird beispielsweise sein, wie entlaste ich den Solgraben? Wir können nicht gewisse Engstellen aufmachen und lassen das Wasser in Richtung Frohse laufen. Insofern muss das dann ein Zusammenspiel aller Maßnahmen sein. Wir müssen ein Signal auch in Richtung der Unternehmen geben, dass die Gewerbegebiete gesichert sind.

Knoblauch: Die Maßnahmen liegen auf der Hand. Das sind der Abfanggraben, die Tiefendrainage und möglicherweise ein 100-prozentiger Anschluss an das Niederschlagswasser. Aber auch hier sind wir wieder an der Finanzierung, woran alles hängt. Maßgeblich wird sein, wie die Betriebskosten nachher auf alle zu verteilen sind, denn die Stadt wird nicht alle Kosten allein tragen können. Viele Schönebecker sind bereit, Geld zu geben. Ich bin dagegen, zum Beispiel nur Felgeleben und Sachsenland mit einem Anschlusszwang in die Pflicht zu nehmen. Da wird sicher noch viel Überzeugungsarbeit sowie Bürgerinformation nötig sein.

Volksstimme: Ein anderes Thema. Sie sind sich einig, dass Wirtschaftsförderung Chefsache werden soll. Was heißt das genau?

Knoblauch: Das habe ich immer betont. Klingt abgedroschen, ist aber so. Die Wirtschaftsförderung macht einen guten Job, auch wenn das nach außen nicht immer sichtbar ist. Es ist aber Sache des Oberbürgermeisters, hier aktiv einzugreifen. Hier möchte ich mich engagieren. Aktiv begleiten, zum Beispiel auch mit Unternehmenspflege vor Ort. Wir haben gute Unternehmen, die zukunftssicher sind. Es wird viel schlecht geredet, was wir hier haben. Ist es aber nicht. Wir wollen Unterstützung von Firmen, gleiches können sie von uns verlangen. Dazu gehören Beteiligungen und Informationen. Der Kontakt zur Stadt muss gefördert werden, zum Beispiel durch eine Plattform von Seiten der Stadt oder regelmäßige Treffen. Die Wahrnehmbarkeit der Stadt in den Firmen muss gegeben sein und das auch ohne Anlass. Und auch wir können von den Verbindungen der Unternehmen profitieren. Es ist keine Einbahnstraße.

Goldschmidt: Als Stadt müssen wir den Unternehmen entgegenkommen. Bestandssicherung der Unternehmen ist wichtig. Für mich ist es typisch, bei den Unternehmen auch vor Ort zu sein. Es muss ein langfristiges partnerschaftliches Miteinander geben. Es werden durchaus Klinken zu putzen sein. Ich warte nicht, dass die Unternehmen zu uns kommen, sondern ich gehe auf sie zu. Zum Beispiel mit Unternehmertreffen. Oder es gibt dann eine Unternehmer-App oder direkte E-Mail-Verbindungen. Es muss einen direkten heißen Draht geben. Nach außen brauchen wir auch ein entsprechendes Image. Beim Indus-triepark West - er ist noch recht jungfräulich - da gibt es noch einiges zu tun. Zum Beispiel die Breitbandvernetzung dort. Das muss man insgesamt in der Stadt vor Augen halten.

"Es wird viel schlecht geredet, was wir hier haben. Ist es aber nicht." - Bert Knoblauch (CDU)

Volksstimme: Liegt das Augenmerk nur auf den großen Unternehmen? Wie stehen Sie zum Umgang mit Existenzgründern, da das Beraternetzwerk der ego.-Piloten nun reduziert wird?

Knoblauch: Das muss durch die Stadt weiter aufgefangen werden. Dafür ist Wirtschaftsförderung da. Wir müssen die Gründer an die Hand nehmen und alles in die Wege leiten. Ich kenne viele, die den ego-Pilot genutzt haben. Das war gut. Das muss verstärkt in der Stadt angegangen werden. Denn auch die kleinen Unternehmer stärken uns als Stadt am Ende.

Goldschmidt: Die Lücke, die jetzt entsteht, muss von der Stadt gefüllt werden. Für mich ist da nicht Land unter. Wir werden die Existenzgründer begleiten. Ich selbst bin langjährig im Arbeitskreis der Regionalen Existenzgründeroffensive Schönebeck für die Stadt Barby aktiv gewesen, wovon unsere Stadt künftig profitieren kann.

Volksstimme: Ist die Verwaltung aus Ihrer Sicht optimal organisiert? Stichworte Personal, Amtsstruktur.

Knoblauch: Viel weniger Mitarbeiter dürfen es nicht werden, damit die Pflichtaufgaben erfüllt werden können. Quantitativ lässt sich also nicht viel ändern. Man muss sehen, ob es Umstrukturierungen geben wird. Zum Beispiel aus vier Dezernaten drei machen. Stichpunkt Motivation: Gegebenenfalls werden Stellen neu bewertet.

Goldschmidt: Die Verwaltung hat ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft mit ihren Möglichkeiten und qualitativem Standard. Man muss hier noch mehr punkten. Ich möchte erst einmal die Befindlichkeiten der Verwaltung kennenlernen. Woran liegt das schlechte Image der Verwaltung? Das muss noch verifiziert werden. Ämter zusammenlegen, das wird sich nach unseren Zielvorgaben neu ordnen. Ich möchte ein modernes, innovatives, gut aufgestelltes Personal. Es wird auf jeden Fall nicht mehr werden an Personal. Aber die Qualität wird steigen.

Volksstimme: Sind Sie mit dem Stadtmarketing zufrieden?

Knoblauch: Ganz wichtig. Das Stadtmarketing kann mehr werden. Ich habe mich früher auch Facebook verschlossen, mittlerweile nicht mehr. Wir dürfen kein Medium auslassen, um alles zu nutzen. Das sollte man zukünftig verändern. Das muss professionell gemacht werden. Mich stört auch, dass aus der Verwaltung auf Pressemitteilungen aus der Volksstimme wenig reagiert wird. Die Außendarstellung der Stadt ist ganz wichtig, dafür ist der Oberbürgermeister als Repräsentant wichtig. Auch die Naherholung in Ostelbien wurde zu wenig vermarktet. Da muss und kann mehr gemacht werden. Werbung ist heutzutage eben alles.

Goldschmidt: Ich bin mit dem Stadtmarketing noch nicht zufrieden. Gerade mit der Darbietung bei Facebook. Schönebeck hat bisher keinen eigenen Auftritt. Sondern nur eine Seite, die von privat betrieben wird. Es muss eine App geben, um auch aktuelle Zugänge zu haben. Man muss einen Draht zum Bürger herstellen. Das Stadtmarketing hat gefühlt nachgelassen. Wir waren schon einmal präsenter mit verschiedenen Außenaktivitäten. Es muss unser Anspruch sein, Schönebeck gerade mit seinem Soleheilbad und mit seinen Vorzügen über die Landesgrenzen hinaus zu bewerben. Wenn ich nur an die guten Ansätze der chinesischen Heilkunst noch vor Jahren erinnern darf. Warum konnte die Stadt daraus keine Wertschöpfung für sich realisieren?

"Inzwischen sind wir dankbar, wenn wir ein Bürgerbüro behalten." - Holger Goldschmidt (Einzelkandidat)

Volksstimme: Die Kreisverwaltung sitzt größtenteils in Bernburg. Werden die bisherigen Kreisteile in Schönebeck verbleiben?

Knoblauch: Ich habe mich bisher schon im Kreis stark dafür gemacht, dass die Kreisverwaltung in Schönebeck bleibt. Dabei werden mir immer die regionalen Befindlichkeiten vorgeworfen. Das Problem am Wegzug des Kreises aus Schönebeck ist eben das Verlorengehen der Bürgernähe. Ich finde das schade. Die Mitarbeiter, die weggehen, sind auch ein Kaufkraftverlust. Wichtig ist mir, dass wir ein Kreis-Bürgerbüro hier behalten.

Goldschmidt: Inzwischen sind wir schon dankbar, wenn wir ein Bürgerbüro noch behalten. Es ist tragisch, was hier in Schönebeck passiert ist. Aber wir haben die Chance, mehr Kooperationen mit Magdeburg und den Umlandgemeinden zu haben in einer interkommunalen Zusammenarbeit. Der Kreis hat sich mit seinen Angeboten von uns entfernt. Wir müssen die Dasseinsfürsorge in Zukunft anders organisieren.

Volksstimme: Wie stehen Sie zu einem Neubau für die Stadtverwaltung?

Knoblauch: Der Vorteil ist die Konzentration einer Verwaltung insgesamt. Dadurch gibt es kurze Informationswege. Die Frage besteht, was die kostengünstigste und strukturbeste Variante ist.

Goldschmidt: Zentrale Anlaufstelle, eine kompakte Verwaltung an einem Ort ist wichtig. In Schönebeck ist die Verwaltung derzeit zu weit auseinandergezogen. Es gibt Handlungsbedarf. Aber da muss man tiefer hineingucken. Es sind auch die Frage der technischen Aufstellung der Verwaltung und der Personalentwicklung zu klären.