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Hecklinger Betreuungseinrichtung zeigt Schülern in Workshops, wie es in der Welt ihrer Klienten aussieht "Nicht alle Tassen im Schrank?": Lebenshilfe gelingt die Inszenierung von Gefühlswelten psychisch Kranker

Von Franziska Richter 08.05.2013, 03:13

Staßfurt l Eine "Inszenierung" der anderen Art zeigte die Lebenshilfe Bördeland gestern im Salzlandtheater. Statt eine Veranstaltung mit drögen Fachvorträgen und Ermahnungen abzuhalten, dachten sich Therapeuten und Psychologen der Hecklinger Wohnstätte etwas anderes aus: Sie ließen die Schüler am eigenen Leib erleben, wie sich psychische Erkrankungen aller Art anfühlen.

Besonders stolz waren die Mitarbeiter auf den selbstgebauten "Tunnel der Depression": Ulrike Schulz fand es beeindruckend, durch den engen Gang zu kriechen. "Ich kann mir zwar denken, wie sich eine Depression anfühlt, aber ich selbst habe es noch nicht erlebt", erklärt die Schülerin. Auch wenn der kleine Tunnel das schlimme Gefühl der Depression darstellen sollte - die Schüler hatten dennoch ihren Spaß bei solchen Erlebnissen.

Auch Zvenja Offenbecher und Annaliesa Schmitz mussten oft kichern in einem Parcours, der das Gefühlsleben der Schizophrenie erklären sollte: Hier hatten die Mitarbeiter der Lebenshilfe Tische voller Lebensmittel aufgestellt. Zvenja und Annaliesa sollten ihren Einkauf machen. Doch Musik aus zwei Radios, flüsternde Stimmen und finstere Gestalten hielten sie davon ab. Letztere legten ihnen ganz andere Sachen in den Korb. Am Ende wurde ausgezählt: Hatten Zvenja und Annaliesa in diesem Wirrwarr noch alle(s) beisammen?

Vier weitere Workshops gab es für die Jugendlichen von Tierparkschule, Kastenschule und Gymnasium rund um das Thema psychische Erkrankung zu erleben. Mit Therapeuten und Psychologen der Lebenshilfe konnten sie locker über alle Facetten des Themas diskutieren. Mit der Aktion beteiligte sich die Lebenshilfe Bördeland an einer Aufklärungskampagne zur Gleichstellung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die derzeit in Sachsen-Anhalt läuft und den Titel "Nicht alle Tassen im Schrank? Na und!?" trägt.

Noch vor den Workshops wurden im Theater Audiobeiträge eingespielt, bei denen Betroffene über ihre Krankheit sprachen: "Jeder sollte dran denken: Schon morgen kann er von den Erkrankungen, die wir haben, betroffen sein", ermahnte eine Frauenstimme und bezeichnete zugleich Sinn und Zweck des Tages.