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Trotz SparkonzeptGehaltserhöhung für Geschäftsführer der Staßfurter Wobau

Der städtische Wohnungs- und Baugesellschaft Staßfurt mbH (Wobau) geht
es so schlecht, dass im vergangenen Jahr sogar über einen Verkauf
nachgedacht wurde. Mitarbeiter verzichten freiwillig auf Teile ihres
Gehalts. Aber der Geschäftsführer bekommt eine Gehaltserhöhung.

Von Franziska Richter und René Kiel 05.02.2014, 01:17

Staßfurt l Bei einem Stammtisch der Linken stellte sich heraus: Dr. Dieter Naumann, Geschäftsführer der Wobau, bekam eine Gehaltserhöhung. Eric Maindok von der Unabhängigen Bürgervertretung Staßfurt (UBvS) war selbst bei dem Themenabend, bei dem es um den unbedingten Erhalt des Unternehmens in kommunaler Hand ging.

Dabei habe Naumann die Gehaltserhöhung selbst bestätigt. "Ich finde das überhaupt nicht in Ordnung", ärgert sich Eric Maindok. "Wir müssen die Wobau doch auf eine wirtschaftlich korrekte Basis stellen. Wenn es in einem Unternehmen etwas schlecht läuft, dann beschließe ich doch keine Gehaltserhöhung. Auf der einen Seite verzichten dort Mitarbeiter freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts und dann das", so Maindok.

"Ungerechtfertigt und unsensibel"

Hintergrund sind die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens, das mit einem hohen Leerstand von 25 Prozent (650 Wohnungen) zu kämpfen hat. Sogar der Verkauf stand deshalb als Idee im Raum, bis sich die Stadt schließlich doch für den Erhalt in kommunaler Hand und ein Konzept zur Umstrukturierung und Gesundung der Gesellschaft entschied. Maindok macht auch Oberbürgermeister René Zok als Aufsichtsratschef der Wobau sowie allen anderen Mitgliedern dieses Gremiums den Vorwurf, dieser Gehaltserhöhung zugestimmt zu haben.

Ähnlich sieht es Ralf-Peter Schmidt (Linke): "Ich finde das ungerechtfertig und unsensibel in der aktuellen problematischen Situation der Wobau. Solche Gehaltserhöhungen sind bei Erfolgen in Ordnung, aber wir standen kurz vor dem Verkauf und von einer Erfolgsgeschichte kann man hier nicht sprechen."

Während des Stammtisches hatte Dr. Dieter Naumann erklärt, dass der Aufsichtsrat die Gehaltserhöhung beschlossen hatte, weil er im Jahr 2012 zusätzlich die Verantwortung als Geschäftsführer für die von der Wobau zu 95 Prozent einverleibte Wohnungsgesellschaft Förderstedt übernommen hatte und damit auch mehr Aufwand habe. Zok teilte mit, dass dies ein Beschluss des gesamten Aufsichtsrats gewesen sei und Maindok einzelnen Mitgliedern keinen Vorwurf machen könne.

"Mehr Verantwortung - mehr Gehalt"

Zok verteidigt jedoch das Vorgehen bei der Wobau. Es sei einiges getan worden, um das Unternehmen in eine positive Richtung zu führen: Zuvor gab es nämlich zwei Geschäftsführer, das ist "eine erhebliche Einsparung", so Zok. Zur Gehaltserhöhung: "Die zusätzliche Vergütung ist durch Wirtschaftsprüfer auf ihre Angemessenheit überprüft worden und aufgrund der erweiterten Verantwortung für die Leitung von zwei unabhängigen GmbH auch berechtigt. Dabei ist der Aufsichtsrat auch beim Geschäftsführer deutlich unterhalb der ermittelten Angemessenheit geblieben."

Dass bei den Mitarbeitern der Wobau nur gespart werde, könne so nicht stehen bleiben: Diese haben zwar "in ihrer Betriebsvereinbarung ebenfalls eine Solidaritätsklausel. Es wird auf die Tarifzahlung zugunsten der Anzahl der Beschäftigten verzichtet", bestätigt Zok. Aber: "Auch für die Mitarbeiter erfolgte 2012, nach über zwei Jahren ohne Erhöhung, eine Anpassung als Inflationsausgleich, analog zum Tarif", erklärt der Aufsichtsratschef.

Den Gehaltsaufschlag hatte der Chef der Wählergemeinschaft "Salzland", Hartmut Wiest, bereits in der Dezember-Sitzung des Stadtrates zur Sprache gebracht. Auf seine Frage, ob die Gerüchte stimmen und wer für die Probleme verantwortlich ist, erhielt er von Zok bis heute keine Antwort, sagte Wiest gestern.

Das vom Stadtrat beschlossene Umstrukturierungskonzept sieht vor, den Bestand von derzeit rund 2700 Wohnungen durch Abriss und Verkauf an private Investoren auf 1796 zu verringern. Geplant sind aber auch kontinuierliche Mietanpassungen, um die Einnahmen zu verbessern.