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Kritik von Ortsbürgermeister und Pfarrer / Bürger und Ortschaftsrat seien kaum informiert worden Ärger wegen Autohof bei Brumby

Von Franziska Richter 30.09.2014, 03:12

Der geplante Autohof bei Brumby mit McDonald`s und Shell sorgt für Ärger. Der zuständige Ortschaftsrat sowie die Bürger des Ortes seien nicht ausreichend informiert worden.

Förderstedt/Brumby l Durch einen Bericht in der Staßfurter Volksstimme (25. September) ist die Diskussion um den geplanten Autohof in Brumby ins Rollen gekommen. Die Fast-Food-Kette McDonald`s will direkt an der Autobahn bei Brumby, Fahrtrichtung Magdeburg, ein Schnellrestaurant bauen. Ob der Weltkonzern Shell wie angekündigt auch dazukommt, ist derzeit fraglich.

Für Kritik sorgte der Umgang mit dem Thema beim Ortsbürgermeister von Förderstedt, Peter Rotter. Weder über die aktuellen Probleme mit dem Autohof noch über das Vorhaben allgemein sei der Ortschaftsrat Förderstedt informiert worden. Die Stadt hätte das Gremium von Anfang an besser einbeziehen müssen, sagte Rotter der Volksstimme. Er hat für die heutige Sitzung des Ortschaftsrats Förderstedt - ab 18.30 Uhr im "Löbnitzer Hof" in Löbnitz - den Wirtschaftsförderer der Stadt, Christian Schüler, eingeladen und möchte, dass dieser die Ortschaftsräte über die Pläne informiert.

Auch Pfarrer Gottfried Eggebrecht aus Brumby kritisiert das Vorhaben scharf, denn McDonald`s soll nicht in das schon vorhandene Gewerbegebiet West in Brumby, sondern es soll dazu eigens eine bisher nur landwirtschaftlich genutzte Fläche verwendet werden.

Pfarrer Eggebrecht sagt: "Da wurden in den 90er Jahren im heutigen Stadtgebiet 19 Gewerbegebiete erschlossen mit Millionen von Steuergeldern. Die sind aber nicht ausgelastet. Das Geld der Steuerzahler wurde damit nicht in den Sand, aber in den besten Bördeboden gesetzt. Auch in Brumby wachsen Gras und Bäume auf Invest-ruinen."

Dass viele Gewerbegebiete nur teilweise oder gar nicht genutzt sind, ist klar. Im jüngsten Bauausschuss kündigte der Wirtschaftsförderer Christian Schüler an, das Gewerbe an weniger Orten zu konzentrieren und ungenutzte Gewerbegebiete zu reduzieren. Beim Lesen dieser Aussage fragte sich Gottfried Eggebrecht: "Wie soll das geschehen? Bleiben die Flächen mit Anschlüssen und Kanälen im Boden und die neuen Straßen unberührt liegen? Werden sie zurückgebaut mit weiteren Millionen Steuergeldern?"

Im Bauausschuss wurde folgendes Szenario angedeutet: In Brumby wird der Autohof an die Autobahn gebaut und die Fläche bis zum Gewerbegebiet West auch noch als Gewerbegebiet ausgebaut. Für Pfarrer Eggebrecht ist das ein schlimmes Szenario: "Wir bauen - vermutlich mit weiteren Steuergeldern - ein neues Gewerbegebiet vom Ortsausgang Brumby bis zur Autobahn und konzentrieren hier zukünftige Investoren. Dann liegt der geplante Autohof mit Shell-Tankstelle und McDonald`s auch nicht mehr in der Walachei, sondern `schön` angebunden am Ort." Der Begriff "Lückenschluss" wie er von der Stadt kam, sei bei den schätzungsweise 20 bis 30 Hektar "guten Bördebodens" unpassend.

Kommt es tatsächlich so, wäre dies in Brumby keine Konzentration, sondern eine Erweiterung der Gewerbeflächen, kritisiert der Pfarrer. Außerdem würde wieder ein großes Stück wertvolle Ackerfläche versiegelt. Es würden weitere Kosten für die Erschließung, also das Verlegen der Versorgungsleitungen anfallen.

Des Weiteren erscheine das ganze Vorhaben an sich fragwürdig: "Sollten potentielle Investoren bisher tatsächlich ferngeblieben sein, weil sie zehn bis zwanzig Kilometer längere Anfahrtswege scheuen? Woher kommen dann hauptsächlich in den alten Bundesländern die vielen ausgelasteten Gewerbegebiete abseits der Autobahnen? Ist eine Ansiedlung nicht auch von ganz anderen strukturellen Fragen abhängig?", hinterfragt Eggebrecht.

Lohnt sich die Ansiedlung von McDonald`s und einer Tankstelle wirklich? "Wie hoch sind denn die zu erwartenden Gewerbesteuern der Weltkonzerne Shell und McDonald`s im Haushalt unserer Stadt? Wie hoch ist die zu erwartende Lärmbelästigung durch Kühlaggregate, die dann die ganze Nacht laufen?"

Auch der Pfarrer meint, ebenso wie der Ortsbürgermeister Peter Rotter, dass ein so brisanter und bedeutender Eingriff in den Ort nicht einfach an den Brumbyern und Förderstedtern vorbeigeplant werden kann. "Diese Themen gehören mit ihrer Brisanz nicht nur in die Planungsbüros und den Stadtrat, sondern in die Öffentlichkeit." Er hofft, dass die Bürger noch mehr Informationen bekommen.

Ähnliche Kritik übte die Landkreisverwaltung: Die Stadt Staßfurt solle nicht noch mehr Gewerbegebiete bauen, sondern den Autohof in das Gewerbegebiet West in Brumby verlegen, das bereits existiert. Dazu soll die Stadt ein Konzept, einen übergreifenden Flächennutzungsplan, über alle 19 Gewerbegebiete und ihre Auslastung vorlegen.

Es gibt aber auch Befürworter des Autohofes: Thomas Kühne aus Üllnitz begrüßt das Vorhaben als zukunftsweisend (siehe Leserbrief links).