Vom "Puparsch" und anderen Traditionen

Einen Einblick in die Sitten, Bräuche und Traditionen der Menschen aus Sachsen-Anhalt gibt das Buch, das der Landfrauenverband heraus gegeben hat. Und auch die Unseburger Landfrauen haben ihren Teil zu diesem Buch beigetragen. In unterhaltsamer Art und Weise beschreibt das Buch Althergebrachtes, was teilweise heute noch so gehandhabt wird, oder aber auch schon in Vergessenheit geraten ist.

Unseburg/Magdeburg. Es gibt nicht viele, die sich noch daran erinnern können, dass "Puparsch" die landläufige Bezeichnung für ein Einfach-Braunbier war. Es wurde lose verkauft und zu Hause weiter behandelt. Wasser und Zucker wurden dazu gegeben und die Abfüllung in Flaschen erfolgte. Die Landfrauen aus Unseburg können sich jedoch noch genau daran erinnern. Doch ihr Wissen behalten sie nicht für sich, geben es gerne an andere weiter. Daher beteiligten sich die 19 Frauen, die dem Landfrauen-Verein Unseburg angehören, mit ihrer kleinen aber feinen Episode an einem ganz besonderen Buch.

"Sitten, Bräuche und Traditionen – ein kulturhistorischer Abriss aus Sachsen-Anhalt", so lautet der Titel des Buches. Der Landfrauenverband Sachsen-Anhalt hat dieses Buch heraus gegeben. Kathrin Heinl, Referentin für Bildung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Vertretung der Geschäftsführung des Landfrauenverbandes Sachsen- Anhalt, ist die Autorin des Buches. "In diesem Jahr feiert der Landesverband sein 20-jähriges Jubiläum. Es war der Wunsch, anstelle einer Festschrift, eine Jubiläumsschrift zu veröffentlichen, die ländliches Brauchtum zum Gegenstand hat", erklärt Kathrin Heinl. Und diesen Wunsch hat sie erfüllt. Unzählige Gespräche, Recherchen und Interviews hat sie geführt. Material gesichtet, sich intensiv mit dem Thema befasst.

Es wurde ein Aufruf an alle Landfrauen zur Mithilfe gestartet. Zum Teil gab es schriftliche Einsendungen und Fotos wurden überliefert. Überwiegend führte Kathrin Heinl aber persönliche Gespräche mit den Landfrauen und Ortschronisten. Der Inhalt des Buches ist sehr umfangreich. Allgemeine Lebens- und Arbeitsbedingungen der ländlichen Bevölkerung um 1900 werden geschildert, Sitten und Bräuche zu bestimmten Lebensstadien eines Menschen wie Geburt, Schulzeit, Hochzeit oder Tod werden aufgezeigt. Das Buch gibt aber auch einen Einblick in die Feste und Traditionen zu bestimmten Zeiten im Jahr, wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten. Ebenfalls vorgestellt werden regionaltypische Speisen und Getränke, ausgewählte Geschichten aus Dorfchroniken aber auch die Landfrauen und der Brauchtum heutzutage.

Landfrauen begeistert von ihrem Werk

"Unser Buch öffnet den Blick in eine längst vergangene Zeit. Es ist geprägt von einer großen Heimatliebe und dem Wunsch, Sitten und Bräuche neu aufleben zu lassen. Es ist ein Muss für alle Generationen, dieses kleine Meisterwerk zu besitzen. Die älteren Leser werden zurück versetzt in ihre Kindheit, die Jüngeren werden erstaunt feststellen, wie interessant Brauchtumspflege sein kann. Blickt man zurück, sieht man einerseits das Leichte im Leben aber auch anderseits, wie manches Schwere im Alltag gemeistert werden musste. Das Buch ist also eine Mischung aus dem ¿im Gestern unterwegs sein‘ und ¿im Neuen da sein‘. Eben ein Buch für alle Leser aus Sachsen-Anhalt und darüber hinaus", freuen sich Birgit Faatz und Regina Dörre von den Landfrauen in Unseburg. Sie sind mächtig stolz, dass sie zu einem so besonderen Buch etwas beitragen konnten.

Doch nicht nur für Heimatinteressierte ist das Buch etwas. Auch Schulklassen könnten damit ihren Heimatunterricht auf eine tolle Art erweitern.

Buch ist ganz einfach zu bestellen

"Sitten, Bräuche und Traditionen – ein kulturhistorischer Abriss aus Sachsen-Anhalt", gibt es beim Landfrauenverband Sachsen-Anhalt. Ein Preis dafür ist nicht festgesetzt. Es wird aber um eine kleine Spende gebeten. Wer also dieses kleine Meisterwerk haben möchte, sollte sich an den Landfrauenverband unter der Telefonnummer (03 91) 7 31 89 40 oder an Regina Dörre in Unseburg unter der Rufnummer (03 92 63) 9 89 86 wenden.

Beim Landfrauenverband Sachsen-Anhalt handelt es sich um den größten Frauenverband im ländlichen Raum. Fünf Kreisvereine und 62 Ortsgruppen mit zusammen rund 1200 Mitgliedern gehören ihm an.

Der Verband engagiert sich für den ländlichen Raum und seine Bewohner und initiiert Projekte für Mitglieder und Interessierte. Qualifizierungen, Schulungen, Seminare und Workshops zu den verschiedensten Themen werden angeboten. "Wir sind kein Verein häkelnder und Kuchen backender Bäuerinnen in Kittelschürzen, sondern ein aktiver, engagierter Zusammenschluss von Frauen jeden Alters aus Stadt und Land mit attraktiven Angeboten für alle Mitglieder", sagt Kathrin Heinl.