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  7. Winterschlacht an Schwerpunkten und ein Ende längst nicht in Sicht

Kommunale Räumtechnik und Einsatzkräfte schlichtweg überlastet / Am Tierpark in Staßfurt greifen Anlieger zur Selbsthilfe Winterschlacht an Schwerpunkten und ein Ende längst nicht in Sicht

Von Falk Rockmann, René Kiel und Daniel Wrüske 14.01.2010, 04:52

Die Freude über die weiße Winterpracht schlägt mittlerweile in Frust um. Die Schneemassen, die Straßen und Wege noch immer blockieren, nerven viele Salzländer, wie nicht zuletzt täglich am Lesertelefon zu spüren ist. Die Mitarbeiter der kommunalen Eigenbetriebe sind unterdessen seit Beginn des Schneetreibens vor Silvester rund um die Uhr im Einsatz, um der Schneeberge Herr zu werden.

Staßfurt / Hecklingen / Egeln.

" Seit gut zwei Wochen steckt Staßfurt im tiefsten Winter mit Schneehöhen bis zu 35 Zentimeter. Aber vom Winterdienst im Wohngebiet Am Tierpark keine Spur ", schimpft René Döring. Anwohner würden mit ihren Fahrzeugen kaum voran kommen, blieben sogar schon stecken. Wie dort erging es wohl vielen Anliegern, hauptsächlich in Nebenstraßen. Am Tierpark ergriff eine engagierte Truppe von zehn Bewohnern die Initiative und zu Schneeschiebern, befreiten drei Stunden lang bei eisiger Kälte Straßenabschnitte von Schnee und Eis, so René Döring. " Wir hoffen, dass so etwas nicht nochmal passiert und die Stadt die Situation in Zukunft bei solch einer Wetterlage besser in Griff bekommt. "

Das wird wohl nicht so einfach möglich sein. " Wir können nicht überall und zur gleichen Zeit sein ", bittet Rainer Busse vom Stadtpflegebetrieb erneut um Verständnis. " Wir sind seit dem 29. Dezember, als es zu schneien begann, mit 24 Leuten in zwei Schichten rund um die Uhr im Einsatz ", so der Teamkoordinator für Straßenwesen. Die Mitarbeiter hätten seit dem auch kein Frei gehabt. Weniger belastbar scheint unterdessen ein Teil der Technik des Betriebes, die sieben Fahrzeuge umfasst. Einige Kleinfahrzeuge stehen mit Kupplungsschäden in der Werkstatt.

In der Nacht zu gestern wurde damit begonnen, die Rettungswege rund um die DRKWache und das Krankenhaus komplett freizuräumen. In der Nacht zu heute war das Gebiet am Gymnasium geplant, dazu die Bushaltestellen und Überwege in der Hohenerxlebener Straße. Andere Bushaltestellen im Stadtgebiet und den Ortsteilen folgen. Mit der gestrigen Nacht wurde eine private Firma im Kampf gegen die Schneemassen mit ins Boot geholt. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht und nicht nur bei Rainer Busse ist die Hoffnung groß, " dass wir vom nächsten angekündigten Schnee möglichst nichts abbekommen. "

Dass es noch viel zu tun gibt, zeigt das Beispiel von Hann-Jörg Heider aus dem Doberitzer Weg in Staßfurt. Auf Grund der Schneebarrieren weigere sich der Fahrdienst, seinen achtjährigen Sohn abzuholen.

Jürgen Mädebach aus der Berliner Straße in Staßfurt geht es ähnlich. Er klagt : " Ich bin gehbehindert. Und weil keine Schneeberäumung erfolgt, komme ich nicht noch nicht mal zum Einkauf. "

Für Ärger sorgte der Schnee auch bei Hans-Jürgen Brückner. Der gehbehinderte Mann und seine schwerkranke Frau müssen vorerst auf ihr eigenes Auto verzichten. Es parkte an der Bodestraße / Inselstraße. Ein anderes Auto rutschte hinein, die Straßen waren nur zum Teil geschoben. Nun muss es mit einem Leihwagen gehen. " Da ist der Ärger groß, und Verständnis kann man nicht aufbringen, wie der Oberbürgermeister in der Zeitung fordert. " Inzwischen ist hier aber vom Stadtpflegebetrieb alles geräumt und Hans-Jürgen Brückner ist dankbar dafür.

Sigrid Plümecke aus Förderstedt bittet die Verantwortlichen, besonders die Rad- und Fußwege zwischen den Ortsteilen freizumachen. " Viele Menschen sind hier unterwegs zur Schule und zur Arbeit. Es darf nicht sein, dass diese Leute auf der Straße gehen müssen. " Auch Autofahrer, die über Hohenerxleben von der A 14 nach Staßfurt kamen, berichteten am Lesertelefon, dass Fußgänger wegen Verwehungen und aufgeschobenen Schneemassen auf der Fahrbahn laufen müssten.

Auch in anderen Orten kann der Bedarf an Räumtechnik und -kräften nicht ansatzweise erfüllt werden. Steffen Gellfahrt aus Hecklingen sagte gestern : " Bei uns gibt es Ecken, die haben den Winterdienst nur von Weitem gesehen " und meinte damit die Nebenstraßen, die zum großen Teil nicht geräumt seien wie die Kreuzstraße und Wilkenbreite. An den kleinen Straßen schiebe der Winterdienst zudem die geräumten Ausfahrten einfach wieder zu.

Der dortige Bürgermeister Hans-Rüdiger Kosche ( CDU ) erfuhr die leidigen Begleiterscheinungen dieses Winters am eigenen Leibe. Als er sich von den Schneemassen in der Schunkelstraße überzeugen wollte, blieb er mit seinem Pkw stecken und musste von einem Traktor freigezogen werden.

Unterdessen rücken auch die Feuerwehren immer häufiger aus, um gefährliche Eiszapfen von Dachrinnen zu entfernen, wie beispielsweise in Rathmannsdorf in der Klausstraße und Wasserfurth.

Es gibt übrigens nicht nur Kritik am Winterdienst. Die Anwohner aus der Straße Am Mittelholz in Egeln richteten gestern einen herzlichen Dank an die Stadtverwaltung und Mitarbeiter des Bauhofs Egeln. Der Schnee sei aus den Straßen mit Baggern auf Lastkraftwagen und aus der Stadt auf die Bodeauen gefahren worden.