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Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz in Barby : "Standorte möglichst erhalten"

Von Caroline Vongries 19.03.2009, 05:06

Barby / Magdeburg. Angesichts sinkender Schülerzahlen, überhaupt einer rasant sich reduzierenden Bevölkerung haben Planungen im Schulbereich, vor allem die damit verbundenen Schulschließungen und Fusionen, bei vielen Eltern und Lehrern in den vergangenen Jahren Besorgnis und Protest erregt. Nicht nur im Salzlandkreis. " Jetzt wollen wir die bestehenden Standorte möglichst erhalten ", sagte Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz vor Eltern, Lehrern und Kommunalpolitikern in Barby.

Die bisherigen Umstrukturierungen bezeichnete Olbertz als " teils äußerst schmerzhafte Prozesse ". Dies dennoch " zügig " angepackt zu haben, dafür sprach er den Kreisen seine Anerkennung aus. Gunnar Schellenberger, Vorsitzender des Kultur- und Bildungsausschusses im Landtag und Kreisvorsitzender der CDU ergänzte : " Wir haben im Salzlandkreis unsere Hausaufgaben gemacht. " Doch der Minister wollte in Barby nicht nur über Zahlen sprechen, sondenr über Grundlagen : Welche Rolle hat die Schule in einer Gesellschaft, deren ständig wachsendes Wissen nur noch geringe Halbwertzeiten hat ?

Olbertz wandte sich dagegen, dass Schule zunehmend zur Lösung gesellschaftlicher Probleme herhalten solle. Man überfordere sie, wenn man sie " für jedes gesellschaftliche Gebrechen " zum Ansprechpartner mache.

" Das stört das Kerngeschäft ", so der Kultusminister. Schulen sollten " natürlich guten Unterricht anbieten " und eine " freundliche, offene und soziale Atmosphäre " herstellen, in der sich Bildung ereignen könne. Als Aufgabe der Schulen bezeichnete es Olbertz, die Schüler zu stärken. Starke Schüler seien eher fähig, eine starke Gemeinschaft zu bilden und sich dann auch der Lösung gesellschaftlicher Aufgaben zuzuwenden. " So wird daraus ein Schuh ", sagte Olbertz, der von Lehrern und Eltern für seine Ausführungen kräftigen Applaus erhielt.

Zum Bildungsbegriff meinte Olbertz : " Jede Bildung fußt auf Selbstbildung. " Bildung sei ein Prozess, für den man günstige Voraussetzungen schaffen könne und müsse. " Dann erst kann sich etwas bilden. " Gegen das Schlagwort von der Wissensgesellschaft zog der Minister ebenfalls zu Felde. " Im Moment sehe ich nur, dass immer mehr Menschen immer weinger wissen. " Kernfrage müsse sein : " Welches Wissen veraltet nicht ?" Ein guter Lehrplan entstehe aus der " Kunst der klugen Beschränkung ". Nur dann sei Platz für die notwendige Festigung des Wissens. Ebenfalls wandte sich der Minister gegen die Forderung nach einer " Schule für alle ". Man müsse vielmehr die individuellen Unterschiede zur Kenntnis nehmen und eine " Schule für jede und jeden " anstreben. Auf ein Problem machte Olbertz dabei aufmerksam : " Es gibt kein Kind, das keine Stärken und Begabungen hat, doch es gibt leider noch zu viele Kinder, deren Stärken und Begabungen wir nicht rechtzeitig erkennen. " Das müsse sich ändern. Kritisch bewertete Olbertz auch die bekannten Defzite von Schülern im Beherrschen der Muttersprache : " Ohne Kommunikationsfähigkeit funktioniert die Bildung nicht. " Trotz der in der vergangenen Woche diskutierten hohen Zahl von Schulabbrechern sieht Olbertz Sachsen-Anhalt auf einem guten Weg. Bei Leistungsstudien wie PISA ( für weiterführenden Schulen ) und IGLU ( für die Grundschulen ) liege Sachsen-Anhalt im internationalen Vergleich oberhalb oder im Durchschnitt.

Laut Olbertz geht dies auf eine Vielzahl von Maßnahmen zurück. Die Förderung von Schülern mit Lernschwierigkeiten sei ein Baustein, aber auch die angestrebte Kontinuität im Bildungsbereich. Mittlerweile werde er in der Kultusministerkonferenz häufig gefragt. " Wie habt ihr das gemacht ?" Darauf gebe es keine einfache Antwort. Olbertz sprach sich auch für altmodische Lehrertugenden und gegen die Verteufelung des Frontalunterrichts aus. " Der muss allerdings gut sein. " Mut machte er Eltern und Lehrern auch, Kindern Grenzen zu setzen.