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Die Gartensaison hat begonnen / Löderburger Kleingärtner erklären, was jetzt zu tun ist Löderburger Kleingärtner machen Klarschiff

Von Karolin Aertel 23.03.2012, 04:16

Vogelgezwitscher und Osterglocken künden vom Frühlingserwachen. Die Gartensaison hat begonnen. Nun gilt es, in den Obst- und Gemüsebeeten Klarschiff zu machen. Der Vorsitzende des Klein- gartenvereins "Am Wasserturm" Löderburg, Peter Beck, und seine Mitglieder erklären, wie.

Löderburg l Man möchte meinen, die Gartensaison habe schon vor Wochen begonnen. Überreste des frostigen Winters sind in der Kleingartenanlage "Am Wasserturm" nicht mehr zu finden. Geschniegelt und gestriegelt reihen sich die Beete aneinander. Die Bäume sind beschnitten, die Blumen blühen und die ersten Kartoffeln sind gesteckt.

"Unsere Kleingärtner sind in dieser Hinsicht sehr vorbildlich", lobt Peter Beck, Vorsitzender der Löderburger Gartenanlage, seine Mitglieder. Schon morgens um 7 Uhr würden die ersten aktiv. So wie Waltraud Hartmann. Zwei Eimer voller Vogelmiere schiebt sie auf ihrem Fahrrad heim. Es ist gerade mal zehn Uhr.

Vogelmiere sollte nicht auf den Kompost

Das Unkraut, das im Volksmund auch Mäusedärme genannt wird, will sie den Hühnern geben. "Damit das Eigelb auch richtig gelb wird und nicht orange", erklärt sie. Auf den Kompost dürfe man Vogelmiere nämlich nicht werfen, ergänzt Peter Beck. "Das Zeug vermehrt sich wie nichts", sagt er.

Doch nicht nur Unkraut müsse beim gärtnerischen Frühjahrsputz entfernt werden. Auch alte, braune Blätter gilt es von den Pflanzen zu entfernen. Damit ist Theda Springwald beschäftigt. Stück für Stück arbeitet sie sich durch das Erdbeerbeet. "Das geht ganz schön ins Kreuze", sagt sie und streckt sich dabei nach allen Seiten. "Ist aber wichtig", ruft Kurt Beck über den Gartenzaun. "Für die Licht- und Luftzufuhr der Pflanze."

Nur wenige Meter weiter werkelt Horst Fiebig. Sein Garten ist so gut wie fertig. Das Unkraut ist gejätet und die alten, braunen Blätter liegen längst auf dem Kompost. Horst Fiebig ist mit Düngen beschäftigt. Er schwört auf Blaukorn-Dünger. "Heutzutage gibt es ja für jede Pflanze einen anderen Dünger", sagt er. Aber Blaukorn könne man einfach für alles nehmen.

Zum Düngen empfiehlt Peter Beck vor allem Naturdung. Dieser sei jedoch besser im Herbst unterzubringen. "Denn im Frühjahr zersetzt sich dann der Mist. Das gibt wunderschönen Humus", erklärt er. Hervorragend für Kartoffeln. Diese können übrigens bald eingesetzt werden. Die ersten haben dies sogar schon getan.

Die Sorte Kartoffeln, die Peter Beck bevorzugt, die Princess, werde erst später gesteckt. Dennoch muss der Boden jetzt darauf vorbereitet werden. Damit ist Marga Krüger beschäftigt. Sie gräbt ihn mit einem Spaten um. "Auflockern und lüften", erklärt Peter Beck. Wer das schon im Herbst gemacht habe, müsse jetzt nur noch mal ordentlich harken.

Mit 81 Jahren noch immer mit Freude dabei

Marga Krüger ist mit 81 Jahren das älteste Vereinsmitglied. Die Löderburgerin bewirtschaftet ihren Garten selbst. Auch das Umgraben. "Gut, es dauert alles ein wenig länger als früher, aber so lange ich kann, mache ich das mit Freude", sagt sie.

Insgesamt zählt der Verein 50 Mitglieder, bei 52 Gärten. Eigentlich ein guter Schnitt. Doch auch in dem Löderburger Kleingartenverein fehlt es, wie andernorts auch, an Nachwuchs. Unser Altersdurchschnitt liegt etwa bei 64 Jahren. "Uns fehlen vor allem die Vierzigjährigen", weiß er.

In der Hoffnung, heute Kindern für das Gärtnern von morgen zu gewinnen, hat der Kleingartenverein eine Kooperationsvereinbarung mit der Löderburger Grundschule. Im "Klassenzimmer Natur" lernen die Lütten alles rund ums Gemüsebeet. Im Vordergrund stehen nicht nur Anbau und Pflege sondern auch Ökologie. Denn das ist etwas, auf das Peter Beck sehr viel Wert legt.

Rapsöl zu spritzen ist umweltverträglich

"Es gibt für fast alles bio-ökologische Alternativen", weiß er. So spritze er seine Bäume kurz vor dem Mausohrstadium - das heißt kurz bevor die Knospe aufbricht - mit verdünntem Rapsöl. Pilze, Viren und Ungeziefer würde so Luftdicht eingeschlossen und abgetötet. Beim nächsten Regen wäscht sich der Film von den Bäumen. "Und wenn sie Salat in der Nähe haben, dann brauchen sie beim Essen kein Dressing mehr", scherzt er.

Eine Generation, die gelernt hat, Nahrung selbst anzubauen

Peter Beck hat eine Menge solcher Tipps auf Lager. Im Regionalverband der Kleingärten ist er als Fachberater tätig. Er nimmt regelmäßig an Schulungen teil und referiert über die neuesten Erkenntnisse in Sachen Anbau und Gartenarbeit. "Kleingärtner muss man mit Leib und Seele sein", sagt er. Und die meisten seiner Mitglieder sind dies. Die Gärten sind nicht nur sehr gepflegt, sondern auch fast durchweg zu zwei Dritteln bewirtschaftet.

An die sogenannte Ein-Drittel-Regelung - die Vorgabe, dass ein Kleingarten zu einem Drittel als Nutzgarten (Beete), zu einem Drittel als Ziergarten (Ziersträucher, Blumen) und zu einem Drittel zur Erholung (Laube, Rasen) dient - hält sich niemand. Peter Beck freut\'s. "Wir sind eben noch eine Generation, die gelernt hat, die Nahrungsmittel selbst anzubauen. Und die vor allem gelernt hat, dies auch zu schätzen."