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Kamernsche geben ihren Ort nicht auf und packen mit Einsatzkräften an Havelwinkel kämpft weiter gegen die Flut

Von Andrea Schröder 15.06.2013, 03:13

Kamern l Die Menschen im Havelwinkel geben nicht auf. Die Flut aus dem Süden breitet sich zwar immer mehr aus und einige Häuser stehen schon im Wasser. Doch auch gestern wurden wieder Tausende Sandsäcke gefüllt und neue Wälle gebaut.

"Wir kämpfen weiter", ist auch gestern wieder der Slogan im eigentlich evakuierten Kamern. Der Notdeich am Weg am See hat in der Nacht nicht gehalten, doch die verbliebenen Einwohner machen sich mit Einsatzkräften etwa von Feuerwehr und Bundeswehr daran, das Wasser aufzuhalten. Das strömt nach dem Deichbruch bei Fischbeck gen Norden auf die Havel zu. Nach der Straßenöffnung Richtung Wulkau hat sich das Wasser nicht nur dieses vorgegebene Bett zum Trübenpolder gesucht, sondern strömt östlich und westlich auf Sandau beziehungsweise Kamern, Warnau, Garz und Kuhlhausen zu.

Sandsackwall soll das Dorf schützen

Um Sandau besser schützen zu können, war am Donnerstag ein Deich des Trübenpolders geschlitzt worden, damit das Wasser von hinten hineinfließen kann. Darüber hatten Sandau und Havelberg gemeinsam entschieden. Die Verbandsgemeinde und die Hansestadt haben mittlerweile einen gemeinsamen Hochwasserstab, erklärt Klaus-Dieter Steuer. Doch in östlicher Richtung ist das nicht möglich. Deshalb haben die Kuhlhausener noch am Abend weitergemacht mit dem Sandsackfüllen. Nach nur wenig Schlaf ging es gestern um 4 Uhr weiter. Zwei Kilometer Deich wollen sie um ihren Ort zum Haveldeich hin bauen. Garz und Warnau wollen einen gemeinsamen Wall errichten.

Trotz der mittlerweile vielen Tage, die die Menschen zwischen Bangen und Hoffen mit dem Sandschippen beschäftigt sind, gehen sie unermüdlich an die Arbeit. Dabei ist die Solidarität unter den Dörfern groß. Bis Donnerstagabend füllten die Garzer, Warnauer und Kuhl hausener Sandsäcke für Kamern.

Dass ihr See ungeheuer an Höhe zunehmen wird, war den Kamernschen klar. Deshalb wurden die Lücken in dem über Jahrzehnte nicht notwendigen alten Deich geschlossen. Da das Wasser sich aber auch noch von der Chausseestraße aus Richtung Wulkau in den Ort bewegte, wurde in Höhe Weg am See ein weiterer Notdeich gebaut. Dieser brach in der Nacht.

Kamern hat aufgegeben, lautete die Nachricht am Morgen. Die Bevölkerung hat den Ort verlassen. Weit gefehlt! Etwa ein Drittel der Kamernschen ist immer noch da, kämpft weiter, erzählt Andreas Engel. Einsatzkräfte unterstützen die Einheimischen. Gegen Mittag kommt die Feuerwehrbereitschaft Salzwedel mit 150 Kameraden in den Ort hinein. In der Chausseestraße wird ein Sandsackwall errichtet, damit das Wasser nicht über die Straße und dann ins Dorf hineinläuft. Die Häuser dahinter sind betroffen, ebenso die im Weg am See. Der ist total überschwemmt.

Dass der Deich am See halten wird, da zeigt sich Werner Bioletti optimistisch. Ihm sind die Anstrengungen der vergangenen Tage ebenso ins Gesicht geschrieben, wie allen anderen. Er bewacht gerade die Pumpen, die das Sickerwasser wieder in den See befördern. 2002 stand das Wasser bis zur Mauer des Kiosk. Jetzt steht er im Wasser. Genauso wie Jugendklub und Kino. Der Badesteg ist fast nur noch zu erahnen. Die gebliebenen Kamernschen fahren zum Teil über Nacht weg vom Ort, andere haben ihre Zelte in den Bergen aufgeschlagen. Und immer sind es die vielen Hilfen, die die Menschen aufmuntern.

Unterstützt wurden die Kamernschen auch von der Schollener/Molkenberger Feuerwehr. Die Kameraden füllten Sandsäcke mit, gestern halfen sie beim Abpumpen, berichtet Peter Sauer. Auch die Einwohner dort haben Vorsorge getroffen. Doch noch sind sie nicht so vom Wasser bedroht, wie Kamern und die Dörfer an der Havel.