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Symposien als Besonderheit griechischer Alltagskultur Fischteller beim Trinkgelage

Von Ulrich Hammer 12.01.2011, 04:27

Stendal. Im Rahmen der derzeitigen Sonderausstellung des Winckelmann-Museums "Die Griechen und das Meer" ging am Sonntag Direktorin Dr. Stephanie-Gerrit Bruer der Frage nach: Welchem Zweck dienten die ausgestellten antiken Fischteller aus einer Schweizer Privatsammlung?

Die Ausstellungstücke sind alle reich verziert und mit realistisch ausgearbeiteten Fischmotiven versehen. Sie haben alle die gleiche Form: Ein kleiner Fuß trägt den konkav vertieften Teller, dessen Rand wulstig nach außen abgerundet ist.

Die Fischmotive geben vor allem die in den Küstenregionen gefangenen Arten wieder: Brassen, Forellen, Tintenfische und Makrelen, aber auch Delphine, die von den Griechen als heilig in Zusammenhang mit Aphrodite verehrt wurden.

Der Zweck der Teller ist eigentlich bis heute nicht endgültig geklärt. Drei Theorien halten einander die Waage: Es könnten Essgefäße gewesen sein. Dagegen spricht allerdings, dass auf nahezu keinem der Fundstücke Kratz- oder Gebrauchsspuren gefunden wurden. Sie könnten Grabbeigaben gewesen sein, da sie häufig in antiken Grabstätten gefunden wurden. Sie dienten wohl dem Zweck, den Verstorbenen im anderen Reich die notwendige Nahrung aufzunehmen zu lassen.

Am wahrscheinlichsten aber ist die Annahme, dass sie zu spielerischen Zwecken bei sogenannten Symposien (Trinkgelage in Kombination mit philosophischen Diskussionen) benutzt wurden. Sie schwammen im Wasser und mussten von Teilnehmern der Symposien mit den letzten Tropfen Wein, der gegen sie geschwippt wurde, zum Untergehen gebracht werden. Heute nachgestaltete Exemplare, die man im Museumsshop erwerben kann, sind leider zu schwer und gehen sofort unter.

Welche Spielart auch immer die glaubwürdigste sein mag, die kleinen Kunstwerke, Jahrtausende alt, ziehen noch heute die Blicke auf sich, modern anmutend, realistisch gestaltet. Unikate grauer oder auch ehrwürdiger Vorzeit.

Um die berüchtigten Symposien geht es auch am Mittwoch, 19. Januar, 18.30 Uhr bei einem Vortrag mit anschließender Führung. Der Wissenschaftler Bent Jensen erklärt, in welchem Kontext die Fischteller beim Symposion Verwendung fanden.