1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Geld fürs Konzept, aber nicht für Kampagne

Beim Altmark-Marketing sind noch viele Fragen offen Geld fürs Konzept, aber nicht für Kampagne

Der Slogan "Die Altmark -Grüne Wiese mit Zukunft" hat Wellen geschlagen.
Doch wie es mit der Marketing-Kampagne für die Region weitergehen wird,
ist noch nicht entschieden. Struktur und Finanzierung sind noch unklar.

06.02.2014, 01:21

Stendal/Salzwedel l Ein Termin ist immerhin so gut wie sicher: Am zweiten Märzwochenende soll die grüne Wiese an einem zentralen Ort in Berlin ausgerollt und mit besonderen Aktionen für die Altmark geworben werden. "Die Agentur hat uns dafür jetzt ein Angebot unterbreitet. Wir werden das prüfen und die Finanzierung abklären", sagt Steffen Kunert, Leiter der Regionalen Planungsgemeinschaft. Das offizielle Besucherwochenende für die Internationale Tourismusbörse (ITB) in der Bundeshauptstadt soll der erste aufsehenerregende Aufschlag für die Altmark-Kampagne sein.

Die Instrumente für einen Marketing-Auftritt liegen jedenfalls praktisch vor: Slogan, Motive, Internetpräsenz, Imagefilm, erste Streuartikel. Es gibt auch das, was im Werbe-Deutsch als CI (Corporate Identity) und CD (Corporate Desgin) bezeichnet wird - vereinfacht gesagt: Die Marke "Altmark" ist definiert, Logos und Signets sind entwickelt.

All das hat 168.000 Euro aus dem 400.000 Euro umfassenden Budget für die Erarbeitung der Marketingstrategie gekostet. In einem europaweiten Verfahren hatte hier die Agentur Boy unter 17 Bewerbern die überzeugendste Präsentation vorgestellt. Sie war für einen Großteil der konzeptionellen Aufgaben zuständig.

Geschäftsmodell ist noch nicht spruchreif

Die Kieler Agentur hat in diesem Rahmen auch Konzepte für Kampagnen vorgelegt. Doch deren Realisierung war ausdrücklich nicht Bestandteil des von der Europäischen Union zu 90 Prozent geförderten Projekts, erläutert Kunert.

Die Erarbeitung einer Marketingstrategie hatte zudem ein wichtiges zweites Standbein - die Entwicklung eines eigenständigen Geschäftsmodells. Doch das gibt es bislang nur auf dem Papier. Beide Landräte äußern sich derzeit nur zurückhaltend. "Zurzeit erfolgen erste vorbereitende Maßnahmen", heißt es von Stendals Landrat Carsten Wulfänger. Sein Altmarkkreis-Kollege Michael Ziche (beide CDU) sagt: "Da es hier um Diskussionen von vorhandenen Strukturen geht, ist das Thema sehr sensibel."

Konkret verbergen sich dahinter zwei Modelle: Entweder die Gründung einer neuen Gesellschaft oder das Andocken des Marketings an eine der bestehenden Gesellschaften beziehungsweise eine engere Zusammenarbeit mehrerer Gesellschaften. Auf den Feldern, die das Markteing berühren, sind derzeit der Regionalverein und der Tourismusverband aktiv.

Vorläufig koordiniert bis Ende März erst einmal die Regionale Planungsgemeinschaft die ersten Marketingaktivitäten. Bis dahin, so hofft Ziche, könnte es bereits eine Lösung geben. "Beide Landkreise sind hier aber nur zwei von vielen gleichberechtigten Partnern", betont er.

300.000 Euro im Jahr als unterste Grenze

Die beiden Landkreise, die gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer die Initiatoren der Marketing-Offensive für die Region waren, setzen hier nicht zuletzt auch auf eine Beteiligung der Wirtschaft und Unterstützung durch Förderprogramme des Landes und der Europäischen Union.

Das dies auch nötig sein dürfte, wird beim Blick auf die Summen deutlich, die für ein effektives Marketing erforderlich sind. 300.000 Euro pro Jahr hat Agentur-Chefin Bärbel Boy als unterste Grenze genannt. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Der Landkreis Stendal hat für dieses Jahr 50.000 Euro in seinen Haushalt für das neue Altmark-Marketing eingestellt. Für den Altmarkkreis Salzwedel signalisiert Landrat Ziche "die Möglichkeit, durch außerplanmäßige Ausgaben Geld zur Verfügung zu stellen".

"Ergebnisse und Erkenntnisse" für das Regionalmarketing lagen bei der Aufstellung des Haushalts noch nicht vor, bemerkt Ziche. Sein Satz "Bis heute fehlt auch noch die Festlegung beziehungsweise Bereitschaft auf ein tragendes Geschäftsmodell" deutet an, dass hier noch reichlich Gesprächsbedarf herrscht.

"Wir sind zeitlich in Verzug geraten", räumt Steffen Kunert ein. Dies führt er insbesondere auf das zähe Procedere bei der Bewilligung und Freigabe der Fördermittel zurück. "Das hat uns ein gutes halbes Jahr gekostet." Zudem sei der bürokratische Aufwand immens gewesen: Mehr als ein Viertel der auf zwei Jahre befristeten 2,5 Personalstellen (Gesamtkosten: mehr als 200.000 Euro) war für die Abwicklung der Zuwendungsbescheide gebunden.