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Prozess um Tod eines Stendalers fortgesetzt Verstorbener galt als schwierig

Von Wolfgang Biermann 20.03.2014, 01:22

Stendal l Um den tragischen Tod eines 54-jährigen Stendalers aus dem Trinkermilieu ging es am Dienstag in der Fortsetzung des am 4. März vor dem Landgericht Stendal begonnenen Prozesses um Körperverletzung mit Todesfolge.

Dessen angeklagt ist ein 26-Jähriger, der den 54-Jährigen am 27. Juni vorigen Jahres im Zuge einer zunächst verbal geführten Auseinandersetzung in einem Garten am Stendaler Stadtsee heftig ins Gesicht geschlagen haben soll. Zuvor sollen beide zusammen Alkohol konsumiert haben. Laut Anklage erlitt das Opfer infolge der Schläge einen doppelten Unterkieferbruch. Ein dadurch gelöster Zahn gelangte in die Luftröhre, setzte sich dort fest und löste schließlich eine Lungenentzündung aus, die medizinisch unversorgt zum Tode führte. Wann genau der eintrat, steht nicht fest. Als Todeszeitpunkt gilt der 10. Juli 2013.

Zeugin nahm große Beule im Gesicht der Opfers wahr

Erst am Sonntag, 21. Juli, wurde der Tote in seiner Wohnung im Wohngebiet Stadtsee gefunden. Eine 36-jährige Stendalerin, die ihn am 28. Juni, einen Tag nach dem mutmaßlichen Tattag getroffen hatte, sagte als Zeugin aus, dass er eine große, blaugefärbte "Beule" im Gesicht gehabt habe. Außerdem habe sie "Blut an der Jacke" gesehen.

"Es war schwierig, mit ihm klarzukommen", sagte die Zeugin über den Verstorbenen aus. "Wenn er betrunken war, war er ein vulgäres Schwein", setzte eine andere Zeugin (50) aus dem Umfeld von Opfer und angeblichem Täter noch eins drauf.

Litt 54-Jähriger unter epileptischen Anfällen?

Mit der Mutter des Angeklagten soll das Opfer liiert gewesen sein. Gleichwohl soll dieser noch eine weitere Freundin gehabt haben. Und er war verheiratet. Gegen den Verstorbenen war wegen des Verdachts der Scheinehe mit einer Vietnamesin ermittelt worden.

Beleidigungen gegen die Mutter des Angeklagten durch den 54-Jährigen sollen an der Tagesordnung und auch Auslöser des Streits mit tödlichem Ausgang gewesen sein, wie der Angeklagte zum Prozessauftakt angegeben hatte. Einen völlig neuen Aspekt brachte die 50-jährige Zeugin ein, als sie aussagte, der Verstorbene habe an epileptischen Anfällen gelitten: "Das hat er mir selbst erzählt."

Gericht kündigt Urteil für den 1. April an

In der Prozessfortsetzung am Montag, 24. März, sollen noch weitere Zeugen gehört werden. Außerdem stehen die Gutachten des obduzierenden Arztes zu Todesursache und -zeitpunkt sowie des Gerichtspsychiaters auf dem Plan. Vom Psychiater werden Angaben zum Alkoholkonsum des Angeklagten und mögliche Auswirkungen auf die Schuldfähigkeit erwartet. Für den 1. April kündigte das Gericht nach jetzigem Stand Plädoyers und Urteil an.