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Figur wird in Magdeburger Fachfirma restauriert/Großteil des Sockels muss ersetzt werden Rolands "Wunden" sind bald geheilt

Von Donald Lyko 08.10.2014, 03:08

Vier Jahrzehnte bei Wind und Wetter auf dem Marktplatz zu stehen, das hat beim Stendaler Roland Spuren hinterlassen. In Magdeburg wird er derzeit fit gemacht für seinen nächsten Einsatz als Stendals wackerer Wächter.

Magdeburg l Als der Roland von seinem gewohnten Sockel stieg, war das eine Trennung für immer. Denn wenn der stolze Recke in einigen Wochen wieder auf die Erhöhung klettert, dann wird diese eine neue sein. Der alte Sockel stammt zwar wie die Roland-Kopie aus dem Jahr 1974, doch besonders die beiden oberen Platten sind nicht mehr zu retten. "Der Stein ist überall gerissen", erklärt Frank Schuster, einer der Geschäftsführer der Paul Schuster GmbH in Magdeburg. In dem Bau- und Natursteinbetrieb wird der Roland zurzeit restauriert.

Ursachen für die Schäden kann der Unfall mit einem Lastwagen vor eigen Jahren gewesen sein, bei dem ein Fuß beschädigt worden war. Aber auch Arbeiten an der Straße, Rüttelungen beim Pflastern zum Beispiel, können die Risse verursacht haben. "An einigen Stellen war der Sockel sogar schon einmal gespachtelt worden", sagt Frank Schuster.

Außerdem war der Abbau gar nicht so einfach. Einen so massiven Einsatz von Edelstahl und Beton, eine so massive Verankerung, hatten die Mitarbeiter in diesem Bau aus DDR-Zeiten gar nicht erwartet.

Wegen der Schäden müssen die beiden oberen Platten komplett ersetzt werden. "Und aus statischen Gründen wird der Sockel jetzt einteilig", erklärt der Fachmann. Der alte Sockel war aus mehreren Teilen zusammengesetzt gewesen. Das Material für die Neuanfertigung ist bestellt worden und soll, wenn alles gut geht, in dieser Woche geliefert werden. Ganz einfach war das Ordern nicht. "Das Problem ist, einen Stein in dieser Größe zu bekommen", erklärt Frank Schuster. Denn der Block muss mindestens die Maße 1,80 Meter mal 1,80 Meter und eine Stärke von 30 bis 40 Zentimetern haben.

"Wir wollen versuchen, den Sockel noch im Oktober fertigzustellen", sagt der Magdeburger. Der Plan sieht vor, Ende des Monats den neuen Sockel auf dem Stendaler Marktplatz aufzustellen, damit er zwei bis drei Wochen Zeit zum Aushärten hat. Der neue Roland-Unterbau wird die Form und das Aussehen des bisherigen haben.

Nur ein paar Schritte vom beschädigten Sockel entfernt liegen auf dem Betriebsgelände in Magdeburg der Torso, der Kopf und der Schwertarm Rolands. Auch wenn es auf den ersten Blick noch nicht so aussieht, so haben die Mitarbeiter daran schon einiges gemacht. "Mit der Ausbesserung

sind wir soweit fertig", sagt Frank Schuster. Es wurden Passstücke eingesetzt, Schalen gefüllt, die Anker ausgestemmt. Einige helle Stellen zeigen, wo kleine Löcher mit Steinmetzmörtel gefüllt wurden. "Die Stellen werden farblich noch angeglichen", erklärt Peter Beneke, der die Restaurationsarbeiten an Stendals Wahrzeichen ausführt.

"Die restauratorischen Arbeiten sind im Wesentlichen abgeschlossen"

Frank Schuster, Geschäftsführer

Was noch kommt, ist eine leichte Reinigung der Rolandteile. Dabei soll die Veralgung - die Verschmutzung durch mikrobiellen Bewuchs - am Kopf beseitigt werden und die schwarze Schicht, die sich im Laufe der Jahrzehnte angesetzt hat. "Die geschlossenen Krusten müssen geöffnet werden, damit der Stein atmen kann", sagt Frank Schuster. Gereinigt wird vermutlich mit Dampfstrahl oder einem Mikrostrahlverfahren. Es gehe aber nicht darum, danach wieder einen so hellen Roland zu haben, wie ihn Aufnahmen vom Aufstellen vor vier Jahrzehnten zeigen.

In der Werkstatt arbeitet Peter Beneke noch an zwei Einzelteilen: der Säule von der Hinterseite des Rolands und an der Eulenspiegel-Figur mit Stadtwappen. Defekte Stellen werden ausgebessert, Fehlendes wird ersetzt - aber möglichst viel vom Originalsandstein wird erhalten. Beim Eulenspiegel hat Peter Beneke nach einer vorsichtigen Reinigung die Betonantragungen, unter anderem an Nase und Fingern, entfernt und gegen Steinersatzmörtel getauscht. Zudem hat er Löcher geschlossen. "Es soll aber kein neuer Roland werden", sagt der Altgeselle. Darum werden kleine Schäden wie Minilöcher nicht geschlossen. Wichtig sei nur, dass eine Wasserführung da ist. Heißt, das Regenwasser läuft hinunter und bleibt nirgendwo stehen, wo es den Sandstein angreifen kann.

"Die restauratorischen Arbeiten sind im Wesentlichen abgeschlossen", sagt Frank Schuster. Und wenn es dann mit dem Sockel klappt wie geplant, soll Roland voraussichtlich im November wieder seinen Posten auf dem Marktplatz beziehen.