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  7. Tangermünder soll in Drogenanbau verwickelt sein

Angeklagter vermietete leerstehende Objekte in Tangermünde und Haldensleben / Gewinne im fünfstelligen Bereich Tangermünder soll in Drogenanbau verwickelt sein

Von Wolfgang Biermann 16.04.2015, 01:16

Stendal l Am 8. Januar vorigen Jahres hat die Polizei zeitgleich zwei jeweils von einem Vietnamesen als "Gärtner" und weiteren, unbekannt gebliebenen Mittätern betriebene, sogenannte Cannabis-Indooranlagen zum Drogenanbau ausgehoben.

1800 Cannabispflanzen und 158 Säcke mit Pflanzteilen

Eine in Tangermünde und eine in Haldensleben (Landkreis Börde). Beide Objekte gehören über verschiedene Firmen, in denen er Geschäftsführer ist, einem Mann aus Tangermünde. Zufall? Oder steckt der Mittfünfziger selbst tief im Drogensumpf? Für ihn geht es in einem Prozess vor dem Amtsgericht seit dieser Woche um Beihilfe zum Drogenhandel. In Tangermünde sind in der Bahnhofstraße 61 bei der Razzia unter Federführung der Magdeburger Polizei laut Anklage fast drei Kilogramm Rauschgift sowie 719 Cannabispflanzen, dazu 37 Setzlinge und drei abgeerntete Pflanzen gefunden worden. In Haldensleben war die Ausbeute noch größer: 1800 Cannabispflanzen und 158 Säcke mit Cannabispflanzenteilen. Neun Zeugen - sechs Polizisten und drei Stadtwerke-Mitarbeiter - sagten zum Prozessauftakt aus. Klar wurde dabei indes nur, dass die Indooranlagen professionell betrieben und die Elektrozähler illegal, aber fachmännisch "umgangen" wurden, um die energieintensive Aufzucht zu vertuschen und die Kosten dafür gering zu halten. Die in Haldensleben und in Tangermünde gestellten, sich illegal in Deutschland aufhaltenden vietnamesischen Gärtner kann man zurzeit nicht befragen. Ein 53-Jähriger ist wohl im Mai vorigen Jahres vom Amtsgericht Stendal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er 60 bis 70 Kilo Marihuana im Straßenverkaufswert von "mehreren Hunderttausend Euro" verarbeitet hat (Volksstimme berichtete). Seit dem Urteil ist er aber untergetaucht. Ebenso sein in Haldensleben vorläufig festgenommener Landsmann. Den schickte die Magdeburger Staatsanwaltschaft vor seinem Prozess auf Behördengang, um Asyl zu beantragen. Seitdem ist er verschwunden, lautet die Auskunft der Staatsanwaltschaft Stendal. Für den jetzt angeklagten Tangermünder, der, neben der Beihilfe zum Drogenhandel, auch noch wegen Betruges (Manipulation einer Wasseruhr) und Entziehung von Elektroenergie im fünfstelligen Eurobereich angeklagt ist, ist das alles offenbar ein böser Traum.

Vermieter will nichts mitbekommen haben

"Ich war selbst erschrocken. Wenn ich vor der Razzia davon erfahren hätte, hätte ich das zur Anzeige gebracht", gibt er sich frei von jeder Schuld. Er habe über eine Zeitungsanzeige das Objekt in Haldensleben (ein ehemaliger Möbelmarkt) an einen Magdeburger vermietet. Dieser Mann und sein "chinesischer Geschäftsfreund" hätten das Haus "für die Lagerung von Waren" für monatlich 1000 Euro gemietet. Miete hätte er allerdings nur "sporadisch" erhalten. Derselbe "Chinese" hätte dann auch die Bahnhofstraße 61 in Tangermünde für monatlich 500 Euro gemietet. Von Manipulationen an Elektroleitungen wisse er nichts. In beiden Objekten sei er nach der Vermietung nie gewesen. Er habe in Tangermünde nur ein Stromkabel aus seiner auf dem selben Grundstück befindlichen Werkstatt in das vermietete Haus gelegt. "Das ist doch normal, wenn man Räume vermietet", so die Begründung des Angeklagten.

In der Prozessfortsetzung am Donnerstag, 23. April, soll nun der Elektromeister aussagen, der am 8. Januar 2014 auf Geheiß der Polizei die manipulierte Elektroanlage in Tangermünde außer Betrieb nahm. Am 23. April wird auch das Urteil erwartet.