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Sommertheater-Stück "Männerhort" hat am Sonnabend im Gerberhof Premiere / Komödie spielt mit Klischees "Jeder Mann braucht mal so einen Keller"

Von Nora Knappe 17.06.2015, 03:13

Stendal l Es sieht aus, als ob alles nicht fertig geworden ist. Vollgestopfte Regale am Rand, Kisten stapeln sich, kopflose Kleiderpuppen drängeln sich nebeneinander, lange Papphülsen ragen aus Kartons heraus... Mittendrin werden die Zuschauer auf Klappstühlen an provisorischen Tischen aus Holzpaletten Platz nehmen. Aber so sieht es eben aus, wenn man sich in den Abstellraum eines Kaufhauses begibt. Und der hier hat ja immerhin den Vorteil, dass er ausgesprochen luftig und lichtig ist.

Am Sonnabend, 20. Juni, wird dieser Open-air-Kellerraum im Gerberhof um 20.30 Uhr der Öffentlichkeit erstmals zugänglich gemacht. Dann ist Premierenzeit für "Männerhort" - das diesjährige Sommer-Freilichttheaterstück des Theaters der Altmark.

"Männerhort" basiert auf dem Text von Kristof Magnusson, der die Komödie 2002 für die Bühne geschrieben hat. Der Text wurde für die Stendaler Inszenierung gekürzt und ein wenig verändert. "Wir zeigen die Männer nicht als Monster oder als faschistoide Wesen", sagt Regisseur Yaron Goldstein, "sondern wir wollen ihre Schwächen zeigen. Das Kind im Mann spielt dabei eine große Rolle."

Ein Stück für Männer oder eines für Frauen?

Die Handlung kurz umrissen: Ein Samstagvormittag in einem Einkaufszentrum. Die Frauen sind im Kaufrausch, die Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Helmut, Eroll und Lars machen da nicht mehr mit und flüchten in ihr geheimes Versteck im Heizungskeller des Kaufhauses. Zwischen Fernseher, Playboy-Postern, Fußballtabellen, Bierdosen und Pizzakartons verbringen sie einen Vormittag nach ihrem Geschmack und diskutieren über das Leben, die Liebe, Fußball und natürlich Frauen. Als Feuerwehrmann Mario die drei Freunde entdeckt und droht, sie auffliegen zu lassen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihn im Männerhort aufzunehmen.

Doch dann nehmen die Ereignisse einen ganz ungeahnten Verlauf. Und am Ende gibt es sogar für das Publikum eine Überraschung. Eine, die Kristof Magnusson nicht vorgesehen hat, aber die Yaron Goldstein sich für das Stendaler Publikum ausgedacht hat.

Der Regisseur mag sich nicht festlegen, ob es eher ein Stück für Männer oder für Frauen ist. Auf jeden Fall aber ist es ein Stück über Männer. Und ein bisschen auch über Frauen. Jedenfalls darüber, wie Männer die Frauen sehen. Und wie wenig die Frauen die Männer verstehen - was jedenfalls die Männer so empfinden. Goldstein bringt es auf diese Formel: "Männer und Frauen sind zwei verschiedene Rassen. Sie denken anders, sie agieren anders. Sie können sich gar nicht verstehen." Das sagt er ganz nüchtern-ernst und meint es doch mit einem Augenzwinkern.

Männer könnten zum Beispiel halt nicht über Gefühle reden. "Sie spielen lieber Fußball." Goldstein meint, diese Mechanismen könne man schon bei Kindergartenkindern beobachten: "Die Mädchen tuscheln und spinnen Intrigen. Die Jungs kloppen sich und spielen dann weiter."

Das Stück wolle aber gar nicht philosophisch oder gar seelenklempnerisch daherkommen. "Es ist eine Bestandsaufnahme, und die ist witzig", sagt Goldstein, der bei "Männerhort" zum ersten Mal ausschließlich mit männlichen Schauspielern inszeniert. "Ich denke, in jedem Mann steckt ein bisschen was von den Keller-Männern des Stücks. Und jeder Mann braucht mal so einen Keller."

Dramaturgin Cordula Jung sieht das genauso gelassen. Statt mit den vier Männern Mitleid zu haben, empfehle sie den Zuschauern eher dies: "Man kann mit ihnen über sie lachen. Und man braucht keine Angst vor Klischees zu haben, sondern kann darüber lachen, damit spielen. Dass die Rollenklischees veraltet sind, wissen wir ja, aber wir wissen auch, dass sie im Alltag eben doch eine Rolle spielen."

Die Premiere von "Männerhort" am Sonnabend ist ausverkauft. Für die übrigen Aufführungen gibt es teils nur noch wenige Karten (Tel. 03931/635777). Nächste Aufführungen: Sonntag, 21. Juni; Donnerstag, 25. Juni; Freitag, 26. Juni; Sonnabend, 27. Juni; Sonntag, 28. Juni. Auch im Juli wird das Stück noch mehrmals gezeigt.