1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Lautstarker Kampf um die Brutplätze auf der Seeinsel

Hobby-Ornithologe Torsten Friedrichs führte gestern erstmalig um den Stadtsee Lautstarker Kampf um die Brutplätze auf der Seeinsel

Von Reinhard Opitz 26.04.2011, 04:39

Die Zahl der Teilnehmer ist noch ausbaufähig, das tat aber dem Interessantheitsgrad der ersten ornithologischen Führung rund um den Stadtsee keinerlei Abbruch. Torsten Friedrichs wird sein Angebot vom gestrigen Ostermontag mit Sicherheit wiederholen.

Stendal. Ab und zu lässt hysterisches Gantergekreische ahnen, dass die Idylle friedlich grasender Federviehfamilien am Stadtsee trügt. Die Konkurrenz um die begrenzten Brutplätze auf der Seeinsel ist nämlich groß. "Immer wieder starten Männchen von höherrangigen Paaren Angriffsflüge gegen andere Pärchen", erklärt Torsten Friedrichs den aufgeregten Lärm. "Das andere Paar wird verjagt, und der Gänsemann kommt laut lamentierend zu seiner Frau zurück und erzählt ihr, was für ein toller Kerl er ist."

Alltägliches Geschehen an Stendals größtem Gewässer, das die meisten der vielen feiertäglichen Spaziergänger aber kaum wahrnehmen. Hobby-Ornithologe Torsten Friedrichs will es ihnen erklären und ins Bewusstsein rücken. Deshalb hatte er gestern zu einer ersten Führung um den See eingeladen. Etwas kurzfristig angesetzt und veröffentlicht, war die Resonanz bei diesem ersten Mal eher gering.

Wer weiß schon, dass sich etwa 150 Graugänse am Stadtsee aufhalten? Und dass zwei Drittel von ihnen Nichtbrüter sind? Aus dem einfachen Grund, weil auf der Insel nicht genügend Platz ist. Deshalb, so erzählt Friedrichs, im bürgerlichen Leben Mitarbeiter im Veterinäramt des Landkreises, seinen staunenden Zuhörern, haben einige Stendaler Stadtseegänse die Eigenart entwickelt, ihr Nest wie viele Stockenten auf Bäumen zu platzieren. Wo auch immer sie zur Welt kamen, ob auf dem Boden oder in luftiger Höhe – zurzeit lassen sich viele Graugänsepaare mit ihrem wuscheligen Nachwuchs, etwa eine Woche alt, am Seeufer beob-achten.

Die Herrscher des Sees allerdings sind die beiden Höckerschwäne. Das Pärchen vertreibt in jedem Frühjahr die Gänse von "seinem" Brutplatz am Froschteich am nordwestlichen Ende des Stadtsee. Gebracht hat es ihm in diesem Jahr nichts. Aus den Schwaneneiern ist kein Kücken geschlüpft.