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Stadt Wittenberge findet in Fernost Lösung für ein vor allem radtouristisches Problem Neue Brücke für Radfahrer kommt aus China

Von Susanne Bohlander 15.05.2010, 05:18

Spätestens an der alten Eisenbanhbrücke über die Elbe bei Wittenberge endeten in der vergangenen Fahrradsaison die Freuden aller Freizeitradler und Elberadtouristen. Offiziell ist die Brücke seither für Radfahrer nicht mehr nutzbar (die Volksstimme berichtete). Die Lösung des Problems kommt nun aus Fernost. Der Weg übers Wasser führt seit zwei Wochen über eine Ponton-Brücke aus Kunststoffquadern, gebaut im fernen China.

Stendal/Wittenberge. Gute Nachricht für alle Radfahrer und Fußgänger: Die direkte Verbindung vom Landkreis Stendal über die Elbe-Eisenbahnbrücke nach Wittenberge ist wieder frei. Seit 7. Mai, ist die Prignitz nun wieder auf einem angenehmen und sicheren Weg für alle Nicht-Motorisierten erreichbar. Eine Ponton-Brücke aus dem fernen China macht es möglich. Die mobile Brücke wird neben dem Karthane-Schöpfwerk bei Wallhöfe am Ufer befestigt. "Die einzelnen Brückenbauteile werden wie Lego-Bausteine zusammengesteckt", beschreibt Hubert Mackel, Bauamtsleiter in Wittenberge, die neue Konstruktion. Die Brückenteile, jeweils 50 mal 50 Zentimeter groß, bestehen aus Kunststoff, schwimmen auf der Wasseroberfläche und wachsen gewissermaßen mit der Wasserhöhe mit. Drei Meter ist die Pontonbrücke breit, inklusive Geländer rechts und links. Gute Wege sind ebenfalls vorhanden. Vom Wittenberger Industriegebiet Süd zum Schöpfwerk führt eine neue bestens ausgebaute Straße. Die Tore, die das Areal bei Nacht absperren, sind jeweils von 5 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.

Die Pontonbrücke ist von der Stadt Wittenberge gemietet. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 30 000 Euro. Wenn die neue Brücke über die Stepenitz Anfang kommenden Jahres fertig ist und der Umweg über das Schöpfwerk wegfällt, kann die Stadt ihre ausgeliehene Pontonbrücke wieder an die Herstellerfirma zurückgeben. Und welche Farbe hat die neue Brücke? Blau, grün oder orange wäre möglich gewesen, so der Bauamtsleiter. Aus Kostengründen habe man sich aber für grau entschieden.

Seit Oktober letzten Jahres war für Radfahrer und Fußgänger der Weg von der altmärkischen Seite der Elbe nach Wittenberge äußerst mühsam. Denn damals wurde im Zuge des Hafenausbaus in Wittenberge die Brücke über die Stepenitz abgerissen. Der Wegfall der direkten Verbindung nach Wittenberge über die Eisenbahnbrücke hatte auf beiden Seiten der Elbe für großen Ärger gesorgt. Altmärker, die per Fahrrad nach Wittenberge wollten, mussten den gefährlichen Weg über die Autobrücke nehmen, wo es noch nicht einmal ein Überholverbot gibt und Autos auch mitten auf der Brücke trotz entgegenkommender Radler riskant überholen.

Den Ankündigungen der beiden Landkreise Prignitz und Stendal, auf der Brücke eine Geschwindigkeitsbeschränkung im Interesse der Radfahrer einzuführen, folgten keine Taten. Und auch auf das von beiden Landkreisen angekündigte Warnschild "Vorsicht Radfahrer" wartet man bisher vergeblich.

Die Zugverbindung von Geestgottberg nach Wittenberge ist ebenfalls keine wirkliche Alternative, da sie erstens mit einem Kostenaufwand verbunden ist, und auch zeitlich sehr einschränkt, da diese einzige Nord-Süd-Verbindung am Wochenende nur alle zwei Stunden verkehrt.

Auch die Einwohner auf Prignitzer Seite, in Garsedow, Lütjenheide und Zwischendeich werden sich über die Pontonbrücke freuen. Dort hatte man den insbesondere für Schulkinder unzumutbaren Umweg von 20 Kilometern kritisiert. Autofahrer hatten sich über den Mehraufwand an Treibstoff beschwert.

Wichtig ist die jetzt installierte neue Pontonbrücke auch für die vielen Elberadweg-Touristen, für die die Saison jetzt wieder begonnen hat. Für die Stadt Wittenberge hätte der Wegfall dieser direkten Verbindung in die Stadt erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet, denn der Fahrradtourismus ist mittlerweile zum unverzichtbaren Wirtschaftsfaktor für Wittenberge und die Region geworden.

Die Fährverbindung, die die Stadt Wittenberge für die Dauer der Bauarbeiten ebenfalls geprüft hatte, kommt nicht mehr in Frage. Die gesetzlichen Auflagen für die kurze Strecke vom Königsdeich zum schräg gegenüber liegenden Sportboothafen seien zu hoch gewesen, erklärt Hans-Jürgen Dollefeld, Geschäftsführer des Wittenberger Kultur- und Tourismusbetriebes. Diese landschaftlich sehr reizvolle Fährverbindung direkt zu den Ausflugslokalen am Hafen wäre eine weitere Attraktion am Elberadweg gewesen. Nun gibt es immerhin die Pontonbrücke aus Fernost, die die Radler wieder sicher ans andere Ufer bringt.