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Neue Ausstellung im Winckelmann-Museum am Sonnabend eröffnet Hightech ermöglicht die sanfte Archäologie

Von Reinhard Opitz 14.04.2009, 07:01

Stendal. " Hier könnte etwas zu finden sein. Graben wir drauflos !" Nein, so funktioniert Archäologie heute nicht mehr. " Jede Grabung ist auch eine Zerstörung. Wir Archäologen sind zurückhaltend geworden ", beschrieb Prof. Dr. Max Kunze am Sonnabend im Winckelmann-Museum die Arbeitsweise der modernen Archäologie. Welcher Hilfsmittel sie sich bedient, das zeigt und beschreibt die Ausstellung " Hightech in der Archäologie ", die der Präsident der Winckelmann-Gesellschaft eröffnete.

In sieben Räumen des Museums kann sich der Besucher ein recht gutes Bild davon machen, wie die Erben Winckelmanns heute vorgehen, um Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen. Gegraben, ausgegraben wird natürlich immer noch, aber Hightech erspart so manche sinnlose Graberei und lässt den Archäologen schonend und gezielt vorgehen. Mit Luftbildern und Magnetometern beispielsweise lassen sich potenzielle Fundstellen lokalisieren, wie Yvonne Bichel und Anna Bischoff, zwei junge Archäologinnen, die die Ausstellung zusammenstellten, den Eröffnungsbesuchern erklärten. Tachymeter für die Geländevermessung und elektronische Nivelliergeräte zur Höhenbestimmung werden in der Ausstellung ebenso präsentiert wie Verfahren zur Altersbestimmung der Funde per Dendrochronologie – beim Holz – oder der Radiokohlenstoffdatierung bei anderen Funden.

Doch heute wie zu Winckelmanns Zeiten – der Begründer der Archäologie hat übrigens nie selbst gegraben, hat aber Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji begleitet – hat der Archäologe seine Grabungskiste dabei mit Zollstock, Kelle, Pinsel, Handfeger und – ganz wichtig – Zeichenutensilien, um den Fund gleich per Hand zu dokumentieren. In eine derart bestückte altmodische Kiste, die auch Hightech nicht überflüssig machen konnte, kann man in der Ausstellung ebenfalls hineinschauen.

Technische Exponate und Schrifttafeln werden durch interessante Fotos und Pläne der realen Ausgrabungsstadt Patara an der Südküste der Türkei ergänzt, wo die Winckelmann-Gesellschaft seit Jahren archäologisch tätig ist.

Die neueste Kinderattraktion des Museums, das Archäologen-Camp, wurde ebenfalls am Sonnabend eröffnet. Da wurde schon kräftig gebuddelt und – gefunden. Mehr dazu in der morgigen Ausgabe.