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Wiederansiedelungsprojekt der Vereinigung "Stiftung Natur- und Umweltschutz" Im Großen Bruch sollen Steinkäuze heimisch werden

Von Mandy Ganske 12.05.2010, 05:19

Er misst 18 bis 20 Zentimeter und ist grau. Er hat zwei große, runde Augen und ist sehr nachtaktiv – der Steinkauz. Die Eule steht auf der "roten Liste" des Landes Sachsen-Anhalt. Das heißt, er ist vom Aussterben bedroht. Herbert Teulecke aus Oschersleben setzt sich ein, damit es zum Äußersten nicht kommt. Er hat ein Brutpaar in seiner Obhut. Und die gefährdete Eulenart wiederanzusiedeln, dafür eignet sich besonders das "Große Bruch" bei Wulferstedt.

Wulferstedt. Gerade in diesen Tagen des Jahres ziehen sich Steinkäuze in ihre Höhlen zurück. Herbert Teulecke bekommt sein Brutpaar daher kaum zu Gesicht, geschweige denn, dass es eine Fotoaufnahme zulassen würde. Darüber ist der Oschersleber im Grunde ganz froh. Denn der Kauz ist vom Aussterben bedroht; und seine Käuze sind im Moment damit beschäftigt zu brüten. Vier Eier konnte Teulecke schon erspähen, als er zuletzt in das Nest gelugt hat.

Der derzeitige Bestand des Steinkauzes in Sachsen-Anhalt wird auf 10 bis 15 Brutpaare geschätzt. Seit Januar betreut Herbert Teulecke eines, der auch einer von 22 ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten für den Landkreis Börde ist. Das Steinkauzpaar lebt in einer Voliere im Großen Bruch. Teulecke hofft, dass dort zwei bis sechs Jungvögel im Jahr aufgezogen werden, die dann in die Landschaft des Großen Bruchs entlassen werden können. "Dort ist es ideal mit den weiten offenen Flächen, großflächigen Wiesen und Weiden", erklärt er.

Dass die Steinkäuze das Große Bruch schätzen, haben zwei Aktionen in den Vorjahren bewiesen. "Im Jahr 2008 wurde angefangen, die ersten Käuze auszuwildern, damals waren es neun. Im vergangenen Jahr noch einmal 13", erklärt Teulecke. Er arbeitet dabei eng mit dem Tierpark Hexentanzplatz in Thale zusammen. Dort läuft das Wiederansiedelungsprojekt seit mehreren Jahren im Raum Quedlinburg. "Dort sind jedoch nur kleinflächige Gebiete für die Wiederansiedelung geeignet", schildert Teulecke das Problem. Der Blick fiel auf das vielversprechende Große Bruch. Inzwischen leben wieder Steinkäuze bei Wulferstedt und im Raum Neuwegersleben-Neudamm sowie Gunsleben. Es gibt aber zwei Schwierigkeiten: Nicht immer gelingt es, für die Auswilderung genügend Jungvögel von Tierparks im Bundesgebiet zu erhalten. Weiter steht den jungen Käuzen mit dem ersten Winter die große Überlebensprobe bevor. "50 bis 70 Prozent der jungen Eulen überleben den ersten Winter nicht", schildert der 59-Jährige die bittere Realität für die Vögel. Ein eigenes Brutpaar im Bruch soll sichern, dass wirklich jedes Jahr um Wulferstedt herum neu ausgewildert werden kann. Das Brutpaar zu pflegen, liegt nun in der Hand des Vereins "Stiftung Natur- und Umweltschutz" und insbesondere in Herbert Teuleckes. Erst nach acht bis zehn Jahren könnte dies auch langfristig für einen stabilen Bestand an Steinkäuzen sorgen. Finanziell wird das Projekt für die nächsten drei Jahre von der Stiftung der Kreissparkasse Börde mit 3000 Euro für das Futter aus Kücken, Insekten und Mäusen unterstützt.

Vor Projektstart war der Steinkauz zeitweise gar nicht mehr im Bruch zu finden. Bis 2002 hatten sich kleine isolierte Vorkommen gehalten; ein Jahr später starben die letzten. Nur ein Fundkauz, dessen Spur in den Raum Münster zurückverfolgt werden konnte, lebte zeitweise als einzig nachgewiesener Steinkauz im Bruch. Nun kann er Jahr für Jahr neue Artgenossen begrüßen.