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Serie "Süßes Wernigerode" Schmackhafte Psychotherapie

Hausgemachtes Eis, Honig und Baumkuchen - die Harzer Volksstimme stellt
in einer neuen Serie Menschen vor, die für süße Momente in Wernigerode
sorgen. Heute TeilI: Eismann Lutz Busche.

Von Julia Bruns 23.08.2014, 03:16

Wernigerode l Milch, Zucker und Sahne - das ist die Basis für jedes Eis. "Das Geheimnis ist das Zusammenspiel dieser Zutaten", sagt der Wernigeröder Lutz Busche, der eine Eisdiele in der Bahnhofstraße betreibt. "Ich kann unheimlich kreativ sein und mir immer wieder neue Sorten einfallen lassen."

Seine ausgefallenste Kreation? "Eine Bekannte war mit ihrem Mann zu Gast. Er bestellte aus Spaß Banane-Knoblauch - wohlwissend, dass wir diese Sorte nicht führen." Zu seinem 40. Geburtstag überraschte Busche den Stammgast mit einer ganzen Ladung der geruchsintensiven Sorte. "Alle Gäste haben es probiert. Das war wirklich mal was ganz anderes, süßer Knoblauch." Ins Sortiment aufgenommen hat er das Eis nicht. Besonders beliebt seien sämtliche Joghurt-Sorten, wie Sanddorn und Holunderblüte. Für den Herbst bereitet der 46-Jährige Zimt-Pflaume-, Lakritz- und Marzipan-Eis zu. Er persönlich isst nach all den Jahren immer noch jeden Tag gerne Eis, am liebsten Stracciatella.

Schon sein Großvater Otto stellte Eis her. Nach dem passenden Eintrag im Gewerbebuch hat sein Enkel lange gesucht. Er zeigt schwarz auf Weiß: "Busches Eis" gibt es seit dem 18. Juli 1925 in Wernigerode. "Mit einem Wagen hat er im Sommer Eis angeboten. Im Winter brachte er Schlipse und Sockenhalter an den Mann", berichtet er stolz. "Er hatte vier Kinder, alle mussten Eis machen. Auch mein Vater."

Von ihm hat Lutz Busche das Geschäft in der Bahnhofstraße 1988 übernommen. Damals war er 20Jahre alt und hatte gerade eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen. Schon früh habe sein Entschluss festgestanden, in die Fußstapfen des Vaters und Großvaters zu treten. "Es ist ein herrlicher Beruf, man trifft nur gutgelaunte Menschen. Denn wer Eis isst, hat automatisch gute Laune." Doch das Geschäft mit dem kalten Genuss sei nicht nur Zuckerschlecken. "Von März bis Oktober habe ich eine Sieben-Tage-Woche, Urlaub ist nicht drin." Dafür könne er in den Wintermonaten neue Sorten kreieren und sich regenerieren. Dass die Eisdiele in Familienhand bleibt, dafür soll ein Stammhalter sorgen. Der kleine Jan ist zwar noch ein Baby, isst aber schon gerne das Eis aus der Herstellung seines Vaters.

Der Laden steht seit Beginn der 1950er Jahre in der Bahnhofstraße. "Zunächst war hier nur ein kleiner Kiosk, der dann abgerissen wurde, als die Bahnhofstraße verbreitert wurde. Seit 1974 befindet sich die Eisdiele in diesem Haus."

Eine "Riesenstammkundschaft" halte ihm die Treue- Wie zum Beweis hält an der Eisdiele Peter Ölmann mit seinem Fahrrad, um `Hallo` zu sagen. "Ich habe schon als Schulkind auf dem Heimweg von der Diesterweg-Schule angehalten, um Eis zu essen. Ein anderes Eis kommt für mich gar nicht in Frage", sagt er. "Lutz ist übrigens nicht nur Eismann, sondern ein echter Psychotherapeut für viele Gäste, die hier ein- und ausgehen."