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Hasselfeldes Bad kostet geschlossen mehr als geöffnet / Vereine überfordert / Neustart im Rat Rat wendet das Blatt fürs Freibad

Von Burkhard Falkner 19.11.2014, 02:12

Eine Schließung des Waldseebades würde die Stadt rund 13 000 Euro mehr kosten als der Betrieb. Das rechnet der Ortschaftsrat Hasselfelde vor und kippt bisherige Ideen zur Badrettung. Ein Betreiberverein ist nicht in Sicht, demnächst berät erneut der Stadtrat.

Hasselfelde l Die Nerven haben mehrfach blank gelegen bei den Kontrahenten, die sich in der Tagung des Ortschaftsrates am Montagabend im Hasselfelder Kursaal gegenübersaßen.

Auf der einen Seite Bürgermeister Frank Damsch (SPD) mit der klaren Maßgabe, gemäß Vorgabe vom Land und Stadtratsbeschluss den Betrieb des Waldseebades an einen Förderverein zu geben oder die Einrichtung notgedrungen zu schließen. Das traf auf den geschlossenen Widerstand des gesamten Hasselfelder Rates.

Hauptsächlich Thomas Pöttmesser und Bernd Ehrlich (Bürgerinitiative Oberharz) stellten die Rechtmäßigkeit des Stadtratsbeschlusses in Frage, bei dem die Einsparung von 20 000 Euro im Waldeseebad und der Zuschuss für einen Betreiber in Höhe von 10 000 Euro beschlossen worden war. Der Punkt sei abgesetzt worden, so die Kritik, die Pöttmesser mit der Androhung verstärkte, einen Staatsanwalt einzuschalten. Das könne er ruhig tun, konterte Damsch und verlas das Sitzungsprotokoll. Es wurde nicht voll akzeptiert.

Dafür kritisierte Bernd Ehrlich mit Nachdruck die großen Unterschiede bei der Vergabe von Zuschüssen. Danach erhalten Vereine in Elbingerode rund 127 000 Euro Zuschuss im Jahr, die in Benneckenstein 17 000 und die in Hasselfelde 8000 Euro. Eine Neuregelung ist erst für etwa 2016 in Arbeit

"Unserer Vereine sind an der Grenze der Leistungsfähigkeit und können das Bad nicht übernehmen", so Ehrlich. Hasselfeldes Ortschef Heiko Kaschel (parteilos) verwies darauf, dass seit etwa 1994 nach und nach Häuser an Vereine gegeben wurden. "Während andere noch gar nicht daran gedacht haben", so Kaschel.

"Sparen wird nicht belohnt!", rief Bernd Ehrlich mehrfach. Hasselfelde würde im Gegenteil bestraft, weil es in der Vergangenheit die Leistungsfähigkeit der Vereine ausgeschöpft habe. Nun finde sich niemand, der das Waldseebad übernehmen kann. Das Bad sei, so Kaschel, einfach eine Nummer zu groß und touristisch zu bedeutsam.

Einig zeigten sich alle Seiten in der Einschätzung, dass eine Schließung des Bades für den Tourismus in der Stadt vermieden werden muss. Sie wäre "fatal" , wie Tourismusbetriebschefin Cathleen Hensel sagte. Deswegen, so Damsch, habe man ja den Weg über die Einbeziehung der Vereine eingeschlagen. Ein Wort gab das andere. Den Durchbruch erreichte schließlich Pöttmesser mit der Aussage, dass die Schließung des Bades sogar teurer wäre als der weitere Betrieb im Waldseebad.

Pöttmesser rechnete vor, dass wegen der fixen Verwaltungskosten und der Weiterbeschäftigung der Hasselfelder Bademeisterin kaum eine Kostenersparnis durch die Schließung zu erreichen sei. Dafür würden die Kurtax-Einnahmen um mindestens rund 20 000 Euro einbrechen, wie das vom Team des nahen Feriendorfes Blauvogel bereits prognostiziert wird (Volksstimme berichtete). Weitere Faktoren hinzugerechnet, würde die Schließung des Bades rund 44 000 Euro Miese bedeuten. Dem stünde ein Zuschuss bei Betrieb von 31 000 Euro gegenüber. Mache geschätzte rund 13 000 Euro Verlust, so Pöttmesser. Da sei der Image-Schaden durch Schließung des traditionsreichen Bades noch gar nicht berücksichtigt.

Nichts sei in Stein gemeißelt, anerkannte Damsch diese Argumentation. Wenn die Vereinslösung in Hasselfelde nicht greife, müssten die neuen Zahlen geprüft werden, um einen Weg zu finden, das Waldseebad in Hasselfelde so zu behandeln wie die Schwimmhalle in Benneckenstein, so Damsch.

Die etwa 20 erschienenen Bürger begrüßten in der Fragestunde dieses Ergebnis der zweieinhalbstündigen Debatte. Das Land müsse mehr Unterstützung geben, hieß es mehrfach. Der Bürgermeister könne einem leidtun in der Zwickmühle zwischen Spar-zwang und Erhalt der Bäder, sagte jemand. Warum die neuen Zahlen nicht schon früher bekannt waren, ein anderer.

Einstimmig wurde beschlossen, eine Vorlage für den Stadtrat Oberharz auszuarbeiten, die den aktuellen Stand der Dinge und einen neuen Weg zur Rettung des Freiades aufzeigt. Ob er gegangen werden kann, muss sich dann zeigen.