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" Neue Fassaden – Alte Geschichten " ( Teil 4 ) Barocke Kunstwerke zieren das Krummelsche Haus

Von Andreas Fischer 28.04.2010, 04:53

In der Serie " Neue Fassaden – Alte Geschichten " stellt die Harzer Volksstimme die Historie interessanter Häuser in Wernigerode vor. Mit diesem Thema haben sich auch Heimatforscher wie Dr. Uwe Lagatz und Mitarbeiter der Oskar Kämmer Schule, unterstützt von der Kommunalen Beschäftigungs-Agentur, befasst. Ihre Erforschung der Stadtgeschichte fließt in die Beschreibungen mit ein. Der historische Rundgang wird auf der Breiten Straße fortgesetzt.

Wernigerode. " Ich bin mir schon der Verantwortung bewusst, die mit der vor wenigen Wochen erfolgten Übernahme des Krummelschen Hauses verbunden ist ", sagt Pächter Stefan Marcinkowski. Er will mit seinem Team um Janine Brdoch ( Brdoch ist richtig geschrieben ) im Restaurant gleichen Namens typische Harzer Gastlichkeit und Wernigeröder Flair bieten. Sein Haus, das er als eines der schönsten von Wernigerode bezeichnet, soll, so sein Wunsch, zum Treffpunkt der Einheimischen werden, die auch mit Urlaubern ins Gespräch kommen wollen.

Gäste der Stadt bleiben beinahe jeden Tag bewundernd vor diesem Haus stehen. 1674 ließ es der Kornhändler Heinrich Krummel erbauen, dessen Vorfahren aus Berlin in die Harzstadt gekommen waren. Die Wohlhabenheit des Bauherrn findet unter anderem seinen Ausdruck in der prunkvollen Bauweise des Barock. Die gesamte Fassade weist kaum eine Stelle auf, die nicht künstlerisch verziert ist, so dass von dem eigentlichen Fachwerk nichts zu sehen ist. Da tragen die Pfosten Reliefornamente, darunter skurrile Masken. Von den Balkenköpfen blicken Löwenköpfe herab. Stark plastische Reliefs sind in den zehn Brüstungsfeldern unter den Fenstern zu sehen.

Figuren im Zweiten Weltkrieg beschädigt

Die untere Reihe zeigt von links nach rechts verschiedene Darstellungen, so eine Stadtansicht, ein Richter, vor dem ein Mann kniet als Ausdruck für Gerechtigkeit, dann eine symbolische Darstellung von Afrika ( eine Frau sitzt auf einem Fabeltier, dann ein liegender Knabe stützt sich auf einen Totenkopf und hält dabei eine Sanduhr ( des Menschen Sterblichkeit ).

Weitere Bilder symbolisieren Amerika ( eine Frau sitze auf einem Krokodil ). In der oberen Reihe sind dargestellt Europa, Asien, eine Stadtlandschaft, zwei Männer bei der Pflege eines Baumes, eine betende Frau und der Pfarrer. Das letzte Relief war erst während des Umbaus 1875 eingefügt worden. Ursprünglich befand sich dort eine Ladeluke mit Kefferbalken. Das Obergeschoss diente als Speicher, deshalb gab es dort einst nur Holzgitter. 1875 wurden auch im Erdgeschoss drei Fenster beseitigt und ein Laden mit zwei Schaufenstern eingebaut. Die fünf Plastiken an den Pfosten des Erdgeschosses stammen aus der gleichen Zeit. Die rechte Figur wurde beim Bombenangriff 1944 so stark beschädigt, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine getreue Nachbildung ersetzt werden musste. Diese schuf der Bildhauer Otto Welte, dem das Harzmuseum derzeit eine Sonderausstellung widmet.

Die Bewohner des Hauses wechselten oft. 1674 von Heinrich Krummeling erbaut, folgte 15 Jahre später der Advokat Ernst Conrad Martin, dann ab 1693 Andreas Krümmel ( auch Krümling ), später Hans Giebelhausen, ab 1700 Michel Krümling. Mehrere andere Nutzer mit unterschiedlichen Berufen folgen, so Sattlermeister, Fuhrmann, Seifensiedermeister, Kaufmann und ein Seilermeister.