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Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes / Heidrun Ebert : Dreist – "Manchmal landen sogar Gelbe Säcke im Container"

Von Ivonne Sielaff 05.03.2010, 05:52

Die Kleiderkammer des DRKKreisverbandes Wernigerode versorgt Bedürftige mit Bekleidung. 6000 Kleidungsstücke wurden im vergangenen Jahr herausgegeben – nicht nur an Sozialschwache, sondern auch ans Harz-Klinikum, an Altenheime und an das Kinderheim " Waldmühle ".

Wernigerode. Jacken, Hosen, Blusen, Mützen, Schuhe – all die Kleidungsstücke, die in einen der Container des Roten Kreuzes geworfen werden, landen irgendwann auf dem Tisch von Ursula Palm. Seit zehn Jahren betreut die 54-Jährige die Kleiderkammer beim DRKKreisverband in der Wernigeröder Lindenallee, die jeden Dienstag und jeden Donnerstag zwischen 8 und 12 Uhr ihre Pforten für Bedürftige öffnet.

Im vergangenen Jahr wurden knapp 6000 Mal Bekleidung und Textilen herausgegeben – an Sozialschwache, Hartz-IVEmpfänger und immer öfter auch an Spätaussiedler. " Es sind hauptsächlich Frauen, die die Kleiderkammer aufsuchen ", wissen Heidrun Ebert und Erich Goedecke vom Kreisverband. " Wahrscheinlich genieren die Männer sich ", vermutet der Kreisgeschäftsführer, " und lassen sich die Sachen lieber von ihren Frauen mitbringen. " Besonders gefragt waren im letzten Jahr Pullover und T-Shirts, aber auch Socken, Handtücher und Hosen. Zudem versorgt die Kleiderkammer bedürftige Patienten des Harz-Klinikums – zumeist ältere Frauen und Männer – mit Wäsche und Handtüchern. " Da bekommen wir bestimmt zwei- bis dreimal pro Woche Anfragen ", sagt Heidrun Ebert.

Auch die Altenheime der Stadt und das Kinderheim " Waldmühle " sind Abnehmer. " Manchmal werden verwahrloste Kinder, nur mit Strumpfhose und T-Shirt am Leib, im Heim aufgenommen, die wir dann erst einmal mit Wechselkleidung ausstatten ", so Goedecke. Solche Fälle gebe es leider immer mehr.

Aber auch den DRK-Kreischef plagen Sorgen. " Übers Jahr gerechnet kostet uns die Kleiderkammer gut 10 000 Euro. " Darin enthalten Ausgaben für Heizung, Transport, Beleuchtung und mehr. " Da wir nicht von der Kreisverwaltung unterstützt werden, sind wir auf Spenden angewiesen. 4000 Euro sammelten sich 2009 in der Spendenbüchse der Kleiderkammer an. Wer kann, der gibt 50 Cent oder einen Euro, wenn er sich dort einen Mantel abholt. So sei auch der Zuschuss der Stadt im vergangenen Jahr eine Hilfe gewesen. Und nicht nur das. " Wir sehen das einfach als Wertschätzung unserer Arbeit ", so Goedecke.

Und Arbeit gibt es eine Menge. Zirka 30 DRK-Container stehen in Wernigerode und den Ortsteilen. Im vergangenen Jahr wurden ungefähr 30 Tonnen Kleidung abgegeben. Doch die Sachen müssen zuerst sortiert werden, denn vieles ist verschmutzt, zerrissen, verschlissen und nicht mehr brauchbar. " Es gibt leider genug Leute, die bei uns ihre Lumpen, Unrat und gar Gelbe Säcke abladen ", berichtet Heidrun Ebert. " Für die Entsorgung kommen letztendlich auch wir auf. " Die Lumpen wiederum gehen direkt an eine Verwertungsfirma, die daraus Putzlappen und Dämmmaterial fertigt. " Pro Kilo bekommen wir da 17 Cent. Immerhin. "

Dennoch – trotz dieser finanziellen Sorgen, die Kleiderkammer sei eine wichtige Aufgabe, " die wir für die Stadt leisten müssen und auch wollen. " Sicherlich müsse wirtschaftlich gedacht werden, so Erich Goedecke. " Aber wir sind eben das Rote Kreuz und kein Wirtschaftsbetrieb. So lange es unseren Kreisverband gibt, wird es auch die Kleiderkammer geben. "