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Berliner Gutachter bescheinigt Schierkes Projekt Unwirtschaftlichkeit / Alternative am Winterberg Großparkplatz und "Stadttor" sind geplatzt

Von Michael Pieper 24.03.2012, 03:15

Der geplante Großparkplatz am Schierker Ortseingang ist unwirtschaftlich. Zu diesem Urteil ist ein Berliner Gutachter gekommen. Damit platzt ein bedeutender Teil der Vision von Wolf-Rüdiger Eisentraut zum zukünftigen Schierke.

Wernigerode/Schierke l Ein Kreisverkehr am Ortseingang sollte Schierkes Touristen zu einem großen, terrassenförmig angelegten Parkplatz für bis zu 1250 Autos führen. Das hatte Prof. Wolf-Rüdiger Eisentraut in seinem Ortsentwicklungskonzept für den Brockenort festgeschrieben. 15,3 Millionen Euro hätten Land und Stadt dafür ausgegeben (12272Euro pro Stellfläche). Hinzugekommen wären Kosten für die Außenanlagen und Verkehrsanbindung. Dieser Parkplatz-Traum ist nun geplatzt. Ein Berliner Gutachter bescheinigt dem Parkplatz am "Stadttor" Unwirtschaftlichkeit. Eine Alternative ist aber schon gefunden worden. Ein Parkhaus am Winterberg - dem geplanten Wintersportgebiet - soll Platz für 800 Autos bieten.

"Egal, ob das Projekt öffentlich, privat oder gemischt finanziert wird, wäre die alte Variante für die Investoren unrentabel", zitiert Wernigerodes Baudezernent Burkhard Rudo aus dem Gutachten der Firma NYMOEN Strategieberatung. Mit der Entscheidung gegen den Großparkplatz am Ortseingang fällt auch der Kreisverkehr "Stadttor" inklusive des pyramidenförmigen Baus weg- Rudo "Dieser ist jetzt entbehrlich."

Neben den hohen Baukosten sei die Transportfrage ausschlaggebend für die negative Bewertung des Projekts gewesen. Da der Großparkplatz samt neuem Kreisverkehrs weit vor der Ortsmitte gebaut worden wäre, hätten den Touristen ein Shuttle-Service angeboten werden müssen. Eisentraut hatte vorgeschlagen, Busse in regelmäßigen Zeitabständen fahren zu lassen, um zu den Ausflugszielen zu gelangen. Der Berliner Gutachter hält dagegen und sieht in diesem Punkt ein zu großes finanzielles Risiko für den Betreiber, ob privat oder öffentlich.

Wolf-Rüdiger Eisentraut auf Volksstimme-Nachfrage: "Es ist Entscheidung der Stadtverwaltung, was und wo gebaut wird." Aber diese Variante entspreche nicht seinen Vorstellungen, um den Ort Schierke vom Besucherverkehr zu entlasten. Er sei mit der geplanten Umsetzung seines Konzepts in Schierke bisher zufrieden, "bis auf das Parkhaus". Die Zweifel am Transportsystem könne er nicht teilen.

Und seine Kritik teilen wiederum andere nicht. Der Schierker Beirat, ein Gremium aus Vertretern der Wernigeröder Stadtverwaltung, des Schierker Ortschaftsrates und Bauexperten, hat sich bereits einstimmig für die Alternative ausgesprochen. Bürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU): "Ich finde die Lösung gut. Damit stellen wir ein tolles Angebot für unsere Besucher am Winterberg bereit." An die Entwicklung des Skigebiets "glaube ich ganz fest".

Auf der Sitzung des Bauausschusses sprach sich auch Wernigerodes Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht (CDU) für das neue Modell aus: "Ich hatte den Neubau am Ortseingang nie ganz verstanden, wo doch in Schierke die Möglichkeit besteht, vorhandene Flächen auszubauen." Das neue Parkhaus würde nach aktuellem Stand auf dem jetzigen Waldparkplatz entstehen. Zudem sei es laut Baudezernent Rudo denkbar, den Parkplatz "Am Tälchen" nicht wie bisher geplant abzureißen, sondern bestehen zu lassen - als zweites Standbein für Besucher des nahegelegenen Bahnhofs.

"Wir hatten mehrere Szenarien durchgespielt und Gespräche mit Experten geführt", so Rudo. Und weiter: "Das Parkaus am Waldrand habe zwei Vorteile. Zum einen liegt er direkt am Eingang des zukünftigen Wintersportgebietes. Und zum anderen brauchen wir keinen Shuttle-Service." Besucher können vom Parkhaus aus bequem zu Fuß in Richtung Zentrum spazieren.

An den Bauplänen für die neue Sandbrinkstraße entlang der Bode ändert sich laut Rudo nichts, nur eine Abbiegespur zum Parkhaus müsse ergänzt werden. Dem Alternativplan hat der Berliner Gutachter bereits Rentabilität bescheinigt. Die Kosten setzte Rudo mit rund 8000 Euro pro Stellfläche an - in der Summe wären das mit 6,4 Millionen Euro nicht einmal halb so viel wie für die Terrassen-Parkvariante. Ob das Parkhaus rein öffentlich oder gemeinsam mit Investoren finanziert werde, sei offen.

Dass die Pläne für das Ersatzparkhaus bereits so weit gediehen sind, steht im Zusammenhang mit den Förderrichtlinien des Landes. Rudo: "Der Parkplatz ist Teil des zweiten Förderantrags, auf den das Wirtschaftsministerium schon wartet." Bedingung für einen positiven Entscheid ist laut Rudo, dass alle inbegriffenen Projekte bis 2014 realisiert sein müssen. "Wir waren immer davon ausgegangen, dass wir bis 2015 Zeit haben", gesteht der Baudezernent. Er rechnet mit dem ersten Spatenstich für das Parkhaus im kommenden Jahr.

Mit dem Geld aus dem ersten Förderpaket werden ab 18.April zwei neue Brücken und die Sandbringstraße als Teil der neuen Ortsumgehung gebaut. Zum Spatenstich ist Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) eingeladen.