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Wolmirstedt bereitet sich auf das Elbehochwasser vor, das bis in die Ohre drücken kann Hochwassergefahr: Tierheim evakuiert, Sandsäcke befüllt, Deich wird bewacht

Von Gudrun Billowie 05.06.2013, 03:17

Seit gestern Abend 22Uhr gilt in Wolmirstedt Alarmstufe drei. Das bedeutet, die Deiche werden ständig kontrolliert. In Glindenberg ließen sich am Nachmittag bereits 71freiwillige Helfer registrieren. Zudem wurden das Wolmirstedter Tierheim evakuiert und im Wirtschaftshof 2000 Sandsäcke befüllt.

Wolmirstedt l Das Hochwasser kommt. Der Katastrophenstab des Landkreises hat seine Arbeit aufgenommen. Auch in Wolmirstedt werden Sandsäcke befüllt. Der Deich in Glindenberg wird seit gestern Abend 20 Uhr von Deichläufern kontrolliert. In Vierergruppen gehen die Glindenberger jeweils vier Stunden lang den beinahe acht Kilometer langen Glindenberger Deich ab. Gesichert mit Schwimmwesten.

Besonders in Glindenberg ist die Sorge vor dem Hochwasser groß. "Das Wasser soll 1,20Meter höher stehen als 2002", erregt sich Inka Plaßmann, "und wir sollen nichts tun?" Die Glindenbergerin spricht bei der Einwohnerversammlung all jenen aus dem Herzen, die am liebsten sofort Sandsäcke befüllen und die Deiche sichern möchten. Doch soweit war es gestern noch nicht. Erst heute wird Sand an der Sandkuhle in der Wolmirstedter Straße abgeladen. "Dort kann sich jeder seine mitgebrachten Sandsäcke befüllen", sagt Bürgermeister Martin Stichnoth. Dieser Sand dient zur Sicherung des Privateigentums. "Für die öffentlichen Bereiche hat die Wasserwehr Sandsäcke vorrätig", so Stichnoth. Auf dem Wirtschaftshof der Stadt in der Fabrikstraße werden seit gestern Sandsäcke befüllt. 2000 Stück fürs Erste. Insgesamt stehen 20Tonnen Sand für 10000 Säcke zur Verfügung. "Auch die Kiesgrube Papenburg in Farsleben hat bereits ihre Hilfe zugesichert", so der Bürgermeister.

Christine Bauer wohnt in Glindenberg und hat das Hochwasser 2002 noch gut im Gedächtnis. "Zuerst müssen wir die Schwachstelle des Deiches zwischen Glindenberg und Heinrichsberg schützen", sagte sie und sprach von einem Höhenunterschied von 30 Zentimetern. "Dort läuft das Wasser zuerst über." Martin Stichnoth versprach, dieses Problem im Landkreis anzusprechen, denn der bildet den Katastrophenschutzstab.

Ortswehrleiter Andy Opitz mahnte ebenfalls: "Wir können nicht erst beginnen, die Deiche zu schützen, wenn das Wasser zehn Zentimeter unter der Krone steht." Der Ortswehrleiter ist ab sofort Leiter des Wachbüros, das im Versammlungsraum der Feuerwehr eingerichtet wurde. "Ab Mittwoch 12 Uhr gibt es zuverlässige Informationen", sagt Opitz. Die brauchen die Glindenberger Bürger derzeit am meisten.

In der Tat gibt es noch keine konkreten Aussagen, zu welchem Zeitpunkt das Wasser wie hoch steigen wird. "Ab Donnerstag rechnen wir mit einer zugespitzten Lage", sagt Landrat Hans Walker bei einem Arbeitstreffen im Wolmirstedter Rathaus.

Dennoch, kommt es dicke, "dann müssen wir alles, was in einer Senke und unterhalb von 44 Metern über Normalnull liegt, evakuieren", sagt Dirk Illgas vom Wolmirstedter Ordnungsamt. Diese tiefliegenden Gebiete sind durch einen Rückstau des Elbwassers in die Ohre überflutungsgefährdet. In solchen Bereichen liegen unter anderem das Klärwerk, die Firma Polytech im Handwerkerring und auch Weidewiesen von Bauern.

"Die Stadtwerke sichern bereits ihre Trafostationen", weiß Illgas, "damit im Überflutungsfall trotzdem die Stromversorgung gesichert ist.

Das Wolmirstedter Tierheim hat bereits gestern seine Pfleglinge evakuiert. Rund 35 Katzen und 13 Hunde wurden in eine Pflegestelle nach Gerwisch gebracht. Damit folgten die Tierheimmitarbeiter und viele Freiwillige der Aufforderung des Veterinäramtes des Landkreises. "Sogar die Goldfische aus dem Teich müssen umgesiedelt werden", sagt Evelin Horwitz. Für die Tiere bedeutet die Umsiedlung Stress pur. Das Miauen der Katzen aus den Boxen im Kofferraum der Transporter war deutlich.

Evakuierung ist auch für die Glindenberger ein Thema. Doch davon ist bisher keine Rede. "Erst ab Alarmstufe vier", sagt Stichnoth. Der Bürgermeister forderte die Bürger jedoch auf, sich über Radio und Internet auf dem Laufenden zu halten. Ordnungsamtsleiterin Marlies Cassuhn appellierte, dass alle vom Hochwasser Bedrohten eine Notfalltasche packen und besonders an Medikamente denken sollten.

In den kommenden Tagen wird die Ohre nicht als Problem gesehen. "Wir rechnen mit einem Rückstau der Elbe, der vorraussichtlich bis zur Glindenberger Brücke geht", so Dirk Illgas, "aber der Deich in Richtung Glindenberg wurde vor sechs Jahren um einen Meter erhöht. Die andere Seite könnte überfluten." Der Elbdeich wurde erst im vergangenen Jahr mit einem Deichverteidigungweg gesichert und dabei das Erdreich verdichtet. Er gilt derzeit als sicher.

Das Bürgertelefon des Landkreises ist rund um die Uhr besetzt. Die Rufnummer lautet: (03904)72403810