Selbsthilfegruppe Multiple Sklerose besucht die LIBa Gesundes ist auch lecker

Von Gudrun Billowie 29.11.2011, 05:26

Das Familienzentrum LIBa widmet sich dem vollwertigen Kochen und dem gesunden Essen Die Selbsthilfegruppe Multipler Sklerose (MS) gönnte sich dort einen informativen Gourmet-Abend.

Barleben l Die Tische im Familienzentrum sind hübsch gedeckt. Frauen unterhalten sich angeregt. Gehhilfen sind in die Ecke geschoben. Nichts deutet darauf hin, dass die Frauen am Tisch krank sind. Erst, als sie sich an der Küchenzeile versammeln, stützen sich einige ab. Andere gehen allein. MS ist eine tückische Krankheit, eine chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des zentralen Nervensystems. Sie zeigt mal mehr, mal weniger ihr Gesicht.

"Es gibt keine Diät, die die Krankheit beeinflusst", stellt Daniela Lehmann klar. Sie ist die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe MS, die sich eigentlich in Haldensleben trifft, den Advent aber mit einem Abend im Familienzentrum LIBa einläutet. Ernährungsberaterin Dr. Martina Wöhlert hatte ein vollwertiges Menü zusammen gestellt und frisch zubereitet. Einen gemischten Herbstsalat als Vorspeise, hübsch angerichtet aus Endivien, Apfel, Karotte, Basilikum. Als Hauptgericht gibt es eine bunte Gemüsepfanne mit Fisch und zum Nachtisch einen Raspel-Apfel-Becher.

Gesunde Ernährung tut dem Wohlbefinden aller Menschen gut, wer an MS erkrankt ist, weiß, dass Gesundheit ein hohes Gut ist. "Die Krankheit kommt in Schüben", weiß Daniela Lehmann aus eigener Erfahrung. Sie bemerkte in Alter von 23 Jahren zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt. "Ich dachte, ich werde auf einem Auge blind", erinnert sie sich. Ihre Chefin, eine Zahnärztin, schickte sie sofort zum Arzt. Die Diagnose wurde schnell gestellt. "Das ist nicht immer so", sagt Daniela Lehmann und schaut in die Runde, "manche durchlaufen eine Odyssee durch die Arztpraxen, werden sogar als Simulanten bezeichnet."

In der Selbsthilfegruppe wird Unsicherheit aufgefangen

Daniela Lehmann hatte zuerst wenig Beschwerden, Ärzte rieten ihr, all die Kinder zu bekommen, die sie sich wünscht. Alles ging gut, doch als das zweite Kind wenige Monate auf der Welt war, schlug die Multiple Sklerose zu. "Das Kind wollte früh morgens sein Fläschchen. Als ich aus dem Bett steigen wollte, versagten die Beine." Das Baby schrie, das "große" Kind war gerade erst fünf Jahre alt, weit davon entfernt, der Mutter helfen zu können. "Mir blieb nur, zum Telefon zu robben und meinen Mann anzurufen."

Danach folgte ein Leben im Krankenbett. Solange, bis die Krankheit in Schach gehalten war. Inzwischen steht Daniela Lehmann kurz vor dem 40. Geburtstag und fühlt sich wohl. "Ich gehe wieder arbeiten", sagt sie stolz. Der Weg dahin war alles andere als leicht. Eiserner Wille triumphierte über die Krankheit. "Ich musste trainieren, dass ich mit der Gabel den Mund treffe", verrät sie, "das ist mit MS gar nicht so einfach."

Daniela Lehmann ist froh, dass sie diesen Etappensieg über die MS-Krankheit davon trägt. Und möchte anderen von ihrer Kraft abgeben. "Wer mit MS im Krankenhaus landet, bekommt nicht selten ein Buch voller Informationen in die Hand gedrückt und ist damit ziemlich allein gelassen." Unsicherheit, Einsamkeit, auch Verbitterung bleiben nicht aus. "Das wollen wir in der Selbsthilfegruppe auffangen", so Daniela Lehman. Viele können sogar ohne Medikamente leben, andere versuchen, die Dosierung zu senken, manche brauchen die Hilfe der Medizin. Die Krankheit hat viele Gesichter.

Die Selbsthilfegruppe gehört zum Landesverband der Multiple Sklerose Gesellschaft, die auch den Abend in der LIBa unterstützt.

"Ich habe hier schon einen Abend verbringen dürfen", erzählt Kathrin Gensecke , "und war ganz begeistert, wie lecker Gesundes schmeckt." Das wollte sie den anderen aus der Selbsthilfegruppe unbedingt nahe bringen.

Dr. Martina Wöhlert wirbelt indes an der Kochzeile, schiebt Gemüse in der Pfanne hin und her, wird unterstützt von Evelyn Brämer und von Susann Schmidt, die im LIBa-Zentrum ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. "Wir legen großen Wert auf die frische Zubereitung unserer Mahlzeiten und darauf, dass die Produkte aus der Region kommen." Nur der Fisch, der stammt aus Norwegen. "Selbst gefangen", fügt Evelyn Brämer an.