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Ab dem 10. Januar öffnet sich das Museum mit neuem Innenleben Museum präsentiert Domänen-Geschichte

Von Gudrun Billowie 03.01.2012, 05:26

Am 10. Januar wird das Museum auf der Schlossdomäne im Rahmen einer Feierstunde offiziell wiedereröffnet. Am 15. Januar gibt es für alle Bürger einen Tag der offenen Tür.

Wolmirstedt l Um es gleich vorwegzunehmen: Das Museum hat an den anderen Tagen zu den gewöhnlichen Zeiten geöffnet. Am Tag der offenen Tür wird lediglich auf den Eintritts-Obolus verzichtet. Wer so ein aufgehübschtes Museum hat, muss es schließlich auch einen Tag lang im festlichen Rahmen zeigen. Das ist aber nur eine der guten Nachrichten. Die zweite gute Nachricht ist, dass es gar drei neue Ausstellungen gibt. Gleich im Foyer erfährt der Besucher alles über die Geschichte der Schlossdomäne. Die zweite neue Ausstellung heißt "Die Geologie und Nutzung der Bodenschätze im Landkreis Börde". Die dritte neue Ausstellung beschäftigt sich mit der "Kulturgeschichte des Essens und Trinkens".

Das Museum ist Teil des historischen Ensembles der Schlossdomäne und wird auch als solches wahrgenommen. "Wir wollen den Besuchern auf den ersten Blick zeigen, was es mit diesem Areal auf sich hat. Darum widmet sich die Ausstellung im Eingangsbereich unmittelbar der Domäne", sagt Museumsmitarbeiterin Susanne Oehme. Auf neu angefertigten Tafeln wird ein Abriss der Geschichte gegeben, die Exponate der darunterstehenden Vitrinen beziehen sich auf die Tafeln.

Auf der ersten Tafel erfahren die Besucher in Kurzform alles über das Wesen von Wolmirstedt und das Areal der Schlossdomäne. In der Vitrine darunter ergänzen jungsteinzeitliche Funde aus dem Altkreis Wolmirstedt Bild und Text der Tafel. Gezeigt werden Halsschmuck oder Krüge, die bereits etwa 5000 Jahre alt sind.

Die erste Erwähnung Wolmirstedts liegt inzwischen 1003 Jahre zurück, und aus dieser Zeit, als der Chronist Thietmar von Merseburg das erste Mal eine Begebenheit von "Walmerstidi" aufschrieb, sind allerlei Scherben von Tonkrügen erhalten. "An den Mustern kann man erkennen, aus welcher Region die Krüge stammen", erklärt Susanne Oehme. "Passen Muster nicht zu den gängigen Mustern dieser Region, lässt das auf einen Handel schließen."

Auf der dritten Tafel wird die Burg in der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahrhundert als Grenzfeste dargestellt. Die Fundstücke in der Vitrine sind Lanzenspitzen, ein Kamm, aber auch eine Geweihspitze und Miesmuscheln.

Miesmuscheln? "Ja, das ist eigenartig", bestätigt Susanne Oehme, "eigentlich gibt es hier keine Miesmuscheln". Die Museologin schließt daraus, dass die Burg in der Zeit des Mittelalters sehr bedeutend war, sodass die Bewohner sich sogar Delikatessen des Meeres nach Wolmirstedt bringen lassen konnten. "Allerdings ist vieles Spekulation", räumt Susanne Oehme ein, "es gibt nur sehr wenige Quellen, die das wirkliche Leben überliefern".

Einen ganz großen Aufschwung erlebte Wolmirstedt unter Joachim Friedrich. Dem Kurfürsten ist eine eigene Tafel gewidmet, ebenso wie dem Herrenhaus. "Bei Grabungen wurde dort eine Hundemumie gefunden", sagt Susanne Oehme. "Wir haben dem Hund den Namen Brutus gegeben", ergänzt Anette Pilz. Mit "Brutus" wurden wahrscheinlich die Götter milde gestimmt. "Es wird vermutet, dass der Hund ein Bauopfer ist", sagt Susanne Oehme.

"Brutus" stimmte die Götter milde

Das Interessante an dieser Ausstellung ist, dass sie den Wandel der Schlossdomäne über den Lauf der Jahrhunderte dokumentiert. Besonders anschaulich wird das in einem Modell der Burg aus der Zeit, als mitten auf dem Burgberg noch ein Bergfried in den Himmel ragte. In diesen Turm zogen sich die Bewohner in Kriegszeiten zurück, waren darin vor Angriffen geschützt. Susanne Oehme zeigt auf einer der Schautafeln Fotos von Treppenstufen, die einst in den Bergfried führten. Diese Treppenstufen wurden ebenfalls bei Grabungen gefunden. Inzwischen ist im wahrsten Sinne des Wortes über die Zeugnisse der Vergangenheit wieder Gras gewachsen.