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Ortsbürgermeisterin Helga Steinig hat die 1072-jährige Geschichte aufgeschrieben Historische Neuigkeiten: Chronik von Mose öffentlich vorgestellt

Von Claudia Labude 02.12.2009, 07:46

Es war im Jahr 937, als die Ortschaft Mose in einer Schenkungsurkunde von König Otto I. erstmalig erwähnt wurde, wodurch sie älter als die Stadt Wolmirstedt ist. Die mittlerweile 1072-jährige, wechselvolle Geschichte der Gemeinde findet sich in einer Chronik wieder, die Ortsbürgermeisterin Helga Steinig jetzt öffentlich vorstellte.

Mose. Dass sie mit Zahlen, Fakten und Fotos so viele Interessierte anlocken würde, damit hatte Ortsbürgermeisterin Helga Steinig nicht gerechnet. " Ich dachte schon, ich würde mit zehn Leuten hier sitzen. " Doch im Kulturhaus blieb kein Platz mehr frei. Neben vielen alteingesessenen Bürgern, deren Familiengeschichten eng mit der Geschichte des Ortsteiles verbunden sind, waren auch zahlreiche Neu-Moser gekommen.

Mit der Chronik hat Helga Steinig 1985 angefangen. " Am schwierigsten war es, neuzeitliche Dinge zusammenzutragen, da ist viel verbrannt worden ", erklärte die Ortsbürgermeisterin. Aus der weiteren Vergangenheit hat sie dagegen die meisten Fakten gesammelt. So steht in der Chronik geschrieben, dass der Name der Ortschaft nach deutscher Deutung auf Mos, also Sumpf zurückgeht, was sich auch landschaftlich erklären würde. Auch dass der Ort 1218 eine eigene Kirche hatte und eine selbstständige Parochial-, also Ortsgemeinde war, wird in der Chronik berichtet.

Solch ein Werk lebt aber natürlich nicht nur von Zahlen, sondern von Geschichten. Und so fand im Kulturhaus kein reiner Vortrag, sondern ein Gespräch statt. Immer wieder warfen Zuhörer ein, was ihnen zu bestimmten Jahreszahlen oder Bildern einfiel. Erich Müller beispielsweise konnte noch zahlreiche Details zur Kleinbahn berichten, die am 11. März 1903 offiziell den Betrieb aufgenommen hat und bis zum 1. Januar 1961 Personen sowie bis 1965 noch Güter transportierte.

Am 29. Juni 1933 wurde in Mose Geschichte geschrieben, als Rudolf Nebel und sein Team auf einer Wiese des Gutes die erste unbemannte Flüssigkeitsrakete starteten. Diese war 6, 50 Meter hoch und 120 Kilo schwer, stieg aber nur 20 Meter hoch, neigte sich und flog 80 Meter weit. Zu den Männern, die damals die Rakete aus der Scheune, wo man sie gebaut hatte, auf den Wiesen-Startplatz zogen, gehörte auch der Vater von Hilde Heiland. Als Kind schaute sie dem Raketenstart zu, im Kulturhaus lauschte sie Helga Steinig, die das Ereignis auch mit Hilfe von Zeitzeugen wie Hilde Heiland niedergeschrieben hat.

Weniger bekannt als der Raketenstart ist, dass es in Mose 1945 auch einen Flugzeugabsturz gegeben hat. Zwar konnte der französische Pilot den Schleudersitz betätigen, während das Flugzeug auf den Weg neben Stutes Garten krachte. Den Absturz allerdings hat auch der Mann mit nicht überlebt.

Nicht tragisch, sondern lustig, waren die Streiche, die sich regelmäßig zu den Freien Nächten, also am Wochenende vor Pfingsten, in Mose ereigneten. Anfang der 50 er Jahre hatten Jugendliche aus Jux eine Kutsche auseinander – und auf dem Dach der Bäckerbude wieder zusammengebaut. 1959 schwamm auf dem Dorfteich eine Tür, darauf eine Hund, der vor angeleint und samt seiner Hütte umgesiedelt worden war.

" Es gab damals einen Bauern, der behauptete, den schärfsten Wachhund zu haben, an den sich niemand rantrauen würde ", erinnerte sich nicht nur Helga Steinig an diesen Streich. Auch an das Fahrrad, das 1962 in der Freien Nacht auf den Schornstein der Schnapsbrennerei gebracht wurde und dort vier Wochen lang hing, konnten sich viele der Zuhörer entweder persönlich oder vom Hörensagen her erinnern.

Seit 1994 gehört Mose nun schon als Ortsteil zu Wolmirstedt, hat derzeit 337 Einwohner in 144 Haushalten. Bemerkenswert : Mit 52 Kindern ( 0 bis 14 Jahre ), 237 Erwachsenen ( 15 bis 60 Jahre ) und 48 Rentnern ( 61 bis 92 ) kann von Nachwuchsmangel in der Ortschaft keine Rede sein.

" Eine Chronik ist nie fertig, viel ist noch zu ergänzen ", erklärte Helga Steinig am Ende des Abends. Wer noch Geschichten oder Bilder hat, kann sich gerne bei ihr melden. Spätestens in drei Jahren, wenn Mose seine 1075-Jahr-Feier begeht, wird die Chronik wieder vorgestellt. Und hat dann sicher schon wieder einige Seiten mehr.