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Fachtagung der Mitglieder des " Regionalen Förderzentrums Altkreis Wolmirstedt " Ziel: Vorschnelles Abschieben von Schülern vermeiden

Von Claudia Labude 02.12.2009, 07:46

Wolmirstedt. Ein Kooperationsvertrag machte im November 2005 den Anfang des Regionalen Förderzentrums im Altkreis Wolmirstedt. Der Zusammenschluss aus Schulen, Kindertagesstätten und Landesbildungszentren soll dafür sorgen, dass Kinder, die besonderer Unterstützung bedürfen, im Idealfall an " normalen " Schulen verbleiben können, anstatt auf Förderschulen wechseln zu müssen.

Ende vergangener Woche trafen sich die Schul- und Einrichtungsleiter in der Wolmirstedter Gerhard-Schöne-Schule zu ihrer jährlichen Fachtagung. Vier Jahre nach dem Zusammenschluss war auch die Zeit gekommen, Bilanz über das bisher Erreichte zu ziehen.

Helmut Ketzler, Leiter der Harnisch-Schule, die gleichzeitig Basis-Schule des Förderzentrums ist, kann stolz auf die Statistiken verweisen. " Unser freiwilliger Zusammenschluss mit dem Ziel, die Vielfalt der sonderpädagogischen Förderung anzubieten und durch Prävention auch drohende Behinderung zu vermeiden, hat sich zu einem tragfähigen Instrument entwickelt ", so Ketzler nicht ohne Stolz. Waren es im Schuljahr 2005 / 06 noch zwölf Schüler, die im gemeinsamen Unterricht betreut wurden, so sind es mittlerweile schon 52 Jungen und Mädchen, die im Klassenverbund an normalen Grund- und Sekundarschulen extra Förderung erfahren. Dafür zuständig sind Lehrer, die sich mit Hilfe spezieller Weiterbildungen auf diese Aufgabe vorbereiten.

" Mit solchen Fortbildungen kann man zwar einiges erreichen, aber auch die Einstellung der Menschen zu diesem Thema muss stimmen ", verdeutlicht der Schulleiter. Bei den Pädagogen, die sich im Förderzentrum engagieren, stimmt die Einstellung. Gesamtgesellschaftlich sieht Ketzler dagegen noch Handlungsbedarf. " Es gibt einen regelrechten Run auf Privatschulen ", hat er beobachtet. " Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind dahin. Grund ist die Befürchtung, dass ‚ normale ‘ Kinder in Integrationsklassen möglicherweise zugunsten der Schüler mit erhöhtem Förderbedarf benachteiligt werden ", schildert der Schulleiter mögliche Ängste von Eltern.

Doch das sei nicht generell so. " Die Lehrer werden so befähigt, dass sie jedem Kind seinen Lernerfolg sichern. Und solche Integrationsklassen haben auch Vorteile, sie stärken beispielsweise die sozialen Kompetenzen der Kinder. "

Auf der Fachtagung berichtete unter anderem Undine Bühnemann von ihren Erfahrungen als Klassenlehrerin einer Integrationsklasse. Fünf ihrer 14 Erstklässler in Zielitz haben erhöhten Förderbedarf. Darunter zählen zum Beispiel Lernschwierigkeiten, ein Mangel in der emotionalen oder sozialen Entwicklung, Sprach-oderHörstörungen, Autismus oder Behinderungen in der körperlich-motorischen Entwicklung. Die Lehrerin berichtete nicht nur über den Alltag mit dieser Klasse, sondern auch darüber, dass die Pädagogen für den gemeinsamen Unterricht Unterstützung brauchen. Von Sonderpädagogen, Eltern und dem Kollegium an der Schule. Die Erfahrungen und Anregungen der Kollegen, die schon jahrelang im Förderzentrum engagiert sind, nahm Holger Heberer als Erfahrungsbericht mit ins Landesverwaltungsamt.

Helmut Ketzler hat für die Zukunft des Förderzentrums einen großen Wunsch : " Unser Ziel ist, dass irgendwann nicht mehr in behinderte und nichtbehinderte Kinder unterschieden wird, sondern sich das Schachteldenken erübrigt und man nur noch von Schülern spricht. "