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Seit fast 40 Jahren ist die Imkerei die große Leidenschaft des Elbeuers Reinhard Jacob: Herr der Honigbienen

Von Christin Bargel 06.06.2009, 05:27

Besonders im Frühjahr und Sommer kann sich Reinhard Jacob aus Elbeu über mangelnde Zuneigung nicht beklagen – dann wird er fast täglich von Bienen umschwärmt. Der Elbeuer " Teilzeitimker " – wie er sich selbst bezeichnet – besitzt 75 Völker. Zurzeit läuft die Honigproduktion auf Hochtouren. Gemeinsam mit seiner Frau Annegret ist er mehrmals in der Woche kräftig am Schleudern und Sieben.

Elbeu. Alles klebt und es ist dunstig warm. Reinhard und Annegret Jacob sind konzentriert bei der Arbeit. Jeder Griff sitzt. Sie sind ein eingespieltes Team – und das seit Jahren. Im Anbau ihres Einfamilienhauses ist das Ehepaar gerade dabei, Rapshonig herzustellen – wie so oft in diesem Tagen. " Wir produzieren etwa acht verschiedene Sorten in der Saison. Gerade ist der Rapshonig dran, dann geht es mit Akazienhonig weiter. Der letzte ist dann der Heidehonig, der aus der Erikapf anze gewonnen wird. Der ist aber komplizierter in der Verarbeitung, denn er ist so geleeartig. "

Wenn sich die Jacobs in ihren kleinen, gef ießten Produktionsraum zurückziehen, haben die zahlreichen Bienenvölker schon ihre Arbeit getan. Dann sind die Waben in den Holzrahmen, die Reinhard Jacob " Rähmchen " nennt, mit Nektar gefüllt und von den Bienen fein säuberlich versiegelt worden.

Um an den Honig zu kommen, muss Jacob die Müh der feißigen Arbeiterinnen zerstören. Mit einer Gabel kratzt er die Wachsdeckel von den Waben. " Die Masse kann ich später wieder verwenden. Daraus mache ich Wabenplatten, die ich in die Rähmchen spanne. Die Bienen haben dann eine Vorlage für den Wabenbau. "

Im Produktionsraum stapelt Annegret Jacob die Rahmen in eine große, zylindrische Honigschleuder. Klappe zu, Knopf an. Danach wird der Honig noch drei Mal gesiebt. Bis die Jacobs ihn dann in Gläser abfüllen, verbleibt er vorerst in Aluminiumkannen, die jeweils 30 Kilogramm fassen. Auf den Gefäßen ist VEB BIWIM zu lesen. " Bienenwirtschaft Meißen. Da haben wir zu DDR-Zeiten unseren Honig immer abgegeben, für rund 14 Mark das Kilo. Schönes Geld ", meint Reinhard Jacob.

Seit er denken kann, hat er mit Bienen zu tun. Schon sein Vater war Imker, mit 13 Jahren hat der Junior dann selbst damit angefangen. Heute hat der ehemalige Mathe- und Physik-Lehrer eine Halbtagsstelle als Hausmeister. Den Rest des Tages ist er mit der Bienenpf ege und der Honigproduktion beschäftigt. Auch ist Reinhard Jacob Vorsitzender des Wolmirstedter Imkervereins, dem 16 Imker mit insgesamt 273 Wirtschaftsvölkern angehören. " Früher waren wir im Altkreis Wolmirstedt noch 100 Leute mit 2500 Völkern ", erinnert er sich.

Im Frühjahr und Sommer ist Jacob mit seinen Bienen viel unterwegs. Je nachdem, welche Pfanzen gerade in der Blüte stehen, zieht er mit seinen Stöcken um. " Jetzt geht es mit dem Raps zu Ende und die Robinien, aus denen wir Akazienhonig machen, sind soweit. "

Dass die Imkerei ein aufweniges Hobby ist und dazu nicht ganz ungefährlich, zeigt sich, als Reinhard Jacob auf einem Anhänger in seinem Garten steht. Er trägt einen Overall und einen Hut. " Auch Handschuhe sind wichtig. Aber gestochen wird man trotzdem noch ", sagt er schmunzelnd.

Auf dem Anhänger, einer Spezialanfertigung, beginnt Jacob einige der 17 Holzkisten zu öffnen. " Die habe ich selbst zusammengeschustert. Sie sind zwar nicht schön, aber dafür werden sie nicht gestohlen, und ich erkenne sie sofort wieder. " Bevor er aus einer Kiste einzelne Rähmchen herausholt, kommt sein " Schmoker " zum Einsatz. " Dass besänftigt die Bienen ", erklärt er über seine Brille hinweg, " durch den Rauch saugen sie sich mit Honig voll und werden träge. Das funktioniert bei uns Menschen ja genauso ". Dann hebt er nacheinander die Rahmen heraus und überprüft, ob sie schon ausgetauscht werden müssen.

Im unteren Teil des Holzkastens geht es um den Nachwuchs. Reinhard Jacob inspiziert die Brutwaben, in denen die Königin des Stockes ihre Eier gelegt hat. " Man muss die Völker richtig führen ", sagt er. " Ob die Königin noch stark genug ist, erkennt man an den Brutwaben. Wenn sie nicht mehr so viele Eier legt und sich in den Waben nicht genügend Maden entwickeln, ist sie zu schwach. " Dann muss Jacob eingreifen, für eine neue Königin sorgen und die alte töten.

" Leider will heute diesen Job kaum noch einer machen ", klagt der Elbeuer, als er die Holzkiste wieder schließt. " Im Verein bekommen wir das zu spüren. Dabei ist das so eine tolle Beschäftigung. " Für Reinhard Jacob steht jedenfalls fest, dass er sobald nicht aufhören wird. " Man ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber solange ich ft bin, bleib ich bei meinen Bienen. "