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Akademisches Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg musiziert in St. Nicolai Sommerabend für die Sommerserenade

Von Helmut Rohm 24.06.2013, 01:29

"Nun können wir unsere Sommerserenade endlich einmal in diesen alten Gemäuern, im Freien und bei sommerlichen Temperaturen erleben", begrüßt Walter Tharan, Vorsitzender des Förderkreises St. Nicolai, am Freitagabend die etwa 120 Gäste in der Nicolaikirche.

Zerbst l Die Serenade musste nicht witterungsbedingt in St. Trinitatis umziehen. Es wirke, so Walter Tharan, die eindrucksvolle Atmosphäre einer wunderbaren Kultur-Architektur-Natur-Komposition. Und, wie er nach eineinhalb Stunden abwechslungsreichen Konzertes erwähnte, kamen auch die neuerworbenen vereinseigenen wetterresistenten Stühle erstmals zum Einsatz.

Zu Gast war traditionell das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in der Direktion von Matthias Erben aktuell mit 51 Mitgliedern. Es besteht aus musikbegeisterten Studenten verschiedener Fachbereiche und ehemaligen Studenten. Das Ensemble wurde 2003 mit dem Fasch-Preis der Stadt Zerbst geehrt.

Als Gastdirigent agierte Johannes Köhler, erfahrener und erfolgreicher Student des Orchesterdirigierens von der Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar. Er agierte in Zerbst mit hoher Konzentration, gutem Überblick und sicherem Gespür für Details.

Als Konzertauftakt spielte das opulent besetzte Orchester (am dritten Horn übrigens Matthias Erben, studierter Bratscher, auch Allrounder) die Konzertouvertüre "Bajka" (Märchen) des polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko (1819-1872). Mit dem etwa zehnminütigen Werk breitete das Orchester einen romantisch dominierten Klangteppich aus.

Leicht tänzerisch daherkommend, prägten das Stück fabelhaft integrierte Soli von Oboe, Horn, Flöte und Klarinette, wehmütige Celli und Kontrabässe, episch dahinfließende Streicher und überraschend kontrastierende kraftvolle und rhythmusbetonte Sequenzen.

Die "Unvollendete" hat die Sinfonie Nr. 8 h-Moll von Franz Schubert (1797-1828) oft als Zusatz. Sie besteht nur aus zwei Sätzen. Weil, erklärt der moderierende Matthias Erben, Schubert meinte, er habe hier schon alle seine Intentionen umgesetzt. Einem langsamen Aufwachen ähnlich beginnen Celli und Kontrabässe spannungsvoll ein leise Melodie. Die Streicher antworten mit mehr geheimnisvollen schnellen Passagen, später erklingen ebenso volksliedhafte Ansätze. Auch bei Schuberts Sinfonie entfalten die Bläser, hier insbesondere Klarinette, Oboe und Flöte, mit Soli und im Dialogisieren untereinander sowie mit dem Streichern ihre besondere klangliche Wirkung.

Aus den drei Suiten mit insgesamt 19 Teilen (Sätzen) der von Georg Friedrich Händel (1685-1759) im Jahre 1743 erstmals komplett erschienenen weltbekannten "Wassermusik" spielte das Akademische Orchester die Sätze Menuet - Gavotte - Air.

Zum Abschluss erklang die oft den Beinamen "London" tragende 104. Sinfonie, die Joseph Haydn (1732-1809) im Jahre 1795 im Rahmen seiner zweiten London-Reise komponierte.

Für sein engagiertes und meisterliches Konzertieren erhielten die Orchestermitglieder und ihr Dirigent Johannes Köhler viel Beifall.