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Heimatfotorätsel: Zerbster Post-Gebäude war gesucht, das 1897 eröffnet wurde Feuerwehrtechnik aus dem Eröffnungsjahr

Von Judith Kadow und Manuela Langner 22.02.2014, 01:33

Arbeitsplatz, Anlaufpunkt, Fundort: Mit dem Zerbster Postgebäude, das wir in dieser Woche beim Heimatfotorätsel suchten, verbinden unsere Anrufer vieles. Seit weit über 100 Jahr ist dieses Gebäude schon Teil von Zerbst.

Zerbst l Was haben das Zerbster Postgebäude und das "Rote Museum" von Günter Röhrs gemeinsam? Nun, auf den ersten Blick nicht viel.

Doch 2009 führte eine Brandschutzüberprüfung des Gebäudes beide zusammen. "Bei der Überprüfung stellten die Kameraden Detlef Lorbeer und Jürgen Dornblut fest, dass es in diesem Haus noch Wandhydrantenschränke gab mit Originalstrahlrohr und -schlauch", erzählt der Zerbster am Telefon. Aus dem Jahr 1897 stammen diese Gegenstände. "Schon nach der Wende wurde mir davon erzählt, aber damals war einfach nicht klar, wem das gehört", erinnert er sich. In den Jahren 1896/97 wurde das Gebäude errichtet, 1897 zogen auch die Wandhydrantenschränke dort ein.

Da die Schränke im Postgebäude nicht mehr benötigt wurden, sind die historischen Gerätschaften in das "Rote Museum" von Günther Röhrs überführt worden. Über 2800 Exponate rund um die Geschichte des Feuerwehrwesens sind im Hause Röhrs zu finden - von Uniformen verschiedener Länder und Epochen über Atemschutztechnik und Masken bis zu Alarmmeldern und Bildern.

"Das Gebäude als solches mit seiner Substanz ist schön", findet Günter Röhrs. "Aber die Fassade befindet sich in einem jämmerlichen Zustand."

Auch Harald Neupert erkannte das Post-Gebäude. Er konnte sich erinnern, dass man einst die Treppe rechts am Gebäude hinaufgehen musste, um dort in einem Raum ein Telegramm aufzugeben. "Und dort wo auch jetzt noch der Haupteingang ist, befand sich damals noch ein Raum voller Schließfächer, links war auch damals schon die Paketannahme." In der mittleren Etage sei eine Telefonzentrale gewesen, die obere Etage war bewohnt.

Reinhard Koch aus Leitzkau hatte das Gebäude auf der historischen Ansicht sofort erkannt. "Das ist die Hauptpost des Kreises Zerbst", meldete er sich am Volksstimme-Telefon. Zwischen 1966 und 1968 lernte er dort den Beruf des Postbetriebsfacharbeiters. Dazu gehörte der Dienst hinter dem Schalter, das Zustellen, aber beispielsweise auch das Paketverschieben. Nach seiner Lehre arbeitete er als Kraftgüterpostfahrer. Auf seinem W 50 mit Anhänger wurde abends die Zerbster Post verladen und in der Nacht nach Magdeburg, Schönebeck und Oschersleben gebracht. Auf der Rückfahrt hatte er die druckfrische Volksstimme aus der Magdeburger Bahnhofstraße an Bord. "Damals gab es noch drei Postämter im Kreis. Das waren Loburg, Lindau und Leitzkau." Dass Reinhard Koch zur Post ging, hatte auch familiäre Gründe. Sowohl seine Mutter als auch sein Vater arbeiteten dort. "Wenn ich mich richtig erinnere, hieß der Oberinspektor damals Hain. Das war eine richtige Respektsperson."

Als Autor zweier Beiträge über die Geschichte der Zerbster Post im Zerbster Heimatkalender (Jahrgänge 2006 und 2007) ist Wolfgang Berkling ein ausgemachter Experte des Themas. "Ich bin da drin groß geworden", sagte er am Volksstimme-Telefon und meinte damit seine Lehre und Berufstätigkeit im Fernmeldewesen. Das Fernmeldewesen hatte wie das Postwesen in dem stattlichen Gebäude, das am 27. September 1897 eingeweiht wurde, seinen Sitz.

Wolfgang Berkling bedauert es sehr, dass sich heute keiner mehr richtig um das Gebäude kümmere. Nach der Wende hätten es erst Amerikaner gekauft, später Luxemburger.

"Im Gebäude waren die Postschalter, die Zustellung, die Entstörungsstelle für ganz Zerbst, das Fernamt - also die Stöpselschränke, aber auch Kultur- und Sozialräume untergebracht", blickte er zurück.

Den Bombenangriff auf Zerbst am 16. April 1945 hat die Post überstanden, weil eine Bombe nicht das Gebäude traf, sondern einen riesigen Krater in der Puschkinpromenade unmittelbar daneben aufriss.

Wolfgang Berkling kennt viele spannende Fakten zum Postgebäude. Ob es sich dabei um den riesigen Dachboden des Hauses handelt oder um den Turm für die Anschlüsse. Nach wie vor ärgert es ihn, dass die aus der Kupferspitze geborgene Zeitkapsel verschwunden ist, ohne dass jemand wisse, was darin enthalten war.

Ines Lange aus Wertlau und auch Helmut Morbach aus Güterglück erkannten das Gebäude.

Reinhard Koch kann sich über den Gewinn eines 10-Euro-Biber-Ticket-Gutscheins freuen. Dieser kann ab Montag, ab 9 Uhr, in der Lokalredaktion, Alte Brücke 45 in Zerbst, abgeholt werden.