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Ausbau der Schleibank und Umgestaltung des Bereiches zwischen St. Nicolai und St. Trinitatis Die Klammer zwischen Heide und Markt in Angriff nehmen

Von Thomas Drechsel 27.01.2011, 04:35

Ein Dutzend Zerbster interessierte sich am Dienstagabend für die Architekten-Entwürfe zum künftigen Aussehen des Gebietes zwischen St. Nicolai und St. Trinitatis. Bau- und Stadtentwicklungsausschussvorsitzender Helmut Seidler hatte eingeladen. "Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, die Bürger einzubeziehen."

Zerbst. In diesem Jahr sollen zum einen die Anwohnerstraße Schleibank ausgebaut, zum anderen der Bereich um die Ruine St. Nicolai sowie hinüber bis zur Salzstraße umgestaltet werden. Rund 670 000 Euro kann die Stadt hierfür in diesem Jahr zusammenziehen – höchstens. Bau- und Stadtentwicklungsausschussvorsitzender Helmut Seidler sieht "die Schleibank", wie das Projekt oft vereinfachend bezeichnet wird, als "wohl letztes in dieser Dimension".

Zur Teilnahme am Planen forderte auch Bau- und Ordnungsdezernent Andreas Fischer auf. Allerdings habe Architekt Hans-Georg Brosig seine Konzeptidee bereits im September 2010 mit Erfolg verteidigt. "Jetzt geht es um das Verfeinern. Das Konzept also solches wird nicht mehr umgeworfen."

Die Stadt werde "gewaltig viel Geld in die Hand nehmen, um die fehlende Klammer zwischen der Heide und dem Markt zu schließen", fand Seidler. 435 000 Euro aus den Innenstadtsanierungsmitteln sowie weitere 235 000 Euro aus dem eigenen Aufkommen sollen in das Projekt fließen. Noch unbekannt sind etwaige Kosten für archäologische Untersuchungen.

Neben dem finanziellen Aspekt gibt auch die städtebauliche Bedeutung des Bereiches dem Projekt eine erhebliche Dimension. Architekt Hans-Georg Brosig, dessen Büro den Zuschlag für die Planung erhalten hatte, empfindet die derzeitige Situation als "großes städtebauliches Defizit, das wegen der gestalteten Platz-Situationen Heide und Markt dringend aufgegriffen werden sollte". Zugleich habe das Gelände gerade in der jüngeren Geschichte vielfältige Nutzungen ertragen müssen: als Betonwerk, als gepflasterte Fläche, als Baugrund für Betonplattenbauten in unmittelbarer Nähe. Die historischen Baufluchten sind vollständig verwischt. Das bis ins Mittelalter zurück belegbare städtebauliche Prinzip, Sichtachsen auf große Bauten durch andere Baumasse zu verstellen, sei verletzt. "Heute kann man vom Heidetor bis fast in die Bäckerstraße hineinschauen. Das hat es im historischen Zerbst nie gegeben", erläuterte der Architekt schon vor der ersten Nachfrage seinen Ansatz, vor allem mit eher kleinwüchsigen Bäumen den freien Blick auf die Nicolai-Grundmauern etwas zu verstellen.

Nicolaigarten

Er habe mit der horizontalen Fortsetzung der Nicolai-Pfeiler und der zwischen diesen Streifen bepflanzten Bereiche einen "Nicolaigarten" im Sinn gehabt. In bewusst geschwungenen Bögen windet sich um das Bauwerk ein gesandeter Weg. "So entdeckt man Details an der Kirche, die früher und aus der Ferne unsichtbar blieben." Der bisher gewohnte Südeingang ins Kirchenschiff wird laut Brosig zur Lieferanten-Zufahrt, der reguläre Eingang befindet sich künftig im Mittelturm an der Westseite. Ein dritter Zugang ist bereits vor Jahren vom Förderkreis St. Nicolai saniert worden und soll angebunden werden. Weitere der insgesamt sieben Zugänge sollen vorerst jedoch nicht geöffnet werden, erklärte Walter Tharan für den Förderkreis.

Neben dem direkten "Nicolaigarten" sieht Brosig auf dem einstigen Spielplatzbereich eine befestigte Fläche mit mehreren bis zu 1,60 Meter hohen Sitz- und Kletter-Bergen vor. Ähnlich "organisch geschwungen" hat Brosig die beiden sechs mal drei Meter langen Dächer vor, unter denen sich Busfahrgäste beim Warten aufhalten können.

Ulrike van Thadden von der Zerbster Bürgerinitiative "Pro Stadtbild" nannte sie "Beton-Eier". Was Brosig weder beleidigte noch aus der Ruhe brachte. Diese Form sei wesentlich angebrachter als scharfe Kanten der üblichen geometrischen Bauformen. "Warten Sie die Entwurfsplanung ab, dann werden Sie meinen Vorschlag besser finden." Und statt Beton würde auch er lieber den kostspieligeren Sandstein vorsehen.

Die Anwesenden hatten allerlei Verständnisfragen. Dr. Dieter Friedrich als interessierter Einwohner erklärte sich sehr zufrieden, dass die Stadt endlich auch diesen zentralen Bereich angeht. Der Entwurf sei sehr gelungen, erklärte er allgemein.

Walter Tharan verwies auf einen neues Wasserproblem. Die frisch installierten Wasserspeier des Mittelturmes beeinflussen den künftigen Haupteingangsbereich. "Hier müsste man eine technische Lösung zum Aufnehmen und Ableiten des herabstürzenden Regenwassers vorsehen."

Ein Schleibank-Anwohner erkundigte sich nach den künftigen Parkplätzen. Bislang sind 21 vorgesehen, die Anzahl der davon für Anwohner reservierten werde sich noch ergeben.

Eine bereits vom Fachausschuss eingebrachte Forderung betrifft den Weg von der Schleibank zum Hoheholzmarkt, also bis direkt vor den Kirchen-Westeingang. Er müsse direkter erreichbar werden als im Projekt umrissen, so Dezernent Fischer.

Weiter im April

Weitere Fragen betrafen das Miteinander in dem Wohnbereich. Die künftige Rasenfläche dürfe keinesfalls zum Hundeklo verkommen, und die Bewohner des Generationenhauses müssten gezwungen werden, von den Parkplätzen der Schleibank fernzubleiben, auch wenn ihre eigenen Parkplätze Geld kosten.

Im April etwa wird Architekt Brosig die Entwurfsplanung vorlegen. Auch dies, so Helmut Seidler, wird "unter den Augen der Öffentlichkeit erfolgen". Was Frau von Thadden und andere freut, denn immerhin gibt es Ideen, den "Nicolaigarten" auch mit allerlei im privaten Garten gezogenen Stauden zu bepflanzen. Angemerkt