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30 Kilometer, Sachsen-Anhalt oder weiter - transparente Produktpolitik bei Aldi, Edeka und Co. Supermärkte denken regional

19.11.2014, 01:16

Das Ökobarometer zeigt: Rund 92 Prozent der Befragten bevorzugen regionale Lebensmittel. Aber ist es überhaupt möglich, sich regional zu ernähren? Kaufland, Edeka und Aldi tragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu bei.

Zerbst l Nach dem Feierabend noch schnell was einkaufen gehen? Na klar, da gehen die meisten Zerbster zum Supermarkt. Ob ins E-Center, zum Kaufland oder zu Aldi ist dabei eigentlich egal. Neben einem riesigen Sortiment können sich die Kunden auf lange Öffnungszeiten und immer volle Regale freuen. Kiwis aus Neuseeland liegen aber immer häufiger neben Tomaten aus Wittenberg. Und nur ein paar Gänge weiter gibt es Käse aus Lindau zu kaufen. Denn an den großen Handelsketten geht der Wunsch der Zerbster nach Produkten aus der Region nicht spurlos vorbei. Alexandra Antonatus, Pressereferentin bei Edeka geht sogar so weit zu sagen: "Regionalität ist unsere Basiskompetenz und keine neue Mode."

"Wir bieten unseren Kunden eine große Auswahl an heimischen Produkten."

Andrea Kübler, Kaufland

Sowohl bei Edeka als auch bei Kaufland wird Wert auf Produkte aus der Region gelegt. Andrea Kübler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Kaufland, sagt: "Wir bieten unseren Kunden eine große Auswahl an heimischen Produkten." So würden im Kaufland in Zerbst derzeit 730 Produkte aus Sachsen-Anhalt, davon 140 Produkte aus einem 30 Kilometer-Umkreis von Zerbst angeboten. Diesen Radius hat sich auch Edeka gesetzt. "Da es keine gesetzliche Definition von Regionalität gibt, hat Edeka Minden-Hannover sich selbst eine Vorgabe für die Herkunft der Produkte festgelegt", so Alexandra Antonatus. Diese werden mit "Bestes aus unserer Region" beworben und die Lieferanten und Erzeuger stammen aus einem Radius von 30 Kilometern um den jeweiligen Markt, in diesem Falle das E-Center in Zerbst. "Die Rohstoffe sollten idealerweise aus der Region stammen, die Wertschöpfung des jeweiligen Erzeugers muss vor Ort bleiben", so Antonatus.

"Als Regionalartikel gelangen solche in den Verkauf, die besonders häufig nachgefragt werden."

Anna Steinweger, Aldi-Nord

Während Edeka und Kaufland ein so genanntes Vollsortiment anbieten, verfügt Aldi Nord über ein Standardsortiment von "nur" rund 1000 Artikeln. "Als Regionalartikel gelangen meist Artikel in den Verkauf, die in dieser geografischen Region besonders häufig nachgefragt werden oder bestimmte regionale Verzehrgewohnheiten bedienen", erklärt Pressesprecherin Anna Steinweger von Aldi Nord. Die Kunden können sich beim Einkaufen beispielsweise über Kabanossi oder Gugelhupfsülze freuen, die in Zerbst produziert werden.

Die Zusammenarbeit zwischen lokalen Produzenten und den Märkten ist nach Ansicht der Handelsketten noch verbesserungswürdig. "Teilweise machen wir die Erfahrung, dass diese uns - als großes Handelsunternehmen - etwas reserviert gegenüber stehen", sagt Andrea Kübler von Kaufland. Wenn der persönliche Kontakt dann aber bestehe, wären diese Ressentiments schnell beseitigt. Bei Edeka gibt es sogar so genannte Regionalitäts-Scouts, die gezielt nach neuen regionalen Lieferanten suchen. "Nachholbedarf besteht bei einigen Lieferanten, die die Qualitätsanforderungen der Edeka als zu hoch empfinden", so Alexandra Antonatus. Die Lieferanten müssen sich zu der Qualität verpflichten, die Edeka bei allen Artikeln im Sortiment hat. Regelmäßige Untersuchungen durch neutrale Institute, lebensmittelrechtliche Voraussetzungen und nicht zuletzt die Verfügbarkeit der Produkte über einen längeren Zeitraum sind hohe Ansprüche an potenzielle regionale Erzeuger. Die Handelskette Edeka hat hierbei ihre Kunden im Fokus. "Schließlich wollen zufriedene Supermarktkunden den gleichen Artikel einige Tage später wieder einkaufen können", sagt Alexandra Antonatus. Direktvermarkter wie sie bei den bisherigen Teilen von "Macht die Stadt mich satt" zu Wort gekommen sind, können dies häufig nicht leisten.

So können Kunden von Edeka zwar Käse der Schafsmilchkäserei Jaare aus Lindau im E-Center kaufen, aber betriebswirtschaftlich lohnen würde sich das kaum, da die Produkte in der großen Auswahl untergehen, so Anett de Vries. Direktvermarkter Herbert Wallwitz war mit seinem Gemüse mal bei Kaufland im Sortiment. Für ihn war eine weitere Zusammenarbeit aus den unterschiedlichsten Gründen letztendlich keine Option mehr. Noch kleinere lokale Produzenten können die Mengen, die die großen Ketten benötigen erst gar nicht produzieren. Diese bekommen dann aber wieder die Chance, wenn es um Saisonprodukte wie Erdbeeren oder Spargel geht. "Unser Angebot variiert nach Region und Saison", so Andrea Kübler von Kaufland.

"Der Umsatz von regionalen Produkten steigt kontinuierlich."

Alexandra Antonatus, Edeka

"Viele Lieferanten konnten sich erst durch die Zusammenarbeit mit Edeka so positiv entwickeln", hält Alexandra Antonatus dagegen. Und auch Andrea Kübler von Kaufland sagt: "Wir arbeiten seit unserer ersten Kaufland Eröffnung in Ostdeutschland 1990 erfolgreich mit lokalen Produzenten zusammen, in dieser Zeit sind viele Geschäftspartner mit uns gemeinsam gewachsen."

Klar ist, dass regionale Produkte nicht angeboten werden würden, wenn sich dies nicht lohnte. "Der Umsatz von regionalen Produkten steigt kontinuierlich, denn unsere Kunden erwarten insbesondere im Frischebereich regionale Ware", sagt Alexandra Antonatus von Edeka. Das bestätigt Andrea Kübler von Kaufland: "Die Nachfrage entwickelt sich positiv, wir werden unser Angebot entsprechend der Kundennachfrage ausbauen."

Informationen über Inhaltsstoffe und Herkunft von bereits verarbeiteten Produkten gibt es im Internet unter www.codecheck.info