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Investor denkt über Kindergarten-, Krippen- oder Hortneubau in der Jüdenstraße nach Braucht Zerbst eine weitere Kita?

Von Katrin Wurm 12.03.2015, 01:19

Der Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschuss der Stadt diskutierte über die Auslastungen der Zerbster Krippen, Kitas und Horte. Grund ist der Vorschlag eines Investors, in der Jüdenstraße eine Kinderbetreuungseinrichtung zu bauen.

Zerbst l Ausreichend Kindergarten- und Krippenplätze, gute Schulen und umfassende Betreuungsangebote. Aus wirtschaftlicher Sicht sind dies sogenannte "weiche" Standortfaktoren. Also Faktoren, die zum Beispiel für Familien entscheidend sind. Doch hat Zerbst genügend Kindergarten-, Krippen- und Hortplätze? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschuss der Stadt während seiner Sitzung am Dienstagabend.

Den Anlass der Debatte erklärte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) eingangs: "Ein Investor hat sich an uns gewandt. Er plant in der Jüdenstraße Wohneinheiten im Rahmen des betreuten Wohnens zu errichten. In diesem Komplex würde er auch, insofern die Stadt dies benötigt, einen Kindergarten, eine Krippe, einen Hort - oder eine Mischung der Betreuungsformen - bauen."

Mögliches Vorhaben geht durch alle Ausschüsse

Um den Bedarf einer weiteren Kinderbetreuungseinrichtung einschätzen zu können, wurde den Ausschussmitgliedern Zahlenmaterial vorgelegt. Vor allem das Verhältnis von Geburten und freien sowie belegten Kindergartenplätzen wurde betrachtet (alle Zahlen im Infokasten). "Die Geburtenzahlen sind relativ konstant. Und Spitzen wie in 2011 müssen auch abgedeckt werden", so Andreas Dittmann zur Betreuung der Kinder.

Während auf dem Land, bis auf die Einrichtungen in Steutz und Güterglück, freie Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze vorhanden sind, wird es im Stadtkern eng. Zwar stehen im Stadtkern 179 möglichen Krippenplätzen 170 belegte Krippenplätze gegenüber. Aber die Ursache dafür seien die tatsächlich fehlenden Kindergartenplätze. Rechnerisch sei es nämlich so, dass zwei Kindergartenplätze einen Krippenplatz ersetzen können.

De facto stünden im Stadtkern keine Krippen- und Kindergartenplätze zur Verfügung. Es sei derzeit sogar so, dass die dreijährigen Krippenkinder erst nach Abgang der Einschüler zum 1. August als Kindergartenkinder betreut werden können, hieß es seitens der Verwaltung. Ein Grund für das Ungleichgewicht sei das 2007 eingeführte Wunsch- und Wahlrecht, so Dittmann. Das besagt, anders als bei Schulen, dass Eltern ihre Kinder in eine Kindergarteneinrichtung ihrer Wahl geben dürfen.

Der Vorsitzende des Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschusses, Bernd Adolph (CDU), erklärte zum eventuellen Neubau einer Kita: "Wir müssen das von allen Seiten betrachten und Vor- und Nachteile abwiegen. Das ist jetzt unsere Aufgabe."

Ausschussmitglied Mario Rudolf (FFZ) merkte an, dass auch auf die Kindergärten im Umland geachtet werden sollte. "Wir dürfen durch den Bau einer neuen Kita in Zerbst nicht riskieren, dass die Kitas in den Ortsteilen unterbelegt sind." Dazu meinte Ausschussmitglied Nicole Ifferth (UWZ): "Wir müssen aber auch beachten, dass auch Zerbst für junge Familien als Zuzieher immer interessanter wird. Denen müssen wir attraktive Kinderbetreuungsangebote in der Stadt zusichern."

Dass auch in Zukunft die Nachfrage nach Kinderbetreuung, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, steigen werde, vermutete auch der Bürgermeister. "Falls wir uns als Stadt für den Bau einer solchen Einrichtung entscheiden, dann kann diese ja auch zum Beispiel nur für 30 Kinder sein", sagte er. Dittmann erklärte weiter, dass in den nächsten Monaten in den Ausschüssen über das mögliche Projekt geredet werde: "Eine Entscheidung wird jetzt noch nicht getroffen. Aber wir müssen über alle Möglichkeiten reden. Dass uns ein Investor anspricht und diese Möglichkeit anbietet, ist erstmal für uns ein Idealzustand", so der Bürgermeister.

Falls es eine Entscheidung dafür gebe, müsse auch noch die Trägerfrage geklärt werden.

Eine Kindertagesstätte, bei der die Trägerfrage lange Zeit eine Rolle spielte, nun aber geklärt ist, ist die Kita "Knirpsentreff" im Amtsmühlenweg. Seit 2012 befindet sich die Kita in Trägerschaft der Stadt. Zuvor war die Lebenshilfe verantwortlich. Unmittelbar vor der eigentlichen Ausschusssitzung am Dienstag besichtigten die Mitglieder die Kita und ließen sich von der Leiterin Jeanette Huhn das Konzept und den Kita-Alltag erklären.

Die integrative Kita "Knirpsentreff" ist in der Einheitsgemeinde Stadt Zerbst die einzige Kita in Trägerschaft der Stadt. Von den 60 Kindern im "Knirpsentreff" werden 20 integrativ betreut. Therapieräume helfen bei der Bewältigung des Alltages. "Wir haben hier feste Gruppenstrukturen. Denn gerade die integrativ betreuten Kinder brauchen feste Strukturen und einen geregelten Tagesablauf", erklärte die Kita-Leiterin.

Im "Knirpsentreff" arbeiten die sechs Heilpädagogen, fünf Erzieher und eine Diplom-Heilpädagogin nach dem Konzept "Bildung elementar". Das Bildungsprogramm bildet laut neuem Kinderförderungsgesetz verbindlich den inhaltlichen Rahmen für die frühkindliche Bildung in den Einrichtungen. Gewährleistet wird es durch Teilhabe und Beteiligung der Kinder. "Die Kita macht einen sehr aufgeräumten, ordentlichen und ansprechenden Eindruck", resümierte der Ausschussvorsitzende Bernd Adolph (CDU) den Besuch.