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Kenntnisse verschwinden

12.06.2015, 01:13

Blau, Rot, Gelb - die Natur macht momentan mit voller Wucht auf sich aufmerksam. Ernst-Paul Dörfler vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärt im Interview mit Bianca Schwingenheuer, worauf es bei einem bunten Feldblumenstrauß ankommt.

Die Blumen entlang der Felder stehen momentan in voller Blüte. Kann ich mir einfach einen schönen Strauß pflücken oder worauf muss ich achten?

Ernst-Paul Dörfler: Häufig vorkommende, wild wachsende Blumen an Feld- und Wegrändern zu pflücken, sollte kein Problem sein. Allerdings hält bei manchen Arten die Freude nur kurz an. Der Klatschmohn verliert sehr schnell seine prächtig roten Blütenblätter. Kornblumen und Glockenblumen halten etwas länger, die Immortellen, die auf Brachflächen gedeihen, behalten viele Monate hindurch ihre Pracht.

Wem gehören die Blumenwiesen?

Die Felder und Wiesen haben meist private Eigentümer, Weg- und Straßenränder sind zumeist in öffentlicher Hand. Es wird aber wohl kaum jemand etwas dagegen haben, wenn man sich einen bunten Strauß pflückt, sofern reichlich Blumen vorhanden sind.

Gibt es in Zerbst und Umgebung geschützte Arten, die man keinesfalls pflücken sollte?

Auf den Steutzer Elbwiesen kommen noch Restbestände der seltenen und vom Aussterben bedrohten Iris sibirica vor, der Sibirischen Schwertlilie. Auf den letzten Nasswiesen bei Badetz wachsen noch einige geschützte Orchideen, wie das Knabenkraut. Diese zu pflücken oder auszugraben, ist streng verboten.

Wer könnte einem mehr über die Flora und Fauna beibringen?

So wie viele Pflanzenarten aus unserer Umwelt nach und nach verschwinden, verschwinden auch die Kenntnisse darüber. Es gibt immer weniger Menschen, die botanisch bewandert sind. Am besten wendet man sich an die Biosphärenreservatsverwaltung. Der bevorstehende GEO-Tag der Artenvielfalt soll dazu beitragen, dieses Wissen wieder aufzufrischen und weiterzugeben. Eine pflanzenkundliche Wanderung ist zum Beispiel am 16. Juni um 17 Uhr in Dessau geplant.