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Kreistag rätselt: Was steht in der Begründung zur Klage gegen das Landesschulamt Jubel in Loburg: Schulschließung gekippt

Von Falk Heidel 19.06.2015, 03:18

Auch nach den Sommerferien wird es tobende Kinder auf dem Loburger Schulhof geben. Der Kreistag hat am Mittwoch den Weg für eine Möckeraner Gemeinschaftsschule mit Loburger Außenstelle freigemacht. Überraschend: Denn zuvor standen alle Zeichen auf Schließung.

Genthin/Loburg l Was für eine neuerliche Wendung: Mit einer Entscheidung pro Loburg im Kreistag hatten die wenigsten Beobachter gerechnet. Im Vorfeld schien sich eine Mehrheit formiert zu haben, die 1,5 Millionen Euro in die Möckeraner Schule "Am Park" investieren wollte, damit sie sämtliche Schüler aus Loburg aufnehmen kann.

Entsprechend war auch die Beschlussvorlage formuliert, die der Kreistag am Mittwoch bestätigen sollte. Auszug: Der Kreistag beschließt, die Beschulung aller Schüler ab August in Möckern zu organisieren. Die Klage gegen einen Bescheid des Landesschulamtes wird zurückgenommen."

Doch es kam anders.

Nach einer emotionalen Debatte und einem Antrag auf namentliche Abstimmung kippte die Stimmung in Richtung Loburg vor allem deshalb, weil sich die CDU-Mitglieder geschlossen (bis auf eine Ausnahme) der Stimme enthielten.

Übrig geblieben waren nur noch drei Stimmen für die sofortige Schließung der Loburger Schule. Allerdings gibt es derzeit nur die einjährige Ausnahmegenehmigung des Magdeburger Schulamtes für diese Regelung.

Mit diesem Kreistagsbeschluss fusionieren Loburg und Möckern zum 1. August zur Gemeinschaftsschule. Sie kooperiert laut Konzept mit dem Fachgymnasium der Berufsbildenden Schulen in Burg. Jedoch werden alle Loburger Fünftklässler im August bereits in Möckern eingeschult.

Damit haben im Kreistag die Kämpfer für den Erhalt der Loburger Schule einen Zwischenerfolg verbucht. Etliche Vertreter des Loburger Schulfördervereins quittierten die Redebeiträge für ihre Einrichtung mit lautem Applaus.

Zum Beispiel den Vortrag von Kerstin Auerbach (Die Linke). Sie wundere sich über einen Passus in der Formulierung des Kreistagsbeschlusses, wonach die Schließung auch aus pädagogischer Sicht erfolgen müsse: "Die pädagogische Sicht war nie Thema in den Ausschüssen. Im Gegenteil, entsprechende Diskussionen sind immer abgewürgt worden." Mit Blick auf die Beschlussvorlage sagte Auerbach: "Es ist peinlich, was hier passiert." Und: "Kann mir jemand erklären, ob es pädagogisch wertvoll ist, eine Schule zu schließen, ohne für den Erhalt gekämpft zu haben?"

Seit etlichen Monaten argumentiert Andreas Fischer (Wählergemeinschaft) für den Erhalt der Schule: "Loburg hat in den vergangenen Jahren sehr viele Einbußen hinnehmen müssen. Mit einer Schließung kommen auf die Schüler noch längere Fahrtzeiten zu. Sie sind also noch länger von ihren Familien, von ihrer Freizeit getrennt."

Eine andere Sicht auf das Thema hat Lutz Nitz (Grüne): "Wir nehmen der Schule in Möckern nichts, wenn wir für den Erhalt der Schule Loburg als Außenstelle plädieren. Amtlich vorgegebene Schülerzahlen machen unsere Schulen nicht besser. Viel zu oft geht es bei solchen Themen um Zahlen, viel zu selten spielt der Mensch die Hauptrolle."

Frank Krehan (Freie Wähler) sagte: "Ich habe in Leitzkau zwei Schulschließungen miterlebt. Heute diskutieren wir über Loburg, morgen vielleicht über Möckern und danach über ein Gymnasium."

Klaus Bock (Wähler) sieht "eine Diskrepanz zwischen der Schließungsdebatte und den Aussagen vor fünf Monaten, als alle für den Erhalt plädierten. Immerhin war Loburg früher mal Kreisstadt." Bock meint: "Wir müssen uns gegen die Schulschließung wehren."

Zu den Kämpfern gehört auch Dr. Christoph Kaatz (Grüne): "Wir haben die Chance, mit der Klage den Standort zu erhalten. Nach den Landtagswahlen im kommenden Jahr ergibt sich vielleicht eine ganz neue Konstellation."

Ein bisheriges Randthema warf Bernd Köppen auf: "Die Verwaltung sollte den Kreistagsmitgliedern die Begründung der Klage gegen das Schulamt vorlegen." Beobachter meinen, dass der Landkreis diese Begründung nicht mit entsprechender Ernsthaftigkeit bzw. Nachdruck formuliert hat.