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Sparkassen und Volksbanken Filialschließungen sind unvermeidbar

Das Filialnetz bei den Sparkassen und Volksbanken im Zerbster Umland wird weiter zurückgebaut.

Von Nils Hoffmann 09.08.2015, 18:37

Zerbst l Auf dem Land ist ein Auto meist unverzichtbar, um Einkäufe oder Termine zu erledigen. Besonders Bankgeschäfte werden dabei fast zu einem Tagesausflug. Denn eine Statistik der deutschen Bundesbank zeigt: Zwischen 2004 und 2013 haben in Deutschland fast 10 000 Bankfilialen geschlossen. Kunden von privaten Bankhäusern wie der Deutschen Bank oder der Commerzbank haben es besonders schwer. "Man kann feststellen, dass sich die Privatbanken bereits vor Jahren nahezu gänzlich aus der Fläche zurückgezogen haben", sagt Andreas Czaja, Pressesprecher der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld.

Um sich in einer Filiale der Deutschen Bank beraten zu lassen, muss man nach Schönebeck oder Dessau fahren. Auch die regionalen Volksbanken und Sparkassen stehen unter hohem Druck: Manche Filiale auf dem Land ist den aktuellen Problemen nicht gewachsen - und muss geschlossen werden. Andreas Czaja: "Wir als Sparkasse sehen uns mit drei Herausforderungen konfrontiert. Die demografische Entwicklung, die anhaltende Niedrigzinsphase bei gleichzeitig steigenden Kosten und das geänderte Kundenverhalten in Folge der Digitalisierung."

Besonders Online-Banking nimmt eine wichtige Rolle bei Kunden in der Region ein. "Rund 30 Prozent unserer Kunden nutzen das Internet für ihre Bankgeschäfte", so Czaja. Im Vergleich zum durchschnittlichen Bankkunden sind das wenige: Laut Bankenverband nutzten in Deutschland vergangenes Jahr 55 Prozent aller Deutschen Online-Banking. Die Kunden in der Region scheinen den klassischen Gang zur Bank zu schätzen.

Trotzdem musste auch die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld zum 30. Juni eine Filiale in Wolfen schließen. Ähnliche Aussagen machte die Volksbank Dessau-Anhalt auf ihrer Generalversammlung im Juni: In den kommenden Monaten wird die Filialstruktur auf den Prüfstand gestellt. Die Anfrage an die Volksbank Dessau-Anhalt zu Entwicklungen ihrer Filialen und Geldautomaten im Zerbster Umland verlief ergebnislos.

Neben den Filialen ist auch das Netz der Geldautomaten im Zerbster Umland großmaschig. Denn ob sich ein Geldautomat für eine Bank lohnt, hängt von vielen Faktoren ab: Wie teuer ist die Versicherung? Wird der Automat von genügend Kunden besucht? Wieviel kostet die Geldversorgung und die Sicherheitstechnik? In vielen kleineren Ortschaften haben die Banken deshalb keine Auto-maten. Es lohnt sich einfach nicht. Zudem belasten Direkt-Banken die Volksbanken und Sparkassen: Diese nutzen das Automatennetz der regionalen Banken, ohne die Kosten dafür zu tragen.

Leidtragende sind die Kunden. Wer nicht mobil ist oder sein Geld am Schalter abheben möchte, steht vor einem großen Problem. Die Kreissparkasse ist sich dessen bewusst und setzt auf andere Wege: Neben Telefonberatung und Onlinebanking sucht sie den Weg zum Kunden. Andreas Czaja: "Es ist der Sparkasse wichtig, auch im ländlichen Raum die Bargeldversorgung und grundsätzliche Servicetätigkeiten sicher zu stellen. Hierfür wurde in eine fahrbare Geschäftsstelle investiert und Mitarbeiter entsprechend geschult." Die mobile Geschäftsstelle fährt viele kleine Ortschaften an. Seine Bankgeschäfte kann man so beispielsweise auch in Güterglück oder Reuden tätigen. Private Banken und Volksbanken konnten hier bisher kaum überzeugen.

Der gezeigte Trend zu weniger Automaten und Filialen scheint ungebrochen zu bleiben. Auch für die Zukunft setzen die Banken verstärkt auf ihre Online-Kanäle, Apps und Standorte im regionalen Zentrum Zerbst. Insgesamt müssen sich die Kunden auf längere Wege und Alternativen wie dem Online-Banking einstellen. Die Zukunft der Banken im Zerbster Umland scheint vor allem eins zu sein: Digital und auf mobile Kunden ausgerichtet. Ob Konzepte wie die mobile Geschäftsstelle der Sparkasse auch bei anderen Banken Einzug hält und überzeugen kann, bleibt abzuwarten.