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Heimatfotorätselserie gestartet Leser erkennen Kino, Milchbar, Roten Garten

Von Thomas Drechsel 07.07.2012, 03:16

Die neue Serie "Kennen sie Ihre Heimat?" traf auf ein großes Leserecho.

Zerbst l Jawohl, es war natürlich die Zerbster Breite. Der Auftakt unseres künftig wöchentlichen Heimatfoto-Rätsels hat der Leserschaft ganz offensichtlich sehr gefallen. Jedenfalls meldeten sich mehr als 60 Leser telefonisch oder per E-Mail, um die Lösung zum Foto durchzugeben.

Bei Erika Freudenreich aus Zerbst zum Beispiel lag der Telefonhörer wohl direkt neben der Kaffeetasse. "In aller Ruhe frühstücken, und dazu gehört bei uns die Volksstimme. Das Bild hat uns sofort interessiert, eine wunderbare Abwechslung."

Günter Götze, letzter Betriebsleiter der "Zerbster Getränke" und zwischenzeitlich in der Zerbster Partnerstadt Nürtingen lebend, meldete sich ebenfalls auf das Foto hin. "Ich lese die Volksstimme über das Internet. Als erstes einen lieben Gruß an die Heimatstadt. An alle, die uns kennen. Als zweites kann ich natürlich auflösen: Das ist die Breite, aufgenommen aus erhöhter Position, sicherlich vom Turm St. Bartholomäi." Auch in Nürtingen hat das kleine Volksstimme-Bilderrätsel offenbar sofort Anhänger gefunden.

Auch Rosa Scheuer aus Zerbst konnte zum Foto viel berichten. Im Gebäude Breite 10, das hier als erstes zu sehen ist, befand sich vor 1945 die Gaststätte "Germania". Wegen seines schmalen Mittelganges wurde das Gebäude im Zerbster Volksmund auch "Das schmale Handtuch" genannt.

Dieser Spitzname fiel bei nahezu jedem Telefonat. Der Gang teilte das Gebäude und viele Zerbster können sich an das frühere Kino erinnern, an dem der Gang endete. Auch die einstige Milchbar ist vielen ein Begriff, die hier am Platz der vormaligen Gaststätte wohl eingerichtet war und bis in die 1970er Jahre hinein betrieben wurde.

Ruth Barth aus Zerbst hat ganz besondere Erinnerungen an das Haus Breite 10. "Hinter dem Fenster oben in der Ecke war mein Büro. Ich war damals die Hauptbuchhalterin des Kreislichtspielbetriebes Zerbst. Wir hatten zwei Kinos zu bespielen und später dann auch das erste Geschäft für Fernseher. Auch das befand sich auf der Breite." 1965 sei der Lichtspielbetrieb aufgelöst worden, der Betrieb der Kinos erfolgte über einen für den gesamten Bezirk zuständigen Betrieb. Frau Barth erinnert sich ferner an einen Sattlerladen, in welchem seinerzeit auch im größeren Umfang mit Möbelbezugsstoffen gehandelt worden war.

Helmut Morbach aus Zerbst hat schönste Erinnerungen an Milchbar wie Kino. "Ich war damals der erste weit und breit, der eine schwarze 350er Jawa hatte. Die Maschine habe ich immer dort vor dem großen Bogen abgestellt."

Sabine Sauermilch aus Zerbst erinnert sich vor allem an die "Turnhalle Roter Garten". Als solche wurde das Kino nach seiner Schließung verwendet. "Wir haben dort immer Federball trainiert bei Onkel Willy. Das war Willy Brandt aus Zerbst, ein ganz gutmütiger Mann. Der war in jungen Jahren selbst Boxer, hat aber auch in anderen Sportarten trainiert."

Christa Kujat konnte noch fast alle Bewohner der abgebildeten Häuser benennen - vor der Bombardierung von Zerbst. Beispielsweise erzählte sie, dass in der Breite 10 vor 1945 die Kali, die Kammerlichtspiele, und die bereits genannte Gaststätte "Germania" zu finden waren. Entlang der heutigen Straße "Zur Nuthe" lag das Stali - das Stadttheater - und ein Café. "Dort trafen sich die Offiziere und die höhere Gesellschaft vom Flugplatz. Im Germania fand sich eher das Fußvolk aus den Kasernen ein." Sie kennt die Breite in- und auswendig. "Wir haben dort unser Leben verbracht", sagt die Zerbsterin, die einst mit ihrer Familie als Kind in der Breite 24 wohnte. "Diese Straße war mein Spielplatz und wenn es um mein Zerbst geht, interessiert mich alles."

Jürgen Schmidt hatte vor allem eine Erinnerung an die einstige Milchbar. "Nach Schulschluss sind wir oft dort gewesen. Der Ananas-Bananen-Milchshake war klasse." Annemarie Gründer wiederum fand es immer "ganz toll, einen Fruchteisbecher für zwei Mark fünfzig auszuschleckern".

Rosemarie Klitsch wusste auch sofort Bescheid. "In der Breite 12 befand sich unsere Fleischerei Wasserberg". Dem folgte in Nr. 14 das Holz-Handwerker-Geschäft Orlicek, das Kinderheim (Nr. 16), das Geschäft Thieme, der Friseursalon "Erika" und weitere.

Die Redaktion ist erfreut über das rege Interesse. Aus allen Teilnehmern wurde Ines Jäkel aus Gehrden als Gewinnerein des Volksstimme-Regenschirms gezogen. Am kommenden Donnerstag erscheint das nächste Heimaträtsel-Foto.