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Privatspender und Firmenunterstützung ermöglichen Angebot in kleinerem Rahmen / Stadt signalisiert ZuschussTeestube für Menschen in Not wird wiederbelebt - Diskussion über soziale Aufgaben bleibt

Von Birgit Ahlert 22.01.2013, 01:33

Die Teestube wird wieder zum Leben erweckt: In einem kleineren Raum, mit weniger Aufwand und Betreiberkosten. Vorerst improvisiert. Als erste Hilfe gegen die Kälte und mit großem Dank an alle Helfer und Unterstützer.

Magdeburg l "Die Finanzen sind in den Hintergrund getreten, als zwei Obdachlose in der Tür standen und nicht wussten wohin", berichtet Erika Tietze, Leiterin der Magdeburger Stadtmission. "Da haben wir einfach Tische und Stühle aufgestellt und Tee gemacht." Ein Angebot der Wärme gegen die Kälte.

Doch die Finanzfrage steht nach wie vor. Bisher wurde die Teestube von der Stadtmission mit rund 15 000 Euro eigenfinanziert plus Fördergeld von 3000 Euro von der Stadt. "So können wir weiterhin nicht durchhalten", erklärt Schwester Erika. "Aber in einem kleineren Rahmen bekommen wir wenigstens einen warmen Raum, warme Getränke und eine Gesprächsmöglichkeit, die bezahlbar sein könnten."

Dazu beigetragen haben zahlreiche Spenden der Magdeburger, wie Erika Tietze erfreut berichtet. Darüber hinaus "ist es gut zu erleben, dass die Leute sich erkundigen, wie es mit der Sozialarbeit aussieht in der Stadt. Dass sie nicht nur geben, sondern auch hinterfragen."

Wie Peter Weber, Geschäftsführer der Medizintechnikfirma Hasomed. Er hatte vor Kurzem Firmen aufgerufen, sich gemeinsam für den Erhalt der Teestube einzusetzen. "Die erste Resonanz war ernüchternd", sagt er. Doch die Hoffnung gibt er nicht auf. "Schließlich bin ich kein Unterlasser, sondern Unternehmer." Und so befragte er gestern Erika Tietze bei einem Treffen, was notwendig ist für den Erhalt der Teestube, welche Unterstützung benötigt wird und sie besprachen Alternativen, um Geld für den Weiterbetrieb aufzutreiben. Die erste Spendenaktion bringt 700 Euro (von Hasomed, Yaway Media und der Timme Anhänger OHG).

Von der Stadt wurde inzwischen ebenfalls ein finanzieller Beitrag signalisiert. In einem Schreiben von Sozialbeigeordnetem Hans-Werner Brüning (rund eine Woche nach Volksstimme-Veröffentlichung zur Schließung) heißt es: "Die für die Teestube beantragten Gelder könnten nach der Haushaltsgenehmigung durch das Landesverwaltungsamt bewilligt werden. Das setzt voraus, die Teestube wird weiterbetrieben."

Die Augen von Schwester Erika glänzen bei diesen Worten. "Wir haben unseren Schließungsantrag zurückgenommen", berichtet sie, "jetzt hoffen wir, dass die Stadt zu ihren Worten steht." Ein Antrag auf Zuschuss war im September gestellt worden, eine Antwort hat die Stadtmission jedoch noch nicht bekommen.

Währenddessen kündigt Brüning an, es soll in diesem Jahr "planmäßig das Konzept der Suchtbekämpfung und der Suchtprävention fortgeschrieben werden". In diesem Zusammenhang erfolge die Prüfung, "ob die erbrachte Leistung aller Leistungserbringer den Erfordernissen von Hilfen für Betroffene entspricht". Im Schreiben vom Sozialbeigeordneten an die Volksstimme heißt es, er setze "auf ein offenes Miteinander für wirksame Hilfen für die Menschen, die sie auch benötigen".

Daneben bemerkt Brüning, "es gibt in Magdeburg ... fachlich anspruchsvollere Leistungen von Stadtmission, AWO, DROBS und KOBES". Die Stadt investiere jährlich um die 320 000 Euro - für Selbsthilfe, Angehörigenhilfe, Suchtbekämpfung.

So löblich das ist, hat die Teestube einen anderen Sinn und Ansatz: Es geht um einen niederschwelligen Zugang. In eine Teestube zu gehen ist einfacher als offizielle soziale Hilfen anzunehmen. Gerade das ist das Problem, schildert Erika Tietze: "Es geht uns um die soziale Betreuung. Menschen aufzunehmen und zur nächsten Stufe zu führen: Sie in ihrem Tempo zu unterstützen, ihren Weg zu finden aus der Not". Neben frischer Kleidung und Waschmöglichkeit ins Gespräch zu kommen, soziale Wärme zu vermitteln, ist Hauptanliegen der Teestube in ihrem Ursprung. Menschen ohne Halt und Vertrauen aufzunehmen und gemeinsam einen Weg zu suchen - zu einer Beratung beispielsweise. Die Stadtmission bietet ein Spektrum davon, darunter Sucht- und Schuldnerberatung. "Allein mit Tee wird die Situation der Menschen nicht geändert", betont sie.

Und dennoch fängt es gerade damit erst einmal wieder an: Ab sofort bietet die Stadtmission einen (kleineren) Raum an zum Sitzen, Aufwärmen und Teetrinken. Wie es weitergeht, muss sich zeigen.