Mit dem Fahrrad um die Welt Auf und davon

07.08.2014, 06:53

Es ist ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht: Vor genau 497 Tagen sind Gergana Godulla und Michael Heine aufgebrochen, die Welt mit dem Fahrrad zu erkunden. Die Gesangslehrerin und der Qualitätsmanager im Gesundheitswesen setzten sich am 22. März des vergangenen Jahres auf ihre Sattel, um ihr, wie sie damals sagten, "Fernweh zu stillen, das auf ihre Seele drückt".

Mehr als 20.150 Kilometer haben sie seither zurückgelegt. Ihre Route führte sie u. a. durch Ungarn, Griechenland und Serbien in die Türkei. Von dort aus radelten sie weiter in den Iran, nach Turkmenistan, Tadschikistan und Pakistan. Sie durchquerten Nepal und Indien, nahmen den Flieger nach Bangkok, wo sie Besuch von ihren Müttern und Michaels Bruder Dobrin bekamen. Dann gingen sie in Südostasien auf Entdeckungsreise. Nach Thailand, Malaysia und Indonesien meldeten sie sich am Montag nun aus Darwin im Norden Australiens.

Was den beiden Magdeburgern in den vergangenen Monaten auf ihrer Reise alles widerfahren ist, lässt sich nicht in wenige Worte fassen. Einige Eindrücke und Erlebnisse schreiben sie in ihrem online-Tagebuch (www.velo7.net) nieder. Auch kurze Videosequenzen und zahlreiche Fotos vermitteln zumindest einen kleinen Eindruck davon, was die Beiden erleben.

So wurden sie in der Türkei Zeugen von Ausschreitungen und Krawallen, im Iran erfuhren sie von jungen Studenten, Geschichten über Unterdrückung und Diktatur des Mullah-Regimes. Turkmenistan habe sie Nerven und Kraft gekostet, da es Probleme mit ihren Visen gab und in Usbekistan trafen sie ein Berliner Pärchen. Im Pamirgebirge mussten sie in über 4000 Höhenmeter mit dem reduzierten Sauerstoffgehalt zurecht kommen und durch einen Teil Pakistans sind sie mit Polizeieskorte gebracht worden. Fast anderthalb Monate folgten sie dem Lauf des Mekong, waren in Laos und Kambodscha. Sie erlebten die einsetzende Regenzeit, sahen Armut und enorme Umweltzerstörung durch Abholzung und Brandrodung. Alles nachzulesen in ihrem Online-Tagebuch.

In jedem ihrer geschriebenen Einträge schwingt die Faszination über das Potpourri der Kulturen, die Vielfalt der Landschaften und Gastfreundlichkeit der Einwohner mit. Sie übernachteten in buddhistischen Tempeln, in Dorfschulen, in Kirchen oder bei Privatpersonen. Gelegentlich, in größeren Städten, genossen sie auch den "Luxus" eines Hotels.

Mehrfach mussten sie schon Bekanntschaft mit der Willkür von Staatsbeamten machen. Zuletzt in Malaysia, als das Beantragen ihres Visums für Indonesien sie nicht nur viel Zeit, sondern "spontan" auch mehr Geld kostete.

Ihre letzte Station vor dem Down Under in Australien hinterließ Eindruck: "Indonesien ist groß. Groß in allem. Nicht nur die Zahl der Inseln und der Bevölkerung ist groß. Die Tiere sind groß, die Pflanzen sind es, die Gefühle, der Ärger, die Freude, die Verwirrung, die Anstrengung, die zurückgelegte Wegstrecke und die gefahrenen Höhenmeter auf Sumatra", berichten sie. "Indonesien ist ein gutes Land, um seine Grenzen zu erfahren und vielleicht zu überwinden. Das Radfahren ist körperlich sehr anstrengend. Der Kampf mit den Behörden sehr nervenaufreibend. Die allnächtlichen Rufe des Muezzin bringen einen um den Schlaf, besonders wenn nach dem letzten Ramadantag die ganze Nacht hindurch Allah gepriesen wird. Die vielen Menschen grüßen uns rund um die Uhr mit \'Hello Misterrrrr`, fragen uns woher wir kommen, wohin wir fahren, können einfach nicht verstehen, dass wir ihre Sprache nicht sprechen und reden munter auf Bahasa Indonesia auf uns ein." Die beiden Magdeburger wollen irgendwann einmal (vermutlich ohne Rad) wieder nach Indonesien, um die ganzen Inseln zu erforschen.

Jetzt wartet jedoch erst einmal Australien darauf von den Elbestädtern entdeckt zu werden. Eine Rückkehr der zwei Magdeburger wird es in diesem Jahr daher wohl nicht geben, denn auch Süd-, Mittel- und Nordamerika sollen noch beradelt werden. (ka)