1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Auf drei Beinen kann man gut stehen

Kultur in Magdeburg Auf drei Beinen kann man gut stehen

"Die neue Sinnlichkeit in der zeitgenössischen Kunst" heißt ein Kunstfestival ab Ende Mai in Magdeburg. Den Raum bietet das ehemalige Gefängnis.

Von Martin Rieß 01.01.2015, 13:55

Magdeburg l Mit gleich drei Projekten wird Andrea Seidel auf dem Festival vertreten sein. Während des Rundgangs der Künstler durch den einstigen Gefängniskomplex am Rande von Sudenburg nimmt sie zum einen Räume im Zellentrakt des ehemaligen Strafvollzugs in Augenschein. Sie sagt: "Klar: Es ist provokant, das Thema Sinnlichkeit gerade in einem alten Gefängnis umzusetzen. Aber es ist ja klar, dass Sinnlichkeit weit mehr als nur Erotik ist. Und darum soll es uns gehen."

Wir - das sind in ihrem ersten Projekt für das Kunstfestival ihr Mann und sie. Die beiden möchten zwei Zellen gestalten. Mit Skulpturen, Schwarz-Weiß-Fotografien und vielleicht auch Musik möchten sie sich dem Thema nähern. Es könnte um das Verhältnis vom Täter zum Opfer gehen, aber auch darum, was das Menschsein in einem begrenzten Raum bedeutet und warum ein Täter zum Täter wird. Andrea Seidel sagt: "Kein Mensch wird ja als Täter geboren. Er wird erst zu einem Täter. Uns interessiert, welchen Einfluss die Umgebung und die Gesellschaft haben können."

Neben den beiden Zellen möchte Andrea Seidel auch mit dem Magdeburger Fotoclub 37 Raum in der einstigen Justizvollzugsanstalt belegen. Sie sagt: "Zurzeit diskutieren wir noch im Fotoclub, wie genau wir uns einbringen wollen." Je größer die Künstlergruppe, desto aufwendiger auch der Diskussionsprozess um ein gemeinsames Konzept. "Es geht ja nicht darum, hier einfach nur die Arbeiten unterschiedlicher Fotografen nebeneinander zu hängen. Es geht um ein Zusammenspiel, vielleicht sogar um eine gemeinsame Aussage."

Den dritten Beitrag wird Andrea Seidel gemeinsam mit Cathrin Bothmann leisten. Und zwar während der Ausstellungszeit selbst. Auf einem der Innenhöfe des Geländes sollen dann Skulpturen entstehen. Nicht nur, dass der Entstehungsprozess von Kunst bei Besuchern immer gut ankommt. Die Skulpturen als haptisches Erlebnis stehen zudem im Gegensatz zur eher virtuellen Arbeit mit Fotografien und sollen auf diese Weise eine ganz neue Perspektive auf die Sinnlichkeit in einer besonderen Umgebung eröffnen, so Andrea Seidel.