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Mindestlohn und Streit über Krankenfahrten lassen jeden zehnten Arbeitsplatz wackeln Taxifahrer weiter unter Druck

Von Rainer Schweingel 11.02.2015, 02:32

Magdeburgs Taxifahrer kämpfen weiter mit den Folgen von Mindestlohn und fehlenden Verträgen mit Krankenkassen. Jeder zehnte Fahrer wurde auf Teilzeit gesetzt oder gar entlassen.

Altstadt l Von den rund 150 Taxis in Magdeburg fahren 132 Wagen von 90 Unternehmern in der Taxigenossenschaft Magdeburg. Ob das so bleibt, ist eine offene Frage. Denn derzeit stehen die Taxi-Unternehmer gehörig unter Druck. Der Mindestlohn und ein ungeklärter Streit mit Krankenkassen führen bei den Chauffeuren zu großen finanziellen Problemen. Genossenschaftschef Wolfgang Bahls muss konstatieren: "Etwa jeder zehnte unserer Fahrer musste auf Teilzeit gesetzt oder sogar entlassen werden." Schuld sei der Mindestlohn. Obendrauf komme noch ein handfester Streit mit Krankenkassen, deren Fahrten rund ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmachen. Das sei die ernüchternde Bilanz nach rund zwei Monaten mit neuen Preisen, Mindestlohn und dem Disput über die Bezahlung von Krankenfahrten.

Weil es mit einigen Kassen derzeit keine Verträge über das Honorar für Krankenfahrten gibt, müssen die betroffenen Patienten die Taxifahrten im Voraus bezahlen und dann versuchen, sich das Geld von ihrer Krankenkasse erstatten zu lassen. Das führt zum Verdruss bei den Patienten und in der Folge zu weniger Fahrten, aber auch zu vielen Diskussionen in der Taxizentrale. "Sie glauben nicht, was da los ist. Die Patienten können nicht verstehen, warum die Fahrten zum Arzt auf Rechnung plötzlich nicht mehr möglich sind", so Bahls.

Im Kern des Streits geht es darum, dass die Taxi-Unternehmer die Fahrten nach Taxameter abrechnen wollen, während einige Kassen auf Festpreisen bestehen. Eine generelle Einigung steht noch aus. Mit einigen Kassen gibt es Teilverträge, mit anderen noch keine Übereinkunft - alles ist schwer zu durchschauen, vor allem für die Kunden. Unterm Strich stehen weniger Fahrten und aufgebrachte Patienten. Dazu kommt der Mindestlohn, der nach Meinung von Taxi-Genossenschaftschef Bahls nur Nachteile hat. "Unsere Taxifahrer haben keinen Cent mehr als bisher in der Tasche. Früher wurde nach Leistung bezahlt. So gab es einen Anreiz, noch mehr Fahrten anzunehmen. Das ist jetzt nicht mehr so."

Weniger Fahrer führen zu höheren Wartezeiten

Stattdessen fielen Kosten an. "Wenn mein angestellter Fahrer eine Stunde ohne Fahrt am Taxistand am Bahnhof steht, dann kostet er mich als Unternehmer 17 Euro ohne einen einzigen Cent Einnahme", schimpft Bahls und verweist auf die Folgen mit Entlassungen und dem Wechsel in Teilzeit-Verträge.

Wo die Entwicklung hingeht? Das kann er auch nicht vorhersagen. Eine Auswirkung sei aber schon jetzt spürbar. Weil es jetzt weniger Fahrer gibt, seien zu Spitzenzeiten nicht mehr ausreichend Taxis unterwegs. "Es kommt bei größerer Nachfrage schon zu längeren Wartezeiten, die es früher so nicht gab. Darauf müssen sich die Kunden einstellen", so Bahls.

Es gibt aber auch positive Aspekte. Mit der Einführung neuer Taxipreise im Dezember 2014 (Volksstimme berichtete) erfolgte auch eine Lockerung der Standpflicht für die Unternehmer. Sie können ihre Bereitschaftszeiten jetzt variabler gestalten und dürfen auch vor Veranstaltungsstätten wie der Getec-Arena, der Stadthalle, dem Maritim oder Fichte auf Kunden warten, sofern sie den Verkehr nicht behindern.

Das war bis dato nicht erlaubt. Magdeburger Taxis mussten bisher immer auf einem der 34 offiziellen Taxistände warten - mit entsprechenden Nachteilen für die Kundschaft und die Taxi-Fahrer.