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Hobby-Imkerin Die Bienenkönigin von Balkonien

Die wohl meisten Haustiere Magdeburgs hat seit kurzem Gabriella Müller-Tietke. Auf ihrem heimischen Balkon leben bis zu 30.000 Bienen. Neben dem süßen Ertrag von gut 15 Kilogramm Honig will sie damit auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Von Stefan Harter 03.06.2015, 03:22

Magdeburg l 2,5 bis 3 Kilogramm Bienen der Art Carnica hat ihr Imker Henning Bollmann vor gut zwei Wochen in ihre Wohnung im Encke-Carré geliefert. Bei einem Gewicht von 0,1 Gramm pro Arbeiterbiene leben jetzt in einer großen Holzkiste bis zu 30.000 kleine Haustiere. "Ich habe seitdem viele Stunden auf dem Balkon verbracht und ihnen zugeschaut", sagt Gabriella Müller-Tietke glücklich.

Die sogenannte Bienenbox ist wie ein Balkonkasten außen am Geländer angebracht. Über das Internet hat sie sich über die Bienenhaltung in den eigenen vier Wänden informiert und stieß auf das Start-up-Unternehmen des Berliners Johannes Weber. "Ich wollte im Ruhestand einfach etwas Schönes machen. Die Imkerei fand ich schon immer interessant", erklärt Gabriella Müller-Tietke ihre ungewöhnliche Haustierwahl.

Weil sie keinen Garten oder ein anderes geeignetes Grundstück hat, suchte sie nach Alternativen und fand sie bei der Bienenbox. Diese wird als Bausatz geliefert, auch das notwendige Zubehör wie Schutznetz und Schmoker, der Rauch zur Beruhigung der Biene produziert, kann man im Internet bestellen. Nur die Bienen musste sich die angehende Imkerin selbst organisieren.

Hobbyimker gegen Verluste

In Henning Bollmann, Vorsitzender des Imkervereins Magdeburg und Umgebung, fand Gabriella Müller-Tietke einen Imker, der ihren Wunsch unterstützte. "Es ist das allererste Mal, dass ich ein Volk für den Heimbedarf verkaufe", sagt er. Auch wenn die Meinungen darüber in seinem Verein durchaus auseinandergehen, hat er sich darauf eingelassen. "Wir hatten im Winter 25 Prozent Verluste bei unseren Bienen", sagt er. Da käme der Imkernachwuchs gerade recht.

Probleme sieht er prinzipiell keine. Das Einzige, worauf man achten müsste, wäre die Schwarmbildung. Wenn die Tiere sich zu stark vermehren, spaltet sich irgendwann ein Schwarm ab und sucht sich einen neuen Platz zum Nisten. Dies kann durch eine rechtzeitige Teilung verhindert werden, so Bollmann.

Vermieter informieren

Ein paar Dinge gilt es beim Imkern daheim aber dennoch zu beachten. Das örtliche Veterinäramt und die Tierseuchenkasse müssen informiert werden, der Vermieter ebenso. Über einen Aushang im Hausflur kündigte die Hobbybienenzüchterin zudem den Einzug der neuen Mitbewohner ihren Nachbarn an.

Von allen Seiten habe es keine negativen Reaktionen gegeben. Im Gegenteil: Ein junger Mann von nebenan hat sich schon für das erste Glas Honig angemeldet. Und das soll die "Bienenkönigin" bereits Ende Juli abfüllen können, bestätigt Experte Henning Bollmann. Bis zu 15 Kilogramm Honig könnte sie aus der Bienenbox gewinnen, schätzt er. Den Rest brauchen die Tiere zum Überwintern.

Ihr gehe es ohnehin nicht in erster Linie darum, Familie und Freunde mit Honig zu versorgen, sagt sie, sondern um "einen kleinen Beitrag zum Schutz der Umwelt". Um ihr bisher angelesenes Wissen über ihre neuen Mitbewohner zu verbessern, will Gabriella Müller-Tietke nun einen Jungimkerlehrgang absolvieren.