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Kulturtipp des Tages Magdeburg und die Entnazifizierung

Von Martin Rieß 07.06.2015, 09:36

Magdeburg l Unter dem Titel "Befehl 201 - Magdeburg und die Entnazifizierung" lädt das Theater Magdeburg heute zu einer Veranstaltung in das Opernhaus ein. Beginn der Vorstellung ist um 16 Uhr. Veranstaltungsort ist das Podium.

Bei dieser intensiven Produktion soll es um die Entnazifizierung in Magdeburg gehen, heißt es in der Ankündigung. In Stadtarchiv, Landeshauptarchiv und Kulturhistorischem Museum gab es zunächst eine Recherchephase mit Originaldokumenten und Zeitzeugnissen, die die Basis für die Textproduktion legen. Die Ergebnisse wurden zu Szenen geformt, die anschließend darstellerische Umsetzung finden. "Echte Schicksale in der eigenen Stadt können so aufgedeckt und interpretiert werden. Neben den Aufführungen sind auch szenische Lesungen an verschiedenen, historisch relevanten Orten geplant. Werdet zu Stadt- und Geschichtsdetektiven!", hueß es in der Einladung für die Mitwirkenden. Die Leitung hat Elaine Schmidt inne.

Helga A. Welsh erläuterte in dem Buch "Revolutionärer Wandel auf Befehl? Entnazifizierungs- und Personalpolitik in Thüringen und Sachsen (1945-1948)" aus der Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte: "Die Entnazifizierungskommissionen waren mit der Überprüfung ehemaliger Mitglieder des NSDAP beauftragt, die sich nicht strafbar gemacht hatten." Von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), die die Macht auf dem Gebiet der künftigen DDR innehatte, gab es dazu den Befehl Nummer 201, der unter dem Motto "die Großen zu hängen und die kleinen laufen zu lassen" propagiert worden sei. Die Entnazifizierung der sowjetischen Besatzungszone habe dabei nicht bereits gefällten Entscheidungen rückgängig machen oder Persilscheine ausstellen sollen. Doch im Gegensatz zu vorher standen die aktiven NSDAP-Mitglieder im Fokus des Interesses. Als Sanktionen waren seinerzeit unter anderem die fristlose Entlassung oder der Entzug des Gewerbes vorgesehen.

Premiere hatte "Befehl 201 - Magdeburg und die Entnazifizierung" übrigens am 29. Mai. Eine weitere Vorstellung ist für Dienstag, 9, Juni, 19 Uhr, vorgesehen.