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Bürgerversammlung Magdeburger Domviertel in der Diskussion

Wie soll das neue Domviertel aussehen? Die Informationsveranstaltung zeigte, dass Abriss und Neubau von den meisten befürwortet wird. Doch am Wie - insbesondere an den Bäumen - scheiden sich die Geister.

Von Martin Rieß 25.06.2015, 03:10

Magdeburg l Mit einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung sollen die Menschen mitgenommen werden bei Planungen für wichtige Bauprojekte. Im Falle der Bebauung zwischen Danzstraße und Keplerstraße, zwischen Breitem Weg und Leibnizstraße war es am Dienstag so weit: Das Stadtplanungsamt hatte in den Iba-Shop in der Regierungsstraße eingeladen. Wie zu erwarten, war es vor allem der Streit darum, ob die Bäume - insbesondere eine Platane und eine Ulme an der Danzstraße - erhalten werden können und sollen. Die Emotionen schlugen so hoch, dass Menschen, die nicht aus Magdeburg stammen, die emotionale Kompetenz abgesprochen wurde und dass im weiteren Verlauf jeder Diskussionsteilnehmer auch eine Stellungnahme zu seiner Herkunft abgeben zu müssen glaubte.

Gleich vorneweg: Johannes Kalvelage, Professor für Städtebau und Dorfplanung an der Hochschule Anhalt, hatte von dem Termin aus der Volksstimme erfahren und äußerte eine grundsätzliche Kritik an der Umgehensweise mit der Bürgerbeteiligung. Diese Veranstaltungen sollen möglichst stattfinden, wenn auch noch Veränderungen an dem Bauvorhaben möglich sind und nicht bestimmte Vorstellungen schon in Stein gemeißelt zu sein scheinen.

1 Historie

Vor der Zerstörung im Jahr 1945 befanden sich in der Innenstadt Quartiere, die nahe an die Straßen herangebaut waren. Diese Zuschnitte der Straßen sollen wo möglich wieder aufgenommen werden. Mit der sogenannten städtebaulichen Verdichtung, mit Handel und Gastronomie soll Leben in diesen Teil der Innenstadt gebracht werden.

2 Bäume

Margitta Quast erinnerte als Vertreterin der AG Ökologie am Dom an die Geschichte der Bäume und daran, dass diese als hölzerne Zeitzeugen erhalten werden sollten. Zumal: Wenn es um Geschichte geht, so standen sie bereits vor der Zerstörung der Innenstadt auf einem Schulhof. Ein weiteres Argument pro Baumerhalt gründet sich ebenfalls auf geschichtlichen Fakten - dass die Bäume eben auch an das Überleben während des Bombardements im Zweiten Weltkrieg erinnern. Ein Diskussionsteilnehmer erinnerte an Modelle in Ländern wie Finnland, wo vielerorts um Bäume herumgebaut werde. Damit hatten sich die Planer bereits früher beschäftigt und den Platz an dieser Stelle als unzureichend eingestuft. Zu Wort meldeten sich aber auch Bürger, die sich hinter den Plan der Verwaltung pro Karree-Bebauung anstelle des Baumerhalts stellten.

Weniger heftig debattiert wurde die Rosskastanienreihe, die gefällt werden soll. Ersetzt werden soll sie auf jeden Fall - nach derzeitigem Stand durch Rote statt durch Weiße Rosskastanien. Immerhin sind diese Gewächse etwas widerstandsfähiger gegen die Kastanienminiermotte, die sich seit Jahren ausbreitet und für braunes Laub an den Bäumen sorgt.

3 Verkehr

Das Parkhaus an der Leibnizstraße wird in einem eigenen Verfahren behandelt. Derzeit müsse davon ausgegangen werden, dass mindestens 400 Stellplätze für die Autos benötigt werden, für die es in den neuen Innenhöfen ja keinen Platz geben soll.

Die Öffnung der Straßen, so die Vertreter des Stadtplanungsamts, ist zwar baulich gewünscht. Wie dann aber der Verkehr geregelt wird, sei noch offen. So stehe noch nicht fest ob die geöffnete Haeckelstraße eine Art Fußgänger- oder eher eine Tempo-30-Zone wird. Die Einfahrt werde so oder so in sie nur aus Richtung Hasselbachplatz, die Ausfahrt in Richtung Danzstraße möglich sein.

4 Gewerbe

Gewerbe - egal ob als Handel, Café oder Versicherungsbüro - wird im Erdgeschoss vorgeschrieben. Damit sollen Passanten angelockt werden. Auch im Sinne des Gewerbes sind recht große Flächen für die Bebauung möglich: Ein Geschäft mit mehr als 1200 Quadratmetern Grundfläche könnte hier durchaus als Magnet für potenzielle Kunden wirken.

5 Fassade

Während der Versammlung wurde der Wunsch geäußert, dass sich die Architekten an den historischen Vorbildern in der Nachbarschaft orientieren. Hierbei, so die Vertreter des Stadtplanungsamts unter der Leitung von Baudezernent Dieter Scheidemann, sei aufgrund der Regelungen des Baugesetzes aber der Einfluss der Verwaltung beschränkt. Die Stadtplaner könnten beispielsweise die verpflichtenden Baulinien und die maximalen Baugrenzen für die Bauherren vorgeben.

6 Verfahren

Heute soll der Stadtrat darüber entscheiden, welche Variante des Bebauungsplans weiterverfolgt werden soll. In jedem Fall werden die Planungen noch einmal für einen Monat ausgelegt, so dass neben den sogenannten Trägern öffentlicher Belange auch die Bürger ihre Hinweise und Anregungen noch einbringen können.

Auch die Hinweise aus der Bürgerversammlung am Dienstag sollen - wo möglich - in die Planungen und in den Abwägungsprozess einfließen.

Frühestens ab Mitte 2016 könnte Baurecht bestehen.