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Stadtentwicklung Magdeburg Stadtrat erlaubt Baumfällung im Breiten Weg

Mit einem Bebauungsplan machte der Stadtrat den Weg frei für die Neugestaltung des südlichen Breiten Weges. Nach dem Abriss von Plattenbauten entsteht ein neues Wohn- und Geschäftsquartier. Die alten Bäume müssen dafür weichen.

Von Katja Tessnow 27.06.2015, 03:11

Magdeburg l 13 Gegenstimmen und 8 Enthaltungen steuerten Linke/Gartenpartei, Grüne und die Einzelstadträte von Tierschutz und future! als Protest bei. Die Ratsmehrheit aus CDU/FDP/BfM und SPD folgte jedoch den Argumenten der Verwaltung und vor allem der Investoren. Zwei Genossenschaften und die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft wollen das Filetstück im Stadtzentrum gemeinsam neu entwickeln. Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann nennt das Vorhaben "von besonderer Bedeutung für die Stadtentwicklung".

Das südliche Stadtzentrum soll mit der neuen Wohn- und Geschäftsmeile neu erblühen bzw. die zuvor geschäftlich relativ tote Lücke zwischen Domviertel und Hasselbachplatz soll geschlossen werden. Entstehen wird ein Riesenblock zum Wohnen und Einkaufen, dessen Fassade jedoch - untergliedert und verschieden gestaltet - ein abwechslungsreiches Flaniererlebnis ermöglicht. So weit der gute Vorsatz.

Bäume überlebten mehrfach Fällungspläne

Praktisch haben die Investoren in den vergangenen vier Jahren schon rund 1,5 Millionen Euro in Abriss und Planung gesteckt. "2010 sind die Unternehmen dazu erstmals gemeinsam auf die Verwaltung zugekommen. 2012 haben wir hier im Stadtrat den Aufstellungsbeschluss gefällt. 2013 ist eine detailliertere Planung vom Bauausschuss einstimmig beschlossen worden. Dann wurde der Abrissantrag bewilligt. Dann wurde abgerissen. Und jetzt sollen wir April, April sagen?" OB Lutz Trümper ließ im Rat die schon längere Vorgeschichte Revue passieren, um eben jenen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die jetzt die Umplanung verlangten - zum Schutz vor allem der beiden über hundertjährigen Bäume an der Ecke Danzstraße.

Der Grüne Timo Gedlich hielt ein flammendes Plädoyer für den Schutz der Bäume, die auf mutige Initiative der Domgemeinde bereits 1987 vor ihrer Fällung bewahrt wurden. "Das sind Zeitzeugen der Stadtentwicklung. Sie haben zwei Diktaturen, den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg und die DDR überlebt. Die Proteste gegen ihre Fällung 1987 waren Vorboten des Geschehens von 1989. Damals sollten die Bäume für dringend benötigten Wohnraum fallen, heute für die Rentabilität des neuen Bauprojektes. Lassen Sie uns gemeinsam noch einmal mutig sein!" Gedlich erntete Beifall und missbilligendes Geraune gleichermaßen und am Ende eine Niederlage im Kampf für die grünen Zeitzeugen.

Naturschutzbehörde will Fällung genehmigen

Die Grünen hatten die Umbauung der Bäume von drei Seiten vorgeschlagen. So entstünde ein Hof in Nachbarschaft der alten Staatsbank, also des künftigen Dommuseums. Sören Herbst und Jürgen Canehl entwarfen für diesen Platz vor dem geistigen Auge ein gemütliches Areal mit hoher Aufenthaltsqualität, Cafébetrieb und Touristeninformation. Frank Schuster (CDU) konterte: "Glauben Sie mir, auf diesen nur nach Norden offenen Platz wird zu keiner Tageszeit auch nur ein Strahl Sonne fallen." Auch Falko Grube zweifelte für die SPD eine Aufenthaltsqualität an.

Am Ende überzeugten die Grünen-Argumente und der vorangegangene Protest der Domgemeinde und weiterer Magdeburger eine Ratsmehrheit nicht. Sie votierte für die Bebauung der Ecke. Die Naturschutzbehörde hat mit Blick auf die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Investoren bereits eine Fällgenehmigung für die Bäume angekündigt; Ersatzpflanzungen werden angeordnet.