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Der umstrittene Stadtratsbeschluss zu Strandbad und Campingplatz und die Reaktionen Stadt steuert Verkauf des "Barlebers" an: Neuer Betreiber soll Strandbad flottmachen

Von Robert Richter 11.07.2012, 05:17

Mit dem Sanierungsstau am Barleber See soll Schluss sein und das größte Sommerfreizeitareal bald auch wieder das schönste sein. Doch die Stadt hat dafür kein Geld. Deshalb will sie mit Segen des Stadtrates nun Strandbad und Campingplatz veräußern. Stammgäste zeigten sich gestern sommerlich gelassen.

Barleber See l Sommer, Sonne, Barleber See - besser geht es nicht für Detlef Mauer (50). "Ich wurde schon im Kinderwagen hier langgeschoben. Seit 50 Jahren verbringe ich jeden Sommer hier", erzählt der Dauercamper.

Das soll auch die nächsten 50 Jahre bleiben, wünscht sich der kräftige Campingwagenbewohner. "Ich bin hier glücklich und hoffe, dass unser Campingverein ungestört weitermachen kann. Die Spekulationen über einen Verkauf gibt es schon eine ganze Weile. Alles in einer Hand, das wäre vielleicht eine gute Lösung, um Zwistigkeiten zu verhindern", sagt er. Seine Campingnachbarin Monika Behrens (68), auch schon seit 45 Jahren jeden Sommer am "Barleber", sieht die Diskussionen gelassen: "Was soll uns denn passieren. Wir haben unsere Verträge, und die haben aus meiner Sicht Bestand, Verkauf hin oder her", sagt sie. "Der Preis für unsere Parzelle stimmt, und unser Campingverein macht mit unserem Geld eine gute Arbeit."

Davon zeigt sich auch Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) überzeugt und formuliert eine Bedingung der Stadt für die Privatisierung klar: "Der mögliche neue Eigentümer oder Pächter muss selbstverständlich für die Stadt in den Vertrag mit dem Campingverein eintreten, ebenso wie er einen Weiterbetrieb des Strandbades für die Öffentlichkeit garantieren muss." Der Nutzungsvertrag laufe bis 2016 mit der Option auf Verlängerung bis 2023.

Kein Geheimnis ist allerdings nach Aussage Trümpers auch, dass der Campingverein Barleber See, der seit nunmehr zehn Jahren bereits den Campingplatz in Eigenregie bewirtschaftet, selbst schon vor Monaten ein Kaufinteresse für die Anlage plus Strandbad signalisiert hat. Zur Frage, ob er sich nun bewerben werde, war gestern vom Verein niemand erreichbar. Nach dem denkbar knappen Votum des Stadtrates (21 Ja- und 18 Nein-Stimmen) für eine Ausschreibung von Strandbad und Campingplatz zum Verkauf oder zur Erbbaupacht hofft die Stadt nun auf Konzepte potenzieller Investoren. Denn klar ist auch, dass dringend notwendige Investitionen für die klamme Kommune selbst kaum zu schultern sein werden.

OB Trümper sprach gestern von rund 2,5 Millionen Euro, die nach Einschätzung der Stadtverwaltung für anstehende Sanierungsarbeiten, unter anderem an Rettungstürmen, Umkleide- und Sanitärgebäuden oder Wasser- und Abwasserleitungen, in den nächsten Jahren aufgebracht werden müssten.

Völliges Neuland wäre ein privat betriebener Strand in Magdeburg obendrein auch nicht. Am Neustädter See bietet ein Unternehmer seit einigen Jahren Sandstrand, Liegewiesen, Volleyballplätze und Wasserskianlage für Sonnenanbeter, Badenixen und Sportbegeisterte an.

Auf einen dicken Geldregen durch den Verkauf der Anlagen macht sich Lutz Trümper auch keine Hoffnungen. Stattdessen erklärte er: "Es geht uns bei der Ausschreibung nicht um den höchsten Preis, sondern um das beste Konzept."

Auf das hoffen auch die Badegäste und Dauercamper am größten Badesee Magdeburgs. "Für mich ist der Barleber See im Sommer der schönste Ort", sagt Monika Behrens. "Ich hoffe, dass sich das Gebiet weiter positiv entwickelt."